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Die Meinung
09. Februar 2015

Du bist die Veränderung!

Sie können das Wort „Nachhaltigkeit“ auch nicht mehr hören? Der Begriff ist dehnbar wie Kaugummi – dahinter stehen sowohl die authentischen Nachhaltigkeitsleistungen von guten Unternehmen, als auch die Greenwashing-Dekorationen von konventionell wirtschaftenden Unternehmen.

Dr. Katharina ReuterGeschäftsführerinUnternehmensGrün e.V.

Dr. Katharina ReuterGeschäftsführerinUnternehmensGrün e.V.
Dr. Katharina Reuter ist seit Anfang 2014 Geschäftsführerin von UnternehmensGrün e.V. (Foto: UnternehmensGrün)
Dr. Katharina Reuter ist seit Anfang 2014 Geschäftsführerin von UnternehmensGrün e.V. (Foto: UnternehmensGrün)

09.02.2015 – Die letztgenannten Unternehmen sind nicht bereit, ihr Kernprodukt substantiell nachhaltiger zu gestalten, sondern stecken Geld und Zeit in CSR-Maßnahmen, die für ein grünes Image sorgen sollen. Der Beitrag zeigt auf, was Sie selbst als Unternehmerin, als Unternehmer zu einem verantwortungsvollen Wirtschaftssystem beitragen können und an welchen Punkten die Politik gefragt ist.

Am Beispiel Energiewende…

Die Entwicklung der erneuerbaren Energien, die Pionierleistungen derer, die schon damals an den Erfolg glaubten, die wachsende Marktdurchdringung und kontinuierlich verbesserte technische Komponenten – das Ganze verbunden mit einer vernünftigen politischen Flankierung durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) – die Energiewende ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein zukunftsfähiger Wirtschaftszweig gemeinsam gestaltet werden kann. Aktuell wird allerdings diese  Energiewende von der Bundesregierung verschleppt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien könnte viel schneller gehen. Die Bürgerenergie wird durch die neuen Instrumente wie beispielsweise die Ausschreibungspraxis ausgebremst. Dabei ist die demokratische und dezentrale Entwicklung von Standorten der erneuerbaren Energieerzeugung ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem Energiesystem, das nicht mehr nur von den großen Energiekonzernen beherrscht wird.

… zeigt sich verantwortungsvolles Handeln für die nächsten Generationen

Heute haben die Erneuerbaren einen Marktanteil von mehr als 25 Prozent – davon träumen andere grüne Branchen noch. Aber überall finden wir erfolgreiche Unternehmen, die nachhaltige Alternativen für unser Leben anbieten: Im Bereich Kleidung aus Bio-Baumwolle, ökologische Lebensmittel, ethisches Bankwesen, Elektromobilität mit Ökostrom oder Naturkosmetik. Und natürlich müsste die Politik auch diese nachhaltigen Wirtschaftszweige stärker unterstützen – beispielsweise durch eine stärkere Förderung des Ökologischen Landbaus und entsprechende Kürzung der Subventionen für Massentierhaltungsbetriebe der Agrarindustrie. Beispielsweise durch strikte Vorgaben an die Textilindustrie für Kontrollen entlang der Lieferkette, damit soziale Standards eingehalten werden und Verbote von gefährlichen Chemikalien in der Herstellung. Beispielsweise mit der Verpflichtung aller Bundes-, Länderbehörden und -Institutionen zur Desinvestition von klimaschädlichen Investitionen (das bedeutet den Abzug von Geldern aus der Kohle-, Öl- und Gasindustrie) und der Verpflichtung zu nachhaltiger Beschaffung. Die Liste ist fortzuführen.

Authentische Nachhaltigkeit als Milliarden-Dollar Paradigmenwechsel

Wie positionieren sich in diesem Umfeld die großen herkömmlichen Marken? Tom Laforge, Global Director von Coca-Cola, zeigt folgende Perspektive auf: „Je härter wir konkurrieren, desto weniger differenziert werden wir. Wenn Marken weiter nur funktionale Nutzen und emotionale Nutzen verkaufen, wird Kategorie nach Kategorie mit nahezu gleichen Produkten gefüllt. Große etablierte Marken verlieren Loyalität und Marktanteile an neue, kleinere Marken die soziale und kulturelle Nutzen anbieten. Es ist ein Milliarden-Dollar Paradigmenwechsel.“ (Human & Cultural Insights, 2014). Lehren also neue, kleinere Marken die großen etablierten Konzerne wie Coca-Cola das Fürchten? Der soziale und kulturelle Nutzen von Marken rückt in jedem Fall immer stärker in den Fokus. Wenn das so ist, reicht die anfangs erwähnte Dekoration mit CSR-Maßnahmen nicht mehr aus. Es ist höchste Zeit, dass Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung zu selbstverständlichen Qualitätskriterien von Produkten und Unternehmen werden.

