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USA: Solarstrom für alle

(Foto: Pixabay)

Mit einem erwarteten Zubau von 16 Gigawatt in 2016 boomt der Photovoltaikmarkt in den USA. Wichtig für die Weiterführung der Energiewende ist es, das Pfund neue Arbeitsplätze und Solarstrom für alle noch stärker in die Waagschale zu werfen. Dies wurde nun auf der Intersolar North America deutlich.

26.07.2016 – Getrieben wird der Solarmarkt in den USA vor allem durch die im Januar um fünf Jahre verlängerten Steueranreize des Investment Tax Credit (ITC), die gesunkenen Kosten sowie politische Ausbauziele. So fielen allein im vergangenen Jahr die Preise für Photovoltaikanlagen gegenüber 2014 um zwölf Prozent, innerhalb der vergangenen zehn Jahre um mehr als 70 Prozent. Auch bei den Batteriespeichern fallen die Preise und der Markt kommt allmählich ins Rollen.

Laut Prognosen des Beratungsunternehmens GTM Research werden bis Ende des Jahres Solarparks und gewerbliche PV-Dachanlagen mit einer Leistung von gut elf Gigawatt neu installiert, dazu Hausdachanlagen mit einer Leistung von gut fünf Gigawatt. Dies entspricht einem Marktwachstum von mehr als 90 Prozent. Es wird erwartet, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre mindestens 1,3 Gigawatt neue Batteriespeicher installiert werden, derzeit sind laut Angaben des U.S. Energieministeriums „intelligente Speicher“ mit einer Leistung von gut 500 Megawatt installiert. Derzeit laufen Initiativen, auch die Installation von Batteriespeichern durch Steueranreize stärker zu fördern.

Bei der Eröffnung der Intersolar North America in San Francisco sprach sich der Präsident des kalifornischen Senats, der demokratische Abgeordnete Kevin de León für eine verstärkte Kopplung des Zubaus der Photovoltaik mit dem Netz- und Energiemanagement sowie der Elektromobilität aus. Vorreiter in Sachen Elektromobilität sei der südkalifornische Energieversorger Southern California Edison, der innerhalb der kommenden Jahre 30.000 Ladestationen errichten will. Derzeit installiert das Unternehmen in Los Angeles über 1.500 „Tankstellen“ für E-Fahrzeuge.

Dekarbonisierung demokratisieren

Doch schrieb der mit dem „Intersolar 2016 Champion of Change Award“ ausgezeichnete León den Energieversorgern und der Politik ins Gewissen, die nötige Dekarbonisierung noch konsequenter voran zu treiben. Dies habe auch enorm positive wirtschaftliche Effekte. Schon jetzt wachse der Cleantech-Sektor in Kalifornien sechsmal schneller als die meisten anderen Wirtschaftszweige. Entscheidend sei jedoch die Dekarbonisierung weiter zu demokratisieren, sprich auch weniger kaufkräftigen Schichten die Nutzung erneuerbarer Energien zu ermöglichen. Dies habe auch positive Effekten für die Lebensqualität und die Gesundheitsvorsorge. „Die politische Lobbyarbeit und Überzeugungsarbeit bei den Verbrauchern muss hierbei noch verstärkt werden“, unterstrich León, denn es gebe nach wie vor noch viele Widerstände.

Doch zeigte er sich zuversichtlich, dass die Ziele der im vergangenen Herbst verabschiedeten State Senate Bill 350 schneller erreicht werden könnten als vorgesehen. Sie gibt vor, in Kalifornien bis zum Jahr 2030 den Anteil der Erneuerbaren im Strommix auf 50 Prozent erhöhen, die Energieeffizienz im Gebäudebereich zu verdoppeln und den Kraftstoffverbrauch von PKWs und Lastwagen um die Hälfte zu reduzieren.

Mit neuen Arbeitsplätzen punkten

„Es geht darum, gegen umweltbedingte Ungerechtigkeit zu kämpfen. Umweltverschmutzung und dreckige Industrien dürfen nicht auf sozial Benachteiligte abgeschoben werden“, sagte auch Joshua Arce, Gründer von Brightline Defense in San Francisco. Die NGO war zusammen mit Gewerkschaften eine der treibenden politischen Kräfte für die Stilllegung der beiden letzten fossilen Kraftwerke im Großraum San Francisco, dem Kohlekraftwerk Hunters Point Power Plant und dem kombinierten Öl- und Gaskraftwerk Potrero Generating Station. „Solarenergie ist für alle und bringt Arbeit und Lebensqualität in sozial benachteiligte Stadtviertel“, betonte der Rechtsanwalt. Mit seiner fortschrittlichen Energie- und Umweltpolitik könne San Francisco nun Vorbild für die gesamte USA sein.

Bis zum Jahr 2025 möchte die Stadt zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umsteigen. Im April wurde ein Gesetz zur verpflichtenden Nutzung von Solarenergie auf Neubauten bis zu einer Höhe von zehn Stockwerken verabschiedet. Auf mindestens 15 Prozent der Dachfläche muss durch die Kraft der Sonne Strom oder Wärme produziert werden. Die Regelung tritt Anfang 2017 in Kraft. Doch mahnte Arce die Solarbranche dazu bei der Weiterführung der Energiewende in den USA noch enger mit den Gewerkschaften zusammenzuarbeiten und das Potenzial der Erneuerbaren Energien für die Schaffung neuer Arbeitsplätze noch stärker in die Schale zu werfen. Die „bad guys“ der alten fossilen Industrien seien hierbei in ihrer Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit bisher besser.

Arbeitskräfte qualifizieren

Gut 210.000 Menschen arbeiteten im vergangenen Jahr laut Angaben der Solar Foundation in der U.S.-Solarbranche, mehr als doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Nun legte das U.S. Energieministerium im Rahmen der SunShot Initiative ein neues „Solar Training Network“ Programm mit einem Budget von 2,1 Millionen US-Dollar auf. Das Programm soll dabei helfen, den wachsenden Bedarf der Branche nach qualifizierten Arbeitskräften zu decken und wird von der Solar Foundation koordiniert.

Mit einem eigenen Programm „Solar Ready Vets“, das ebenfalls von der Solar Foundation betreut wird, werden Militärmitarbeiter, die innerhalb absehbarer Zeit aus dem Militärdienst ausscheiden, für eine Tätigkeit im Bereich der Photovoltaik geschult und zu potenziellen Arbeitgebern vermittelt. Ziel von Präsident Obama ist es im Rahmen der SunShot Initiative bis zum Jahr 2020 mindestens 75.000 Menschen für eine Tätigkeit in der Solarbranche aus- und weiterzubilden.

Community Solar Challenge Programm

Bis zum 2. August läuft im Rahmen der SunShut Initiative die Ausschreibung für ein „Community Solar Challenge“ Programm. Ziel ist es, Solarstrom und Photovoltaikanlagen noch stärker für mittlere- und unterer Einkommensschichten und gemeinnützige Organisationen auf lokaler Ebene verfügbar zu machen und vor Vorort Know-how aufzubauen. Hunderte von lokalen Gruppen sollen hierbei als Multiplikatoren einbezogen werden. Hans-Christoph Neidlein


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