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Atomkonzern EDF erneut stark in der Kritik

EDF betreibt als größter Atomkonzern der Welt allein in Frankreich 58 Atomreaktoren an 19 Standorten. (Foto: E48616, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Entr%C3%A9e_de_la_centrale_de_Civaux.JPG)
EDF betreibt als größter Atomkonzern der Welt allein in Frankreich 58 Atomreaktoren an 19 Standorten. (Foto: E48616, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Entr%C3%A9e_de_la_centrale_de_Civaux.JPG)

Ein neues Dossier zeigt die Skandale, AKW-Störfälle und Unregelmäßigkeiten der letzten Jahre des französischen Atomkonzerns EDF und dessen britischer Tochter auf. Der Konzern steht vor der Entscheidung zum Bau des britischen AKWs Hinkley Point C.

28.01.2016 – Das Dossier stammt von Greenpeace Energy, das Unternehmen klagt mit neun weiteren Firmen und Österreich gegen die von der EU genehmigten Subventionen für den geplanten Kernkraftwerksneubau im Südwesten Englands. Die britische Regierung will mit dem AKW-Neubau die Versorgungssicherheit stärken und garantiert den Betreibern eine 35-jährige  Einspeisevergütung von umgerechnet gut 120 Euro je produzierter Megawattstunde. Zum Vergleich: Ein jetzt gebauter Windpark erhält in Deutschland rund 40 Prozent weniger, Tendenz sinkend. Insgesamt dürften sich die Subventionen auf über 100 Milliarden Euro belaufen – mit Zustimmung der EU-Kommission.

Eine endgültige Entscheidung über die milliardenschweren Investitionen wurde bereits mehrfach verschoben, EDF will diese in den kommenden Tagen treffen. An dem insgesamt 23 Milliarden Euro (18 Milliarden Pfund) teuren AKW-Projekt sind die Franzosen zu zwei Dritteln beteiligt, der Rest soll vom chinesischen Atomkonzern China General Nuclear Power Group (CGN) kommen. Dabei ist das Projekt mit vielen Risiken behaftet. Ursprünglich sollte der Reaktor 2017 ans Netz gehen, auch der verschobene Starttermin 2023 ist nicht zu halten. Andere AKW-Neubeuten in Europa sind unter starkem Zeitverzug, die Kosten explodieren. Zudem weist der vorgesehene Reaktordruckbehälter massive Mängel auf, die französische Aufsichtsbehörde Autorité de sûreté nucléaire (ASN) hält sich mit Konsequenzen auch für die Betriebsgenehmigung bedeckt.

1.200 AKW-Ereignisse in Frankreich seit dem Jahr 2000

Neben dem risikohaften Projekt ist auch der EDF-Konzern wegen Skandalen und Störfällen regelmäßig in den Schlagzeilen. Der Atomkonzern ist der größte AKW-Betreiber weltweit, besitzt in Frankreich 58 Reaktoren an 19 Standorten und gilt mit Verbindlichkeiten von rund 50 Milliarden Euro als hoch verschuldet. Das AKW Fessenheim an der deutschen Grenze steht seit Jahren in der Kritik, es ereignen sich immer wieder kleinere Störfälle. Weil der Konzern diese nicht der ASN ordentlich meldete, warf die Behörde EDF im vergangenen Jahr ein zu laxes Störfallmanagement vor.

Bereits in den 1980er und 1990er Jahren ereigneten sich große Störfälle in EDF-Reaktoren. 1980 kam es zu einer beginnenden Kernschmelze im Reaktor A2 des AKW Saint-Laurent-des-Eaux. 2015 wurde das AKW Blayais bei Bordeaux mehrmals geräumt, weil kleine Mengen Radioaktivität aus dem Reaktordruckbehälter austraten. Die französischen  Behörden haben seit dem Jahr 2000 rund 1.200 einzelne Ereignisse in Atomreaktoren des Landes dokumentiert, wie das Dossier auflistet. 2011 wurden EDF-Manager und der Konzern zu Haft- und Geldstrafen verurteilt, weil sie die Umweltschutzorganisation Greenpeace in gleich vier europäischen Ländern ausspähen ließen.

Auch die englische Tochter EDF Energy, die an sieben Standorten in Großbritannien Atomreaktoren betreibt, steht nicht besser dar. Neben fragwürdigen Geschäftspraktiken, kam es in den vergangenen Jahren auch immer wieder zu Störfällen. Aufgrund des äußerst riskanten Projekts Hinkey Point C befindet sich die EDF-Aktie seit Monaten auf Talfahrt, mahnende Worte kommen sowohl von Ratingagenturen als auch den französischen Gewerkschaften. cw


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