Menü öffnen

Klimabericht alarmierend aber nicht überraschend

Weltweiter Klimaschutz: Ein schwer zusammensetzbares Puzzle, immer wieder fehlen entscheidende Teile. (Abbildung: IPCC-Synthesis Report, Deckblatt)
Weltweiter Klimaschutz: Ein schwer zusammensetzbares Puzzle, immer wieder fehlen entscheidende Teile. (Abbildung: IPCC-Synthesis Report, Deckblatt)

Eindringlicher denn je warnen IPCC-Wissenschaftler vor der Klimakrise und mahnen zum Handeln. Der neue Bericht belegt wieder einmal, dass sich das Klima wirklich wandelt und nennt als Hauptursache die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.

03.11.2014 – Der Weltklimarat (IPCC) hat gestern in Kopenhagen seinen Synthesebericht www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar5/syr/SYR_AR5_SPM.pdf aus den drei Klimaberichten seit September 2013 und zwei Sonderberichten zu Extremwettern veröffentlicht. Umweltverbände wie der BUND appellieren daher verschärft an die Bundesregierung. „Je länger wir warten, desto größer werden die Risiken eines unumkehrbaren Klimawandels und umso gravierender die Folgen für die Gesellschaft“, warnt der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Die Bundesregierung gab an, im Dezember über zusätzliche Maßnahmen zur Emissionsreduktion entscheiden zu wollen. Deutschland werde die angestrebte Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2020 eklatant verfehlen, wenn es nicht gelinge, bei den Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energien umzusteuern, so Weiger.

Deutschland und auch andere europäische Länder wie Polen halten bisher an der Kohleverstromung fest. „Als Sofortmaßname ist es nötig, zehn Gigawatt an überflüssigen Kohlekraftwerken vom Markt zu nehmen. Dies wäre auch ein Signal an die Gesellschaft, dass alle Politik- und Gesellschaftsbereiche gefordert sind, sich für einen konsequenten Klimaschutz einzusetzen“, so Weiger. In der vergangenen Woche war ein Vorschlag aus dem Bundeswirtschaftsministerium bekannt geworden, Stein- und Braunkohlekraftwerke per Verordnung vom Markt zu nehmen. Der Umweltschutzverband BUND hatte bereits Ende August einen Braunkohle-Ausstiegsplan vorgelegt.

Bis zum Jahr 2100 müsse die fossile Energieproduktion „nahezu vollständig“ verschwunden sein, heißt es im IPCC- Bericht. Auf dem Weg zum Null-Emissions-Ziel müsste der Anteil erneuerbarer Stromproduktion bis 2050 auf 80 Prozent gesteigert werden, so der Weltklimarat. Ganz entscheidend sei der schnelle Ausstieg aus der Kohle. Da hier viele Länder blockierten und sogar neue Kohlekraftwerke gebaut werden, sehen die Wissenschaftler in der höchst umstrittenen und überhaupt nicht erforschten CCS-Technik Potenzial, denn sie befürchteten, dass die angestrebten Klimaziele ohne die CCS-Technologie sonst kaum erreichbar wären.

Der Klimaschutzbericht des IPCC gilt als wegweisend für ein globales Klimaabkommen 2015 in Paris. Der Weg ist lange klar, doch keine Konferenz bringt echte Ergebnisse, es werden immer nur kleine Zugeständnisse gemacht; die Ziele sind sowieso schon nicht ambitioniert, und selbst die werden, gibt es keinen markanten Umschwung, nicht erreicht. Dass eine Umstrukturierung des Energiesystems, weg von nuklearen und fossilen, hin zu Erneuerbaren Energien zu diesem Umschwung gehört, ist keine Neuigkeit. Doch auch Verkehr und Industrie sind große Eckpfeiler, an die sich kein Politiker wirklich heranwagt.

Nach letzten Umfragen bekennt sich eine Mehrzahl der Europäer für einen verstärkten Klimaschutz. Gesellschaftliches Verhalten und Lebensstil haben einen durchaus beachtlichen Einfluss auf den Energieverbrauch und die damit verbundenen Emissionen. An einem zweiten November erreichten bspw. gestern in Berlin die Temperaturen 19 Grad, der blaue Himmel wurde lediglich von sich mehrfach kreuzenden Kondensstreifen resultierend aus regem Flugverkehr verschleiert; tausende Berliner nutzten die ungewöhnlich hohen Temperaturen für einen Landausflug, auf den Ausfallstraßen staute sich der Verkehr und sorgte für dicke Luft, tausende Berlin-Besucher fuhren in die andere Richtung und blockierten die Autobahnen, in den Landgasthäusern und Berliner Restaurants wurden tonnenweise Schnitzel, Enten und Würste verzehrt. „Emissionen können wesentlich gesenkt werden, indem wir unser Konsumverhalten verändern“, so Sven Harmeling, klimapolitischer Koordinator bei CARE, „ indem wir Energiesparmaßnahmen umsetzen und bspw. auch weniger Lebensmittel verschwenden. Wenn die globale Erwärmung weiterhin im aktuellen Tempo verläuft, werden weitere Millionen Menschen in Entwicklungsländern vom Hunger bedroht sein“, warnt Harmeling.

Auf gesellschaftliche Verhaltensänderungen wie etwa eine andere Ernährung mit weniger Fleischkonsum, um Emissionen zu vermeiden, deutet auch der Bericht hin. „Die Auslöser des Klimawandels jetzt anzugehen, bedeutet eine weit weniger große Veränderung für unsere Wirtschaft und Gesellschaft, als wenn wir so weitermachen wie bisher.“ Und es wird immer teurer, je länger wir warten. Keine Frage, wir sind alle am Zug. na


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft