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Frankreich und FukushimaErneuerbare Energien statt Atomkraft gefordert

Anti-Atom-Demo nahe dem Atomkraftwerk Fessenheim
Das französische AKW Fessenheim nahe der Grenze zum Nachbarn löste vor allem auf deutscher Seite Unmut aus – es ist Frankreichs ältester Atomreaktor, im Februar 2020 soll nun endlich Schluss sein. 58 Atommeiler laufen in Frankreich jedoch munter weiter. (Foto: Till Westermayer / Flickr / CC BY-SA 2.0)

Während die japanische Regierung an der Atomkraft festhält, will die Kommunalverwaltung von Fukushima auf Erneuerbare Energien umsteigen. Im Atomkraftland Frankreich will man auf den geplanten Bau neuer AKW – allerdings nur vorerst – verzichten.

14.01.2020 – Klimaschutz mit Atomkraft – davon überzeugt die Atomlobby sogar manchen Klimaaktivisten. Im Zuge der Klimaschutzforderungen wird immer mal wieder Atomkraft als „saubere Energie“ genannt – ein fataler Irrtum, von einer mächtigen Interessen-Lobby gesteuert. Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 waren alle Atomreaktoren in Japan heruntergefahren worden, neun davon wurden wieder hochgefahren, Fukushima stillgelegt. Vor dem Reaktorgau stammten rund ein Drittel des japanischen Stroms aus Atomkraft.

Trotz Warnungen von Experten und Umweltschützern würde Japans konservative Regierung die noch intakten Atomreaktoren in Fukushima am liebsten neu starten. Doch laut Nachrichtenagentur dpa strebt die Kommunalverwaltung von Fukushima nun einen Umstieg von Atomkraft auf Erneuerbare Energien an – mit dem Ziel, die Region bis zum Jahr 2040 komplett mit Erneuerbaren Energien zu versorgen. Auch die nahegelegene Hauptstadt Tokio könnte dann mit dem regionalen Ökostrom beliefert werden. Dazu sollten in den nächsten fünf Jahren etliche neue Solar- und Windparks entstehen.

Frankreich vertagt mal wieder seine Atomprobleme und denkt demonstrativ laut über den längst versprochenen Umstieg auf Erneuerbare nach

Mit einem Abschied von der Atomkraft tut sich auch Frankreichs Regierung schwer und ist weit davon entfernt. Neue Reaktoren sind in Planung. Doch darauf wolle man nun vorerst verzichten, kündigte Frankreichs Umweltministerin Elisabeth Borne bei einer Anhörung in der Pariser Nationalversammlung in der vergangenen Woche an. Eine endgültige Entscheidung soll frühestens in zwei Jahren fallen. Man wolle die Inbetriebnahme des neuen Druckwasserreaktors im Jahr 2022 abwarten. Bis zu diesem Zeitpunkt wolle man auch einen Umstieg auf Erneuerbare Energien prüfen, so die Ministerin. Kein grundsätzliches Umdenken also, sondern nicht endende Probleme mit dem Bau des Druckwasserreaktors Flamanville sind für die Vertagung verantwortlich. 

Noch im Oktober letzten Jahres hatte Frankreich angekündigt, sechs neue Atomreaktoren vom Typ Flamanville bauen zu wollen. Weltweit gesehen bezieht Frankreich den höchsten Anteil seines Strommix aus Atomkraft. Dabei verabschiedete im Sommer 2015 die Pariser Nationalversammlung ein Energiewendegesetz das festlegte, den Anteil der Atomenergie am Strommix von damals rund 70 Prozent auf 50 Prozent bis zum Jahr 2025 zu reduzieren.

Unter der aktuell amtierenden Regierung verlängerte das Parlament die Übergangszeit jedoch um zehn Jahre. Der staatlich geführte Energiekonzern EDF, der sich mit rund 80 Prozent seiner Aktien im Staatsbesitz befindet, hatte angekündigt, Atomreaktoren 10 bis 20 Jahre länger als geplante Laufzeit betreiben zu können.

Schon seit langem geplant und auch immer wieder verschoben wird nun erstmal nur der Uralt-Meiler Fessenheim im Elsass vom Netz gehen – Ende Februar beginnt die Abschaltung. Es ist Frankreichs ältester Atommeiler. Nicht zuletzt das Insistieren auf deutscher Seite – das marode AKW steht nahe der deutschen Grenze – hatte die Abschaltung vorangetrieben. na

 


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