Menü öffnen

Diesel-Gipfel endet mit Mini-Konsens

Mit der „AdBlue“-Lösung kann der Stickoxid-Ausstoß um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Hierbei wird ein SCR-Katalysator zusammen mit einem Harnstoff-Tank nachgerüstet. (Foto: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2015_Audi_Q3_2.0_TDI_
Mit der „AdBlue“-Lösung kann der Stickoxid-Ausstoß um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Hierbei wird ein SCR-Katalysator zusammen mit einem Harnstoff-Tank nachgerüstet. (Foto: Kickaffe (Mario von Berg) / commons.wikimedia.org,

Das Treffen der Autoindustrie mit Vertretern der Politik ist gestern in Berlin mit einem Minimalergebnis zu Ende gegangen. Die Autobauer kommen mit günstigen Software-Updates davon. Ein Erfolg aus Sicht der Politik, enttäuschend laut Umweltverbänden.

03.08.2017 – Die Autoindustrie kann aufatmen – viel mehr konnte sie wohl nicht herausholen. Gestern empfing die Bundesregierung in Berlin neben den deutschen Autokonzernen auch mehrere Autoverbände zum großen Diesel-Gipfel. Verbraucher- oder Umweltverbände wurden nicht eingeladen. Stundenlang wurde über Maßnahmen zur Reduzierung der Diesel-Abgase beraten, um endlich die hohe Stickoxidbelastung in vielen deutschen Städten in den Griff zu bekommen. Unterschiedliche Nachrüst-Optionen standen dabei zur Debatte.

Die nun erzielte Einigung muss als ein Mini-Konsens bezeichnet werden – viel weniger ging nicht. Die Autobauer haben sich dazu bereit erklärt, über fünf Millionen Diesel-Pkw auf eigene Kosten mit einer entsprechenden Software zur Emissionsreduzierung nachzurüsten. Betroffen seien dabei Fahrzeuge der Emissionsklassen Euro 5 und teilweise auch Euro 6. Die Kosten liegen hierfür pro Auto bei unter 100 Euro. Ältere Fahrzeuge mit den Emissionsklassen Euro 1 bis 4 werden von dieser Lösung nicht erfasst, sollen dafür aber mit Prämien der Hersteller motiviert werden, neue Diesel- oder Elektroautos zu kaufen.

Hardware-Lösung ist zu teuer

Deutlich teurer wäre für die Autobauer dagegen eine echte Umrüstung der Diesel-Pkw mit einem sogenannten SCR-System gewesen. Bei der selektiven katalytischen Reduktion (selective catalytic reduction, SCR) können erhebliche Mengen von Stickoxiden vermieden werden. Durch die Nachrüstung der neuen Software wird der Ausstoß lediglich um geschätzte 25 bis 30 Prozent reduziert.

Entsprechend unzufrieden sind die Umweltverbände mit den Ergebnissen des Diesel-Gipfels, die BUND-Vorsitzende Hubert Weiger als unzureichend und „absolut enttäuschend“ bezeichnet. „Erneut haben sich die Autohersteller gegen die Interessen von Verbrauchern und Umweltschützern durchgesetzt“, urteilt Weiger. Die Bundesregierung habe es versäumt, die Verantwortlichen des Abgasskandals ernsthaft in die Pflicht zu nehmen. Starke Maßnahmen gegen die viel zu hohen Stickoxidbelastungen wurden nicht ergriffen.

Fahrverbote unausweichlich

Fahrverbote seien nun unausweichlich, da nicht ausreichend Stickoxid-Emissionen durch die Software-Lösung eingespart werden können. „Die Industrie kommt mit kostengünstigen Updates der Motorsoftware davon statt wirksame Nachrüstungen der Hardware zu finanzieren, das ist absolut enttäuschend“, so Weiger.

Auch der verkehrspolitischer Sprecher des VCD Gerd Lottsiepen ist unzufrieden mit den Ergebnissen des Diesel-Gipfels. „Es handelt sich um den Austausch einer fehlerhaften oder betrügerischen Software gegen eine andere Software des gleichen Herstellers“, kritisiert Lottsiepen. Es passe daher auch ins Bild, dass ausgerechnet das Kraftfahrtbundesamt alles kontrollieren soll, da es schließlich auch bis jetzt das Auto-Kartell gewähren ließ. jk


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft