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Die Meinung
25. April 2017

Nicht die Technik, der Mensch gehört ins Zentrum der Überlegungen!

Im Hochtechnologieland Deutschland kann es keinen Zweifel daran geben, dass eine klimagerechte Energiewende auch im Gebäudebereich technisch möglich ist und volkswirtschaftlich als Erfolgsmodell gestaltet werden kann. Grundsätzlich muss aber die Frage beantwortet werden, warum das Projekt seit Jahren auf der Stelle tritt.

Jürgen PöschkInitiator Berliner ENERGIETAGEHerausgeber des Jahrbuchs „Energieeffizienz in Gebäuden“

Jürgen PöschkInitiator Berliner ENERGIETAGEHerausgeber des Jahrbuchs „Energieeffizienz in Gebäuden“
Jürgen Pöschk ist Initiator und Hauptveranstalter der Berliner ENERGIETAGE sowie Herausgeber des Jahrbuchs „Energieeffizienz in Gebäuden“.
Jürgen Pöschk ist Initiator und Hauptveranstalter der Berliner ENERGIETAGE sowie Herausgeber des Jahrbuchs „Energieeffizienz in Gebäuden“.

25.04.2017 – Dies ist an den unzureichenden energetischen Sanierungsraten abzulesen. An dieser Stelle soll die These aufgestellt werden, dass der „Faktor Mensch“ die zentrale Restriktion darstellt.

Zunächst muss, auch wenn es trivial erscheint, auf die Grundkonstellation verwiesen werden, dass es sich beim klimaneutralen Gebäudebestand um ein gesellschaftlich definiertes Ziel handelt, das nicht zwingend mit den individuellen und sehr vielfältigen Interessenlagen von Millionen privater, gewerblicher und öffentlicher Gebäudeeigentümer deckungsgleich ist. Dieser Umstand wird bei den Akteuren der Energiewende leider allzu oft vergessen, die sich doch vielfach in einer Echokammer der Gleichgesinnten bewegen.

Was aber kann Politik tun, um die Differenz zwischen politisch Gewolltem (klimaneutraler Gebäudebestand) und dem individuell Gewünschten (glückliches und zufriedenes Wohnen oder das Geldverdienen mit Immobilien) zu überbrücken?

Never ending Story? Ordnungsrecht vs. Anreizinstrumente

Zunächst besteht die klassische Alternative zwischen „Drohen“ und „Locken“, also zwischen Ordnungsrecht und Anreizinstrumenten. Aber eine Konzentration auf diese Fragestellung greift zu kurz!

Es muss zum Beispiel auch darum gehen, die Energiewende proaktiv gegen populistische Verleumdungen zu schützen. Darüber hinaus ist auch die ganz praktische Frage danach zu beantworten, wer die Energiewende vor Ort in welchen Konstellationen umsetzen soll. Ein Blick auf die Auslastung, Altersstruktur und Qualifikation von Handwerksunternehmen lässt hier „leichte Zweifel“ aufkommen.

Es scheint doch oberflächlich betrachtet ganz einfach: Warum den klimaneutralen Gebäudebestand nicht einfach – zeitlich gestaffelt – verordnen? Aber: Politik – zumal wenn sie langfristig angelegt ist – kann nicht gegen die in Teilen elementaren Interessen seiner Normadressaten funktionieren! Von zentraler Bedeutung bei der Kalkulation möglicher Durchsetzungschancen ist auch die Tatsache, dass Eingriffe in den Gebäudebestand – um den es ja nach wie vor primär geht – mit Schutzrechten des Eigentums kollidieren können. Klar ist auch, dass Ordnungsrecht immer dazu anregt, kreative Verweigerungswege zu befördern.

Richtig anreizen...wie Freiwilligkeit fördern?

Vom Adressaten her gedacht stellt sich die lapidare, aber in der Beantwortung keineswegs einfache Frage: „Warum sollte ich eigentlich mein Gebäude klimaneutral bauen oder sanieren?“ Diese Grundsatzfrage gilt für alle Typen von Eigentümern. Ohne bei der Beantwortung ins Detail zu gehen – Ansätze gibt es viele:

Wir haben noch lange keinen breitengesellschaftlichen Grundkonsens über die Ziele, Pfade und notwendige Belastungen einer klimagerechten Zukunft. Von daher sind Transparenz und breite gesellschaftliche Teilhabe für die Akzeptanz der Energiewende auch im Gebäudebereich von zentraler Bedeutung. Hier gilt es, den gesellschaftlichen Diskurs deutlich offensiver als bisher anzugehen.

Noch wichtiger aber erscheint es, die aktive Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten gezielt zu befördern. Hier bieten genossenschaftliche Modelle, z.B. im Bereich des Mieterstroms, hervorragende Ansatzpunkte, für die es gilt, rechtliche Hürden umfassend und vor allem zeitnah abzubauen.

Jürgen Pöschk ist Agenturinhaber sowie Initiator und Hauptveranstalter der Berliner ENERGIETAGE, die ab dem 3. Mai wieder 300 Referentinnen und Referenten sowie die wichtigsten Energiewende-Entscheider nach Berlin bringen. Er ist außerdem Herausgeber des Jahrbuchs „Energieeffizienz in Gebäuden“.




Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Eitel Heck 25.04.2017, 10:30:01

+217 Gut Antworten

Aus meiner Sicht gehört ins Zentrum der Überlegungen sowohl der Mensch als auch die Technik.Auf die Balance kommt es an.

Zur Senkung der Kohlendioxidemission ist die Energiewende notwendig.Einige Maßnahmen, wie Smart Grid und Power to Heat,ergeben bereits gute kleinflächige Ergebnisse zur Energieeinsparung und zur Senkung der Kohlendioxidemission.

Die Energiewende wäre bereits weiter, wenn ingenieur-technische Erkenntnisse eine größere Rolle spielen würden und die Technologie- und Rohstoffketten technisch-ökonomisch bis zum Ende bewertet weden.

Für die nächsten Jahrzehnte zur Stromproduktion,

1.haben keine Zukunft:

-Kernkraftwerke mit Druckwasserreaktoren(klimafreundlich, aber Gefahrenpotential),

-Kohlekraftwerke(begrenzte Rohstoffrecource, klimaschädlich),

2.haben eine eine begrenzte Zukunft :

-effiziente Gaskraftwerke(Erdgasimport, Fracking für Erdgasförderung in Deutschland verboten, Kohlendioxidemission),

-Biogaskraftwerke(fosile Kraftstoffe für Erzeugung und Transport, Kohlendioxidemission),

3.haben eine Zukunft mit Beschränkungen:

-Windstrom(klimafreundlich aber wetterabhänig, noch keine bezahlbaren großflächigenLangzeitspeicher für überschüssigen Strom),

-Solarstrom(klimafreundlich aber wetterabhängig, noch keine bezahlbaren großflächigen Langzeitspeicher für überschüssigen Strom, Bedeutung des Solarstroms in subtropischen Ländern wird zunehmen),

Eitel Heck 25.04.2017, 10:39:10

+205 Gut Antworten

Ergänzung zu Kommentar Eitel Heck:

4.eine Zukunft haben:

-Wasserkraftwerke(geologischen Voraussetzungen in Deutschland begrenzt, Kooperation mit Norwegen),

-Geothermikraftwerke(aber Technologie in Deutschland aufwendig und teuer),

-Wasserstoffkraftwerke mit umweltfreundlichen Brennzellen,

-Gezeitenkraftwerke( Projekt von Carl Becker),

-Kernfusion und inhärent sichere Kernreaktoren der 4.Generation,


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