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Naturdämmstoffe für mehr Klimaschutz entscheidend

In der Landwirtschft fällt viel Stroh an, das ungenutzt bleibt und als Baumaterial eingesetzt werden könnte. Im Bild ein Strohballen mit 4 Garnen gebunden  (Foto: „Alpaca de paja“ von Midir / Eigenes Werk / Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedi
In der Landwirtschft fällt viel Stroh an, das ungenutzt bleibt und als Baumaterial eingesetzt werden könnte. Im Bild ein Strohballen mit 4 Garnen gebunden (Foto: „Alpaca de paja“ von Midir / Eigenes Werk / Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons -https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alpaca_de_paja.jpg#/media/File:Alpaca_de_paja.jpg)

Bei der energetischen Gebäudesanierung wird das Thema Wärmedämmung zwar noch kontrovers diskutiert, ist aber mit der EnEV in der Regel notwendig. Polystyrol und Mineralwolle sind die meist verwendeten Dämmstoffe – dabei stehen naturnahe Dämmstoffe zur Verfügung, die die Ökobilanz verbessern könnten.

16.12.2015 – Eine Info-Kampagne der Deutschen Umwelthilfe (DUH) möchte beim Thema ökologisch Dämmen nun für Aufklärung sorgen unter Bauherren Planern und Handwerken und wendet sich gleichzeitig an die Politik, um hier über neue, alternative Fördermaßnahmen zu sprechen. Denn Naturdämmstoffe wären im Vergleich zu herkömmlichen Dämmmaterialien wirtschaftlich als auch baukonstruktiv und bauphysikalisch konkurrenzfähig. Doch bisher haben naturnahe Dämmstoffe erst einen Anteil von zehn bis elf Prozent auf dem Markt“, so Peter Ahmels, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH. Dabei stehen etliche Naturdämmstoffe bereit, etwa Holzfaser, Hanf, Flachs oder Zellulose, die bereits erprobt sind.

Bislang ist das Wissen um diese Naturdämmstoffe aber noch recht mager. Wichtige bautechnische und bauphysikalische Eigenschaften, wie Wärmespeicherkapazität, die feuchtigkeitsregulierende Wirkung oder Schallschutz werden bei der Entscheidung für ein bestimmtes Material kaum berücksichtigt. Auch Kriterien der Nachhaltigkeit und der Klimabilanz spielten bisher kaum eine Rolle, bemängelt die DUH.

Die Kampagne soll das nun ändern. Die DUH will damit auch beharrlich verbreitete Mythen über Wärmedämm-Maßnahmen aus dem Weg räumen und den politischen Aktteuren Vorschläge für Fördermaßnahmen unterbreiten. Denn bei der Dämmung geht es nicht nur um verbesserten Wärmeschutz sondern auch um eine Verbesserung der Klimabilanz – und Naturdämmstoffe könnten die Klimabilanz erheblich verbessern, so die DUH. Material ist oft sogar im Überfluss vorhanden. So werden beispielsweise rund 20 Prozent des in der Landwirtschaft anfallenden Strohs in Deutschland keiner Nutzung zugeführt - könnten jedoch hervorragend als Dämmmaterial verwendet werden.

Dass Stroh ein hervorragendes Dämm- und Baumaterial sein kann ist zwar bekannt, doch Stroh, Hanf und Co. hätten einfach noch zu wenig Lobby, meint Ulrich Steinmeyer, Vorstand der Ökoplus AG; dagegen steht die mächtige Dämmindustrie vor allem mit Polystyrol und Mineralwolle. Dabei besitzen die Naturdämmstoffe genau so gute Wärmedämmeigenschaften, beim sommerlichen Wärmeschutz schneiden die meisten sogar besser ab. Das gilt auch für den Brandschutz und den Schallschutz – der ist bei vielen Naturdämmstoffen aufgrund ihres hohen Flächengewichts sogar günstiger. Und auch bei der viel beschworenen Schimmelbildung sind sie nicht empfindlicher als konventionelle Dämmstoffe, d. h. bei richtiger Verbreitung gibt es auch nicht die Gefahr von Schimmelbildung – eine der besonders hartnäckigen Mythen bei der energetischen Sanierung. Die Rohstoffe stammen hauptsächlich aus heimischer Land- und Forstwirtschaft und sind größtenteils wiederverwertbar. Der Energiewand bei der Produktion ist geringer als herkömmlichem Dämmmaterial. Alles zusammen ergebe das eine günstigere Öko- und Klimabilanz.

Doch sind die Naturdämmstoffe wirklich nachhaltig? So lange haltbar wie die herkömmlichen? Bei fachgerechtem Einbau seien sie genauso lange beständig wie konventionelle Dämmstoffe, und auch ökonomisch gesehen seien sie konkurrenzfähig, so die DUH: im Materialpreis zwar zunächst teurer, doch die Folgekosten bei der Entsorgung entfallen. Wichtigster Punkt sei aber der Klimaschutz: Zum Vergleich werde bei der Herstellung von Polystyrol 9-29 kg CO2-Äqv/m2 emittiert, bei Holzfasern liegt diese Zahl zwischen -4 und -63 kgCO2-Äqv/m2 – diese Aspekte sollten in der Bewertung eines Dämmstoffes eine größere Rolle spielen, fordert die DUH.

Die Nutzung von Naturdämmstoffen aus Biomasse biete beim Einsatz im Bau den Vorteil, mindestens 100-300 Jahre als CO2-Speicher zu dienen, so Steinmeyer. Lebenszyklusanalysen beim Bau tragen dem Problem nicht ausreichend Rechnung, so Steinmeyer, da sie die Freisetzung von CO2 einrechnen, die erst in 100-300 Jahren stattfinde. Für den Klimaschutz sei der Effekt der Einlagerung aber erheblich wäre, so Steinmeyer, daher wäre eine Förderung von Naturdämmstoffen im Sinne einer effektiven Klimapolitik wünschenswert.

Der Prototyp für ein mehrgeschossiges Bürogebäude in Strohbauweise steht in Verden , das Kompetenzzentrum für nachhaltiges Bauen. Der Holzrahmenbau wurde mit 48 cm dicken Strohballen ausgefacht und außen direkt mit Kalkdämmputz verputzt, die Dächer sind mit Baustroh oder Zellulose gedämmt. Der Aufwand war höher als bei einem konventionellen Bau, die Herstellungskosten belaufen sich auf 2.270 Euro pro Quadratmeter. Dafür wurde ein sehr guter Passivhausstandard erreicht. Die CO2-Einspeicherung durch den hohen Einsatz nachwachsender Rohstoffe ist hoch, das Baustroh dient gleichzeitig als Dämmstoff und Putzträger und kann mit einem geringen Anteil an Sondermüll entsorgt werden. Der Prototyp soll auch den Nachweis liefern, dass diese Strohballen-Bauweise auch für Gebäudeklasse 4 funktionieren kann und damit auch für den städtischen Raum interessant wird. Nicole Allé


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