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Berlin startet seine Energiewende

Die Energiewende beginnt im Kiez: An der Berliner Energiewende soll sich die Stadtgesellschaft beteiligen – das tut sie bereits wie hier am Holzmarkt in Berlin. (Foto: Nicole Allé)
Die Energiewende beginnt im Kiez: An der Berliner Energiewende soll sich die Stadtgesellschaft beteiligen – das tut sie bereits wie hier am Holzmarkt in Berlin. (Foto: Nicole Allé)

Gemeinsam Berlin zur Energiehauptstadt zu machen, Kohle raus und Erneuerbare Energien rein – das ist das neu formulierte Ziel der Berliner Politik. Der Weg zur Klimaneutralität ist weit und nur mit gesamtgesellschaftlicher Beteiligung zu schaffen.

16.07.2016 – Wenn auch sonst wenig Einigkeit herrscht im Berliner Senat, beim Thema klimaneutrales Berlin bis 2050 gibt es anscheinend Konsens. Im Rahmen einer von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt beauftragten Machbarkeitsstudie Klimaneutrales Berlin 2050 wurde untersucht, ob und wie das Ziel, Berlin bis zum Jahr 2050 zu einer klimaneutralen Stadt zu entwickeln, erreicht werden kann. Zur Tagung Erneuerbare in der Stadt – wie können wir gemeinsam Berlin zur Energiehauptstadt machen? trafen sich dazu in dieser Woche in Berlin Akteure aus Politik, Unternehmen und Gesellschaft zur weiteren Lagebesprechung der konkreten Strategie.

Mit dem Berliner Energiewendegesetz (EWG), das seit 6. April 2016 in Kraft ist, wurde der Grundstein gelegt. Der Gesetzentwurf enthält Vorgaben für die Erarbeitung energie- und klimapolitischer Maßnahmen. Zentrales Instrument dieser Vorgaben ist das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK), das für unterschiedliche Handlungsfelder konkrete Strategien und Maßnahmen zur Erreichung der Ziele aufzeigt und dessen Aufstellung mit dem Gesetz für den Senat bindend ist.

Ambitioniert: 40 Prozent CO2-Reduktion bis 2030, 80 Prozent bis 2050

Zwei Wege zur Energiehauptstadt seien grundsätzlich möglich, so Lothar Stock von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin auf der Tagung, ein zentraler und ein dezentraler. Bislang habe es in der Politik ein Themen-Hopping gegeben, das reichte vom Verbot von Gas-Heizpilzen im öffentlichen Raum bis hin zur E-Mobilisierung des Fuhrparks. Der neue Ansatz mit Fokus auf die wichtigsten ersten Maßnahmen sollte legislaturübergreifend sein, das sei mit dem BEK nun auch schon auf dem Weg. Inhalt ist dabei auch ein laufendes Monitoring, das öffentlich gemacht wird, um das Programm evaluierungsfähig zu machen.

Ziele im EWG: Aufbau klimaverträglicher Energieerzeugung

Allein der Wärmeverbrauch macht in Berlin 50 Prozent der CO2-Emmissionen aus. Perspektivisch soll der Wärmebedarf vor allem durch Solarthermie, Geothermie und Biomasse gedeckt werden. Diese Erneuerbaren-Energien-Technologien spielen in Berlin bislang kaum eine Rolle, noch nicht einmal zwei Prozent bei der Wärmeerzeugung.

Die energetische Sanierung soll vorangetrieben werden und der Wärmebedarf aller Gebäude drastisch sinken. Von einem Prozent soll sich die Sanierungsrate auf zwei Prozent erhöhen. Das Potenzial von Dachflächen für die Installation von Photovoltaik soll verstärkt geprüft und entsprechende Projekte angeschoben werden, etwa auch mit dem Mieterstrom-Modell – dazu gibt es bereits Projekte in der Stadt. Ebenso rückt die Energieversorgung im Quartier verstärkt in den Fokus, auch dazu sind innovative Projekte bereits in der Umsetzung. Zudem soll Überschussstrom aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen verstärkt genutzt werden, von grünem Strom aus dem Umland als auch von den Solaranlagen in der Stadt.

Die Bezirke müssen jeweils ihre eigenen CO2-Minderungsziele formulieren und entsprechend umsetzen. Es sollen Sanierungsfahrpläne für den öffentlichen Gebäudebestand in den jeweiligen Bezirken erstellt werden. Die Berliner Verwaltung soll bis 2030 „klimaneutral“ sein. Klimaschutz soll auch Teil des Bildungsauftrags in Schulen werden.

Kohleausstieg vorbereiten, Divestment umsetzen

Geplant ist ein möglichst rascher Ausstieg aus der Kohle und eine massive Reduzierung des Ölverbrauchs – bei den vielen Ölheizungen in der Stadt eine große Herausforderung. Stattdessen könnten KWK-Anlagen gefördert werden, die mit einem möglichst hohen Anteil Biogas betrieben werden. Zudem sollen die Fernwärmenetze weiter verdichtet werden. Auch geothermisch sei noch viel Potenzial vorhanden.

Zur angestrebten Klimaneutralität gehört auch Divestment. Die Organisation Fossil Free Berlin kämpfte rund zwei Jahre dafür, dass Berlin seine Gelder aus Unternehmen abzieht, die ihr Geschäft mit Kohle, Gas und Öl machen. Fast einstimmig beschloss das Abgeordnetenhaus Ende Juni den Abzug aller öffentlichen Gelder aus fossilen Unternehmen.

Stadtgesellschaft und wirtschaftliche Akteure in den Prozess einbinden

Innovative Modelle sollen laut BEK unterstützt werden, wirtschaftliche Klimaschutzmaßnahmen aus der Nische in den Mainstream gehoben werden, so Professor Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung. Das wäre wünschenswert, denn kleine Unternehmen und Akteure sitzen in den Startlöchern; manchmal fehlen nur die richtigen Kontakte, das nötige Startkapital oder auch bürokratische Hürden schrecken noch ab.

Auch die Beteiligung der Bürger an Fragen zur CO2-neutralen Stadtgestaltung ist hoch, etwa für den Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur, ein wichtiger Baustein für ein klimaneutrales Berlin. Und es gibt zwar schon etliche Ladesäulen für Elektorautos in Berlin, jedoch die meisten liefern noch hauptsächlich "Kohlestrom". Um die gesetzten Ziele zu erreichen wird eine faire Kommunikation zwischen allen Beteiligten ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum klimaneutralen Berlin sein. na


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