Menü öffnen

Nachgefragt
19. Juni 2023

Die Chance ergreifen und Speicher im Energiesystem verankern

Energiespeicher leisten einen essenziellen Beitrag beim Umbau des Stromsystems, weil sie erneuerbaren Strom zeitversetzt ins Netz einspeisen. Doch in den Zielszenarien werden sie unterschätzt – mit weitreichenden Folgen, wie PV-Expert:innen in einem Impulspapier erläutern.

Fabian Zuber von der Reiner Lemoine Stiftung ist einer der Koordinatoren des PV Think Tank.

Fabian Zuber von der Reiner Lemoine Stiftung ist einer der Koordinatoren des PV Think Tank.
Foto: privat

Herr Zuber, in dem Impulspapier des PV Think Tank wird auf eine starke Kostensenkungskurve für Speicher Bezug genommen – doch gerade die Preisentwicklung der letzten Monate für PV-Komponenten und die gestiegenen Zinsen zeigen, dass das kein Selbstläufer ist – was ist der Unterschied bei Speichern?

Fabian Zuber: Es geht uns mit Blick auf die Transformation des Energiesystems nicht um kurzfristige Kostensprünge, sondern um die mittelfristige Entwicklung. Und da sehen wir eindeutig: Die Kostensenkungen haben bereits stattgefunden, und zwar sehr signifikant. Zum anderen treibt die Elektromobilität die Entwicklung. Es werden gigantischen Mengen an Batteriespeichern gebaut. Die Skaleneffekte werden zu weiteren starken Kostensenkungen führen.

Sind auch weitere Technologiesprünge zu erwarten?

Ja, auf jeden Fall. Wie bei der Photovoltaik vor etwa 15 Jahren, werden weitere Technologiesprünge sehr schnell hintereinander kommen. Die neuen Produkte werden neue Funktionen haben und weiter preissenkend wirken.  Auch ein Blick auf die internationalen Märkte, vor allem nach China, antizipiert die Entwicklung: Was dort für Kapazitäten hochgefahren werden, ist atemberaubend.

Weshalb braucht es trotzdem explizit eine Strategie, wenn die Großspeicher wirtschaftlich attraktiv sind?

Ein Grundproblem ist, dass Speicher traditionell den Ruf haben teuer zu sein. Daher wurde ihr Potenzial irreführenderweise in vielen Szenarien kleingerechnet. Die Langfristszenarien, auf deren Grundlagen jetzt wichtige Weichenstellungen im Energiesystem vorgenommen werden, basieren beispielsweise auf Daten, die schon nicht mehr aktuell sind. Wir brauchen neue Ziele und einen strategischen Plan, wie wir diese erreichen können. Maßnahmen betreffen dann vor allem den Abbau von Hürden. Beispielsweise verhindert der sogenannte Baukostenzuschuss derzeit große Speicher. Diesen kann der Netzbetreiber verlangen, wenn er der Meinung ist, der Speicher belaste das Netz. Insgesamt geht es vor allem um einen Abbau von Hemmnissen.

Aber Speicher können mehr als nur Energie speichern…

Ja, sie können viele Funktionen übernehmen, die große Kraftwerke traditionell haben: z.B. Blindleistung erbringen und schwarzstartfähig sein. Damit sie diese Systemleitungen erbringen können, müssen sie im Marktdesign entsprechend vorgesehen sein. Werden sie nicht berücksichtigt, kommt es zu Fehlallokationen – beispielsweise könnten wir je nach Szenario auf einen Teil neuer Gaskraftwerke verzichten. Es geht um das Erkennen der Chance, die sich gerade auftut.

Wie kann man argumentieren, dass mehr Speicher volkswirtschaftlich die bessere Lösung sind?

Es geht darum den grundlegenden Umbau des Energiesystems möglichst günstig und umsetzbar zu gestalten.  Speicher sind die Garantie dafür, dass die Photovoltaik so schnell ausgebaut werden kann, wie es in den aktuellen Zielen vorgesehen ist. Im Gegensatz zu Netzen lassen sich Speichereinheiten relativ schnell und einfach aufbauen. Und nur mit diesen Flexibilisierungen sind die großen Mengen Photovoltaikstrom sinnvoll zu bewältigen. Für die Gesellschaft ergeben sich auch monetäre Vorteile: der Netzausbaubedarf kann optimiert werden, EE-Anlagen müssen weniger abgeregelt werden und der Erneuerbare Strom sorgt langfristig für günstige Preise.

Das Gespräch führte Petra Franke.


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft