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EnergiekriseFlüssigerdgas aus Russland

LNG-Schiff
Russland ist einer der drei Top LNG-Exporteure in die EU. (Bild: CarletonLiisa / CC BY-SA 4.0)

Deutschland importiert LNG, um den Wegfall russischer Gaslieferungen zu decken. Doch der Aufbau der fossilen Infrastruktur ist überdimensioniert und der Handel intransparent. Ursprung und Emissionen sind oft nicht nachvollziehbar.

17.01.2023 – Als Sofortmaßnahme gegen die Energiekrise entschied sich die Bundesregierung, mehr Flüssigerdgas (LNG) aus europäischen Nachbarländern zu importieren sowie eine eigene Infrastruktur für den Direktimport aufzubauen. Deutschland sicherte sich dazu fünf schwimmende Flüssigerdgasterminals (FSRUs – Floating Storage and Regasification Units) und genehmigte den Bau von drei weiteren, fest installierten. Der Deutschen Umwelthilfe zufolge sind sogar bis zu 11 Terminals geplant. Der erste Terminal wurde letztes Jahr in Wilhelmshaven in Betrieb genommen, ein weiterer im Hafen von Lubmin wurde am vergangenen Samstag eröffnet.

Verschiedene Umweltverbände kritisierten den Aufbau der neuen fossilen Infrastruktur und besonders dessen Ausmaß. Der europäische Gasmarkt war und ist zudem in vielen Bereichen intransparent. Deutschland importierte vor Beginn des Ukraine-Kriegs rund 90 Prozent seines Erdgasbedarfs. Bis dahin gab es keine verpflichtenden offiziellen Angaben darüber, wie das Erdgas gehandelt wurde. So konnte der Anteil russischer Importe nicht genau bestimmt, sondern nur geschätzt werden.

Politisch irreführend

Zum LNG-Beschleunigungsgesetz, das den Bau von Terminals vereinfacht, heißt es auf der Webseite der Bundesregierung, man arbeite mit Hochdruck daran, Deutschland unabhängig von russischen Gasimporten zu machen. Aber die Darstellung, LNG rette Deutschland oder Europa aus der russischen Energieabhängigkeit sei irreführend, meint Andy Gheorghiu, Mitbegründer und Campaigner des Klimabündnisses gegen LNG.

„Russland gehört zusammen mit den USA und Katar zu den Top drei LNG-Exporteuren in die EU“, erklärt Gheorghiu. Um schlechte Auslastungsquoten aufzubessern, hätten europäische LNG-Häfen wie Rotterdam oder Seebrücke bereits vor dem Krieg vermehrt russisches LNG importiert. Und ein Importverbot bestehe schließlich nicht. „De facto ist es so, dass Russland weiterhin ohne Probleme LNG in den europäischen Markt exportieren kann.“

Aufbau einer fossilen Infrastruktur, die bald obsolet wird

Umweltverbände kritisieren zudem, dass Infrastruktur für viel mehr Gas gebaut wird, als Deutschland braucht und noch verbrauchen darf, wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen. Eine Studie des New Climate Institute zeigte, dass schon drei der Terminals den fehlenden Gasbedarf mehr als decken könnten. Die Importkapazitäten der FSRUs übersteige den durch den Ausfall russischer Lieferungen entstandenen Gasbedarf um mehr als das doppelte.

Um die Klimaziele zu erreichen, müsste der Gasverbrauch Deutschlands in den kommenden Jahren jedoch sukzessive sinken. Sollte Deutschland seine Klimaziele weiter verschärfen – was vor dem Hintergrund der Klimakrise durchaus wahrscheinlich ist – so könnten selbst die genannten drei Terminals schnell obsolet werden, so die Wissenschaftler.

Ungewisse Herkunft, ungewisse Emissionen

Dabei ist nicht einmal klar, wie viel Emissionen das LNG verursacht. Auf eine offene Anfrage von Gheorghiu teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit, dass weder Informationen darüber vorlägen, wie hoch die importierten Emissionen des nach Deutschland über die LNG-Terminals der Nachbarstaaten eingeführten Erdgases sind noch inwieweit russisches LNG ab 2023 indirekt nach Deutschland geliefert werde.

„Man muss auf politischer Ebene auf jeden Fall Rahmen implementieren, die Transparenz darüber schaffen, woher das LNG wirklich stammt und wie viel Emissionen damit einhergeht. Die importieren wir schließlich mit“, fordert Gheorghiu. jb


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