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Zubrot für Betreiber von Biogasanlagen

Das Technikum des Fraunhofer UMSICHT. (Bild: © Fraunhofer UMSICHT/ Kurz Fuchs)
Das Technikum des Fraunhofer UMSICHT. (Bild: © Fraunhofer UMSICHT/ Kurz Fuchs)

Raffinerie oder Batterie? Für ihre Biogasanlagen erhalten Betreiber immer weniger Geld über das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Forscher tüfteln an Verfahren, die Biogasanlagen vielseitiger machen und ihren Besitzern eine weitere Einnahmequelle ermöglichen.

06.10.2015 – In Deutschland sind rund 8.000 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung von insgesamt 3,75 Gigawatt in Betrieb – das entspricht etwa drei Kernkraftwerken. Doch für ihre Betreiber sind die Bedingungen aufgrund der EEG-Novelle von 2014 schwer geworden, deshalb sind vielen Zuverdienste willkommen. Genau dies verspricht beispielsweise das Start-up Biofabrik aus der Nähe von Dresden mit seinem Produkt „Bioraffinerie“.

Sie kann aus Grassilage einen nährstoffreichen Presssaft herstellen. Dieser enthält Zucker, Mineralien, Amino- und Carbonsäuren. Zurück bleibt ein Presskuchen, der wiederum vergoren werden kann. Biofabrik garantiert den Betreibern der Raffinerien, den Saft abzunehmen und stellt daraus ein pflanzliches Düngemittel namens Aminoo her. Alternativ könnte auch Futtermittel oder biologische abbaubares Plastik könnte aus der Flüssigkeit gewonnen werden. Ursprünglich wurde das Verfahren von der Universität Linz entwickelt. Biofabrik verspricht einen Zuverdienst von bis zu zwölf Euro pro Tonne Frischmasse und bis zu 25 Prozent Investitionsrendite. Die erste Bioraffinerie wurde Mitte 2014 in Tschechien errichtet, die zweite soll im bayerischen Hof gebaut werden.

Einen anderen Ansatz bietet die Biobatterie, die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT entwickelt haben. Sie ist laut ihrer Erfinder in der Lage, die Effizienz einer Biogasanlage erheblich zu steigern. Das von ihnen entwickelte Biobatterie-Verfahren liefert nicht nur Strom und Wärme, sondern auch hochwertige Produkte wie Gas, Öl und Pflanzenkohle. Diese können je nach Bedarf verwertet werden: etwa zur Stromerzeugung, als Schiffs- oder Flugzeugkraftstoff, als Beimischung zu Kraftstoffen oder als Düngemittel. Weiterverarbeitet liefern sie sogar Basisstoffe für die Chemische Industrie.

Die Biobatterie ist modular aufgebaut und besteht aus einem Pool umweltfreundlicher Technologien wie Biogasanlagen, thermischen Speichern, Vergasern und Motoren zur Stromerzeugung. Herzstück des Konzepts ist das thermo-katalytische Reforming. Damit bauen die Experten Kohlenstoffe aus organischem Material wie beispielsweise Gärresten aus Biogasanlagen und der Bioethanol-Produktion, industriellen Biomasseabfällen, Klärschlämme, Stroh, Holzreste oder Tierexkremente um. Das Ergebnis: Öl, Gas und Biokoks. „Der besondere Vorteil der Biobatterie ist, dass wir eine Vielzahl von Ausgangsstoffen verwerten können, die sonst oft aufwändig entsorgt werden müssten“, erklärt Professor Andreas Hornung, Leiter des UMSICHT am Institutsteil Sulzbach-Rosenberg. Ein weiterer Vorteil: Die genutzten Substrate wie etwa Klärschlamm oder Produktionsreste aus der Lebensmittelindustrie stellen keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion dar. rr


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