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Die Meinung
08. August 2016

Photovoltaikanlagen auf Agrarflächen?

Im Vergleich mit dem Bau von Windenergieanlagen in Agrarlandschaften sind Photovoltaikanlagen ineffizient, was die Ausnutzung des Faktors Boden betrifft.

Jobst Jungehülsing <br/>Mitarbeiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft<br/>

Jobst Jungehülsing <br/>Mitarbeiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft<br/>
Jobst Jungehülsing ist Mitarbeiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. (Foto: Privat)
Jobst Jungehülsing ist Mitarbeiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. (Foto: Privat)

08.08.2016 – Das Thünen-Institut für Ländliche Räume, eine Forschungseinrichtung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, hat kalkuliert, dass derzeit für die Erzeugung derselben Energiemenge mit PV-Anlagen 83-mal mehr Fläche benötigt wird, als mit Windrädern. Also 83 ha für Photovoltaikanlagen anstelle eines Hektars für die Windenergie. Wenn man zustimmt, dass Boden in Deutschland ein knapper Faktor ist, kann so eine Nutzung keinen Sinn machen. Und bei der Differenz hilft auch die Hoffnung auf Effizienzsteigerung bei den PV-Anlagen nicht, abgesehen davon, dass die Windkraft sich ebenfalls weiterentwickelt.

Die potentiellen Agrarflächen beiderseits der gesamten deutschen Bahntrassen und Autobahnen summieren sich bspw. auf rund 600.000 ha, wobei bereits die Flächen abgezogen sind, auf denen die Verkehrswege durch Wald- oder Siedlungsflächen führen. Inzwischen ist dieser 110-m-Streifen seit der letzten EEG-Novelle nicht mehr relevant, diese Gebietskulisse wurde aufgehoben und durch ein Ausschreibungsmodell ersetzt. Aber es gibt Bestrebungen, das Modell nach Ende der Versuchsphase in großem Umfang auf Agrarflächen anzuwenden.

Die Landwirtschaft in Deutschland hat in den letzten 20 Jahren bereits über 1 Million Hektar Fläche an andere Nutzungen – Infrastruktur, Siedlungen, Forst, Naturschutz – verloren. Deshalb hat die Bundesregierung das Ziel, die derzeitigen Verluste von über 70 Hektar pro Tag auf 30 Hektar zu senken. Für dieses Ziel wäre der Ausbau von PV-Anlagen auf Agrarflächen kontraproduktiv. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und der Deutsche Bauernverband sehen dies denn auch ausgesprochen kritisch. Die Agrarwirtschaft leistet bereits einen erheblichen Beitrag zur Energiewende mit Solaranlagen auf Gebäuden und der Bereitstellung von Flächen für die Windenergie.

Auch angesichts der Ernährungslage auf der Welt, dem Wachstum der Weltbevölkerung und dem weltweiten Verlust an Agrarflächen halte ich die Erzeugung von Solarstrom auf landwirtschaftlichen Flächen für nicht nachhaltig. Der technische Fortschritt bei der Solarenergie in den letzten 20 Jahren war eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Aber die Anlagen machen in Deutschland auf Dächern, Gewerbegebieten oder Konversionsflächen und international in unfruchtbaren Regionen mit hoher Sonneneinstrahlung mehr Sinn. Äcker und Weiden für die Lebensmittelerzeugung sind dafür ungeeignet.

Jobst Jungehülsing ist Mitarbeiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und unter anderem zuständig für den Bodenmarkt.




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