So geht verantwortungsvolles Wirtschaften

Wie können die Unternehmen aber jeden Tag zu einem verantwortungsvollen Wirtschaftssystem beitragen? Fünf Tipps, wie Sie Ihren Büroalltag ökologischer und sozialer gestalten:
 

  1. Wechsel zu einem echten Ökostromanbieter bzw. Eigenversorgung mit erneuerbarem Strom.
  2. Nachhaltige Beschaffung, 1. Schritt: 100% Recyclingpapier mit Blauem Engel. Denn schon eine Packung mit 500 Blatt im Format DIN A4 spart in der Herstellung rund 83 % Wasser, 72% Energie, 100 % Holz durch den Einsatz von Altpapier sowie 53 % Kohlendioxid.
  3. Green IT – it´s so easy. Denn Untersuchungen zeigen, dass sich durch den Einsatz von Green IT Techniken rund 40 Prozent an Materialien für Hardware einsparen lassen und ebenso der benötigte Energiebedarf minimiert werden kann. Fangen Sie beispielsweise mit Druckern oder Multifunktionsgeräten an, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind.
  4. Kaffee-, Teepause ab jetzt mit ökologisch angebautem und/ oder fair gehandeltem Kaffee bzw. Tee. Und noch etwas: Verbannen Sie die konventionelle Kaffeesahne in den kleinen Plastikbehältern aus Ihrer Büroküche – eine frische regionale Bio-Milch ist nicht nur nachhaltiger, sondern schmeckt auch viel besser.
  5. Leitungswasser statt Wasser in Plastikflaschen.


Politik muss ökologisches Wirtschaften stärker fördern

Bei den Verbraucher*innen ist der diffuse Wunsch nach „unschuldigem“ Konsum ohne schlechtes Gewissen stark ausgeprägt – das zeigen aktuelle Konsumentenbefragungen. Die Trendforscher sagen dem ethischen Konsum eine weiter zunehmende Bedeutung voraus. Damit die Verbraucher*innen an der Stelle aber nicht getäuscht werden, muss die Politik zum Beispiel endlich irreführende Illustration auf Lebensmittelverpackungen verbieten. Vorne auf der Packung  die glücklichen Hühner – drinnen die Eier von Hochleistungshybridhennen, die in „ausgestalteten Käfigen“ ihr kurzes Leben fristen? Damit muss Schluss sein. Und es braucht einheitliche Standards mit einheitlichen Siegeln. Bei Bio-Produkten stehen hinter dem Siegel eine detaillierte EU-Richtlinie und entsprechende Kontrollsysteme – die Begriffe „bio“ und „öko“ sind im Lebensmittelbereich gesetzlich geschützt. Ein vergleichbares System muss die Politik endlich auch europaweit einheitlich für Produkte ohne Gentechnik und beispielsweise im Textilbereich einführen.

Für UnternehmensGrün geht ein ökologisch orientiertes Wirtschaften einher mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen. Wir setzen – gerade um die Widerstandsfähigkeit von Regionen zu erhalten – auf die Förderung einer regionalen, klein- und mittelbetrieblich ausgerichteten Wirtschaftsstruktur. Impulse für mehr Umweltschutz und eine nachhaltigere Wirtschaftspolitik kommen aus einer umweltorientierten Förder-, Steuer- und Abgabenpolitik. Der Bereich der ökologisch orientierten Beschaffungs- und Investitionspolitik, gerade von bundeseigenen Institutionen, wurde bisher sträflich vernachlässigt, hier braucht es einheitliche Vorgaben und Standards, die wiederum weitere Nachfrage nach nachhaltigen Produkten erzeugen würden.

UnternehmensGrün e.V. – der Bundesverband der grünen Wirtschaft - macht schon seit mehr als zwanzig Jahren politische Lobbyarbeit für nachhaltiges Wirtschaften. Er ist parteipolitisch und finanziell unabhängig. Den mehr als 160 Mitgliedsunternehmen liegt daran, sich politisch einzumischen – z.B. beim Thema Energiewende, Agrogentechnik, Freihandelspolitik oder Steuergerechtigkeit. Mit Experten aus den Reihen der Mitglieder und des Vorstands nimmt UnternehmensGrün Einfluss auf Gesetzgebungsprozesse und entwickelt bzw. unterstützt Konzepte für nachhaltiges Wirtschaften, wie z.B. die Ökologische Steuerreform oder die Einführung des EEG. Der Verband ist Gründungsmitglied von Ecopreneur.eu, der Europäischen Vereinigung der nachhaltigen Wirtschaftsverbände.




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