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Die Meinung
20. April 2017

Deutschland, einig Klimaland?

Die US-Energiepolitik unter Präsident Trump ist an Rückwärtsgewandtheit nicht mehr zu überbieten, das fossile Kapital hat seinen Handlanger gefunden. Doch welchen Einfluss werden die Entwicklungen in den USA auf den Rest der Welt haben? Wird es angesichts der amerikanischen Abkehr vom Klimaschutz auch in Deutschland eine umweltpolitische Kehrtwende geben?

Prof. Claudia KemfertLeiterin Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin

Prof. Claudia KemfertLeiterin Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin
Claudia Kemfert ist Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin und Autorin des neuen Buchs „Das fossile Imperium schlägt zurück“. (Foto: © Oliver Betke)
Claudia Kemfert ist Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin und Autorin des neuen Buchs „Das fossile Imperium schlägt zurück“. (Foto: © Oliver Betke)

20.04.2017 – Oder werden wir in der deutschen Klimapolitik einen „Jetzt erst recht!“-Ruck erleben? Die Antwort fällt beunruhigend aus: Nach der dritten Legislaturperiode unserer einstigen „Klima-Kanzlerin“ sieht es im Bundestagswahljahr 2017 eher düster aus in Sachen Klimaschutz und Energiewende. Wenig überraschend zeigt sich die umstrittene AfD wenig zukunftsgewandt. Lautstark wirbt die Partei damit, die Energiewende stoppen und den Atomausstieg rückgängig machen zu wollen. Und sie scheut sich nicht, den Klimawandel samt Erderwärmung für Propaganda zu erklären. Trump macht Schule.

Doch der energiepolitische Rollback in Berlin startete schon lange vor der US-Wahl: Ein weichgespülter Klimaschutzmaßnahmenplan ohne konkrete Ziele, ohne konkretes Datum für einen Kohleausstieg war der Anfang. Die Folge: fatale Fehlinvestitionen und Verzögerungen in Sachen Klimaschutz und Technologiefortschritt, die nicht mehr aufzuholen sind. So hat die Politik den längst beschlossenen Kohleausstieg verfehlt, das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu Tode novelliert und es versäumt, attraktive und verlässliche Regelungen für die neue Wirtschaftswelt zu schaffen.

Unter den blinden Klimarettern ist der Einäugige König

Verhaltensänderungen brauchen finanzielle Anreize, das gilt für Konsumenten wie für Unternehmen. Durch die Privatisierung und den Ausbau der Erneuerbaren Energien ist der Energiemarkt zwar mehr als deutlich im Wandel begriffen, doch die grundlegenden Strukturen haben sich bislang nicht wesentlich verändert. Noch immer gilt: Wer die Netze hat, hat die Macht.

Dass wir im Rest der Welt auch weiterhin als Klimapioniere gelten, liegt daran, dass wir im internationalen Vergleich trotz allem sehr gut dastehen – unter den blinden Klimarettern ist der Einäugige König. Mit einem winzigen Königreich allerdings, das darf nicht vergessen werden.

Friedensprojekt Energiewende

Trotzdem: Wenn Deutschland nicht nur schmucke Klimaziele formuliert, sondern auch tatkräftig und entschlossen konkrete Maßnahmen ergreift, um diese Ziele zu erreichen – dann kann das im Weltmaßstab kleine Land in seiner Vorbildfunktion große Wirkung haben. Nicht zuletzt als Friedensstifter. Denn die meisten aktuellen Kriege sind schon heute Konflikte um mangelnde Ressourcen – Energie ist eine der wichtigsten Ressourcen für die Wirtschaft aller Staaten.

Wer hier innovative Ideen und zukunftsweisende Impulse liefert, kann so manchen Konflikt aus der Welt schaffen. Wer sich nicht um Ölquellen streiten muss, weil Solarzellen auf den Häuserdächern die regionale Wirtschaft beflügeln, findet vielleicht auch friedliche Wege für ein fruchtbares soziales Miteinander.

Erneuerbare Energien sind nicht nur Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung anderer Länder, sondern auch eine wertvolle Antriebskraft für die deutsche Wirtschaft. Das Land der Erfinder und Ingenieure könnte auf diese Weise Energie und Frieden in der Welt verbreiten.

Prof. Claudia Kemfert ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). In ihrem neuen Buch Das fossile Imperium schlägt zurück erklärt sie, warum wir die Energiewende jetzt verteidigen müssen und unterzieht populäre Behauptungen einem Faktencheck.




Kommentare

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Eitel Heck 20.04.2017, 19:15:54

+189 Gut Antworten

Den Kommentar der Wirschaftswissenschaftlerin, Professor Claudia Kemfert, ist allgemeine Polemik gegen die Klimapoltik der Bundeskanzlerin, die sie als einstige Klimakanzlerin bezeichnet, gegen die Klimapolitik des USA-Präsidenten Trump und gegen die Afd, die sie als wenig zukunftsgewandt bewertet,ohne konkrete Vorschläge, wie die Energiewende optimiert werden könnte.Die Maßnahmen der Bundesregierung werden als weichgespülten Klimaschutzmaßnahmeplan bezeichnet, ohne konkrete Ziele für den Ausstieg aus den Kohlekraftwerken.

Für eine Wirtschaftswissenschaftlerin hat der Kommentar wenig Substanz.

Der Vorstandsvorsitzende von RheinEnergie weist in einem Interview der Bildzeitung am 19.4.2017 darauf hin, dass wir die herkömmlichen Kraftwerke, darunter Kohlekraftwerke, die nächsten zwei bis drei Jahrzente brauchen, da keine bezahlbaren Groß-und Langzeitspeicher für Stromüberschüsse bestehen.

Ich mache Frau Professor Kemfert einen Vorschlag für den Ausstieg aus den Kohlekraftwerken..

Japan plant den Bau von Wasserstoffkraftwerken mit umweltfreundlichen Brennzellen zur erneuerbaren Stromerzeugung zum Ausstieg aus fosilen Kraftstoffen. Wasserstoffkraftwerke mit Wasserdampfemmission sollte in des innovative Förderprogramm der Bundesregierung aufgenommen werden.Wasserstoff ist unbegrenzt verfügbar.

Wasserstoff kann hergestellt werden aus:

-Erdgas, Erdöl(Dampfreformer, Ölvergasung, Kvaerner-Verfahren),

-Elektrolyse von Wasser,

-Vergasung und Vergärung von Biomasse,

-aus Wasser mit Grünalgen und Enzym Hydrogenase,

Wasserstoff-Brennzellen sind eine besondere Art des galvanischen Elementes mit Protonen an der Anode und Verbrennung des Wasserstoffs an der Kathode. Elektolyt ist eine Polymermembran, die nur eine Protonenwanderung zur Kathode zulässt..An der Kathode findet bei Anwesenheit eines Katalysators(Platin) eine kontrolierte Verbrennung des Wasserstoffs zu Wasser statt. Die frei werdende Energie wird zur Stromproduktion genutzt.


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