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Bürgerbeteiligung für eine nachhaltige Stadtentwicklung

Regenbogen über der Stadt Karlsruhe
Rainbow somewhere over Karlsruhe. (Foto: de:Benutzer:AlterVista / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 D)

Als Deutschlands nachhaltigste Großstadt wurde Karlsruhe von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Als vorbildlich gilt der ganzheitliche Ansatz zur Förderung einer ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltigen kommunalen Entwicklung und die breite Bürgerbeteiligung.

13.09.2016 – „Nachhaltige Stadtentwicklung ist für uns ein Querschnittsthema und ein ständiger Prozess“, sagt der Karlsruher grüne Umweltbürgermeister Klaus Stapf. Die Klammer hierfür bietet das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020. „Karlsruhe überzeugt mit einem umfassenden sowie fundierten Nachhaltigkeitsprofil und weist eindrucksvolle Erfolge in allen Themenbereichen auf“, so die Jurybegründung der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis für die Auszeichnung der 303.000 Einwohner zählenden Kommune als „Deutschlands nachhaltigste Großstadt 2015“.

Besonders gelobt wird die breite Bürgerbeteiligung. „Karlsruhe hat es in hervorragender Weise verstanden, Partizipation im Verwaltungshandeln zu verankern und Bürgerinnen und Bürger durch innovative Konzepte in die Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen“, so die Jury. So waren beispielsweise Mitarbeiter des städtischen Kinderbüros während einer Aktionswoche mit dem „Mobilen Kinderbüro“ in ganz Karlsruhe auf Spielplätzen, Wochenmärkten und öffentlichen Plätzen unterwegs. Kinder und Familien konnten sich äußern, was ihnen an der Stadt gefällt oder wo sie Handlungsbedarf sehen. Angeregt wurde unter anderem die Beseitigung von Engstellen an Radwegen oder ein Ausbau von Spielstraßen. Die Ergebnisse wurden anschließend von der Verwaltung aufgegriffen.

Bürger machen Klimaschutz

Ein städtisches Agenda-21-Büro dient seit 1997 als Anlaufstelle für Bürger und vermittelt die Mitarbeit in diversen Arbeitskreisen, sei es zur Quartiersentwicklung, dem Gewässerschutz oder zum Klimaschutz. An Mitmachaktionen wie „Ich mach Klima“ oder der „Karlsruher Klimawette“ beteiligten sich Tausende von Bürgern. So verpflichteten sich 1.700 Karlsruher freiwillig zum Klimaschutz im Alltag wie beispielsweise öfters Fahrrad fahren, weniger Fleisch einkaufen oder im Haushalt stärker auf Energiesparen zu achten. Innerhalb eines Jahres konnten so rechnerisch 850 Tonnen CO2 eingespart werden.

Über 90 Karlsruher zeigten im Rahmen einer Aktion „Klimaportrait“ ihr Gesicht für mehr Klimaschutz und gaben persönliche Tipps, so beispielsweise, „Ich liebe Pasta Al Dente, daher Herdplatte rechtzeitig aus und einfach ziehen lassen“. Bei Tanzperformances mit selbst kreierten Kostümen aus Plastiktüten warben Bürger für Abfallvermeidung und der Karlsruher Spitzenkoch Sören Anders machte beim Schaukochen mit regionalen Produkten Appetit auf klimaschonende Kochrezepte.

Energieberatung mit Erfolg

Neue Wege geht Karlsruhe auch mit einem Projekt Stromspar-Partner. Hierbei werden Langzeitarbeitslose zu Energieberatern geschult und helfen Bürgern mit geringen Einkommen, ihren Energieverbrauch und damit ihre Energiekosten zu senken. Dazu gibt es energiesparende LED-Lampen, schaltbare Steckerleisten und Zeitschaltuhren gratis. Gut 350 Haushalte konnten so bisher jährlich beraten werden, die ihren Energieverbrauch im Durchschnitt um 20 Prozent senken und jährlich 80 Euro an Strom- und Wärmekosten einsparen konnten. Finanziert wird die Aktion der städtischen Klimaschutzagentur aus dem Karlsruher Klimaschutzfonds, den die Stadt vor einigen Jahren auflegte und der sich unter anderem aus freiwilligen Emissions-Kompensationszahlungen von Unternehmen speist.

Mit jährlich zwei Millionen Euro fördert der Fonds vor allem städtische Investitionen zur Energieeffizienz und in Erneuerbare Energien. Schon seit einiger Zeit beziehen städtische Einrichtungen zu 100 Prozent Ökostrom und die Stadtwerke sind in zahlreichen Erneuerbare-Energien-Projekten engagiert. Mit jährlich 250.000 Euro werden zudem private Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebereich unterstützt. In diversen Kooperationsprojekten mit örtlichen Unternehmen wie einem „Energie-Effizienz-Netzwerk Karlsruhe“ werden CO2-Einsparmaßnahmen im betrieblichen Bereich vorangetrieben.

Abwärme nutzen, Verkehr reduzieren

Eine wichtige Maßnahme beim Klimaschutz ist der Ausbau des städtischen Fernwärmenetzes. Hierbei wird zu einem großen Teil Prozessabwärme der Mineralölraffinerie Oberrhein genutzt. Allein hierdurch können gut 100.000 Tonnen CO2 jährlich vermieden werden. Bis zum Jahr 2020 soll der Anschlussgrad der Haushalte ans Fernwärmenetz von derzeit 20 auf 25 Prozent ausgebaut werden.

Um die Emissionen im Verkehrsbereich zu senken, setzt die Stadt auf einen weiteren Ausbau des ÖPNV, des Fahrradverkehrs, des Carsharing und der Elektromobilität. So soll der Anteil des Radverkehrs vor allem durch eine Verbesserung der Infrastruktur, bis 2020 auf 30 Prozent erhöht werden (2012, 25 Prozent). Mit einem Faktor von 1,9 pro 1.000 Fahrzeugen gilt Karlsruhe jetzt schon bundesweit als Hochburg des Carsharing. „Auch die Bürgermeister sollen in Kürze eine eigene E-Auto-Flotte bekommen“, kündigt Stapf an.

Um jedoch Karlsruhe bis 2050 zur klimaneutralen Kommune zu machen, wie dies der Gemeinderat im Jahr 2012 beschloss, sind noch erhebliche weitere Anstrengungen nötig, räumt der Umweltbürgermeister ein. Zudem gelte es auch die soziale Integration und die Einbindung von Migranten weiter voranzutreiben, denn „Nachhaltigkeit beinhaltet ja nicht nur Umweltschutz“, betont Stapf. Hans-Christoph Neidlein

 

Integriertes Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe

In dem integrierten Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020 sind ressortübergreifend die Nachhaltigkeitsstrategien gebündelt. Mehr als 400 Bürger wirkten in fünf öffentlichen Zukunftsforen bei der Erarbeitung des Leitbilds mit, das im September 2012 einstimmig vom Gemeinderat verabschiedet wurde. Mit der Technologiestadt 2020, Stadtgesellschaft 2020, Kulturstadt 2020, Umweltstadt 2020 sowie Innenstadt und Stadtteile 2020 setzt es fünf Schwerpunkte. Verwaltungsintern arbeiten dezernatsübergreifende, themenspezifische Arbeitsgruppen unter Führung der zuständigen Bürgermeister an der Umsetzung, zweimal pro Jahr trifft man sich in einer großen Runde.


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