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Zusätzlicher Impuls für Solar durch Clean Power Plan

Der Clean Power Plan von Präsident Obama gibt den Wachstumserwartungen der US-Solarbranche einen zusätzlichen Impetus. Dies zeigte die Solar Power International im kalifornischen Anaheim. Nun hängt es allerdings von dessen Umsetzung ab. Energieversorger engagieren sich immer mehr für Community Solar.

01.10.2015 – „Danke, was ihr für unser Land tut. Macht weiter so, wir brauchen Euch dringend“. Mit dieser Anerkennung verneigte sich Joe Biden vor der in Anaheim versammelten Solargemeinde. Die kurzfristig angekündigte Rede des US-Vizepräsidenten lockte trotz stundenlanger Wartezeiten tausende von Messeteilnehmern an. „Wir leben von der Kraft unseres eigenen Beispiels“, betonte Biden. „Dies ist der Grund, warum Präsident Obama den Anteil der Erneuerbaren am US-Energiemix bis 2020 mit seinem Clean-Power-Plan mindestens verdoppeln will.“

Er appellierte an den Patriotismus als auch an die globale Verantwortung die Energiewende in den USA konsequent umzusetzen. „Der Markt funktioniert schon, die Verbraucher wollen Solarenergie“, sagte er angesichts eines rapide wachsenden Photovoltaikmarktes in den USA. Mittlerweile wuchs die installierte Leistung auf mehr als 21 Gigawatt und in diesem Jahr wird mit einem Zubau neuer Solarstromanlagen von mindestens acht Gigawatt gerechnet. „Die Politik sollte dies unterstützen, nicht behindern“, unterstrich Biden. „Wir müssen die richtigen Rahmenbedingungen setzen“, sagte er und verwies auf milliardenschwere Subventionen für die fossilen Energieträger. „Es ist widersinnig, dass wir allein jährlich die Ölbohrungen in den USA mit fünf Milliarden Dollar unterstützen“, so Biden. „Wenn wir nur die Hälfte dieses Geld stattdessen für eine Verlängerung des Investment Tax Credit (ITC) für Solarinvestitionen nutzen würden, wäre schon viel gewonnen.“ Die Photovoltaikinstallationen könnten sich in den USA in den kommenden Jahren mindestens verdreifachen, wenn die Steuererleichterungen des ITC bis zum Jahr 2022 fortgeschrieben würden. Derzeit ist geplant, dass sie Ende kommenden Jahres auslaufen sollen, eine endgültige Entscheidung im Kongress und Senat ist jedoch noch nicht gefallen. „Lasst uns die Subventionen für fossile Energien abbauen und beseitigen und Steuergelder in einer sinnvollen Art und Weise verwenden“, unterstrich der US-Vizepräsident. Er verwies darauf, dass die globalen CO2-Emissionen um mindestens zehn Prozent gesenkt werden könnten, wenn entsprechend weltweit Subventionen für fossile Energieträger beseitigt würden.

Biden verließ jedoch nicht das Rednerpult im Convention Center von Anaheim, ohne zusätzliche Fördermittel mitzubringen. Er kündigte ein zusätzliches 120 Millionen Dollar Kreditprogramm zur Förderung von Photovoltaikinstallationen für einkommensschwache Haushalte und ländliche Regionen an.

„Solarenergie schafft Jobs und ist gut für alle US-Amerikaner“, unterstrich auch der Präsident der einflussreichen Solar Energy Industries Association (SEIA) Rhone Resch auf dem Messepodium. Trotz der glänzenden Absatzzahlen der Photovoltaik und der Unterstützung durch Biden appellierte er an das politische Engagement der versammelten Solarunternehmer. Zum einen um das Auslaufen des ITC Ende 2016 zu verhindern, zum anderen um Bundesstaaten davon zu überzeugen, die Emissionsreduktionsziele des von Barack Obama im Sommer verkündeten Clean-Power-Plans (CCP) mit Hilfe einer verstärkten Nutzung der Photovoltaik umzusetzen. Das Ziel des CCP ist, die CO2-Emissionen der Kraftwerke bis zum Jahr 2030 um 32 Prozent gegenüber 2005 zu reduzieren. Er verpflichtet die US-Bundesstaaten, diese Ziele einzuhalten. Sie haben bis September 2016 Zeit, entsprechende Pläne vorzulegen oder können eine Verlängerung hierfür bis zum Jahr 2018 beantragen. Bis zum Jahr 2022 müssen sie dies jedoch erfüllen.

Zwar sind in dem 1.560 Seiten umfassenden Plan keine direkten Maßnahmen zum weiteren Ausbau der Photovoltaik enthalten. Aber Analysten wie Shalye Kann, Senior Vice President von GTM Research rechnen damit, „dass dies ein entscheidender Katalysator für den landesweiten Durchbruch der Photovoltaik sein kann.” Als einen positiven Trend sieht er, dass die Solarenergie mittlerweile auch in den stark von der Kohle dominierten Südost-Staaten wie Georgia auf dem Vormarsch ist.

Analysten wie Pavan Vyakaranam von GlobalData rechnen damit, dass der CPP vor allem einen negativen Einfluss auf die US-Kohleindustrie haben wird, mit einem potentiellen Verlust von bis zu 60 Gigawatt von Erzeugungskapazität bis 2020. „In vielen US-Bundesstaaten verstärkt der CPP bestehende Trends“, sagt GTM-Analyst Kann. Bereits im ersten Quartal diesen Jahres prognostizierte die nationale Energieregulierungsbehörde, dass 65 Prozent der neu installierten Erzeugungskapazität im Westen der USA in den kommenden zehn Jahren Windkraft und Photovoltaik sein werden, und das war noch vor der Verkündung des Clean Power Plans. Und mit einem Anteil von über 40 Prozent an der neu errichteten Kraftwerkskapazität überholten Wind und Solar im zweiten Quartal dieses Jahres erstmals Erdgas.

Um Staaten eine Hilfestellung zu geben, mehr Erneuerbare Energien in ihr Portfolio zu integrieren, veröffentlichten nun SEIA und die American Wind Energy Association (AWEA) einen Leitfaden: „A Handbook for the States: Incorporating Renewable Energy into State Compliance Plans for EPA’s Clean Power Plan”. Vorbild ist hierbei immer noch Kalifornien, wo die Energieversorger bis 2030 einen Anteil von mindestens 50 Prozent Erneuerbare Energien in ihrem Strommix haben müssen. Ein entsprechender Renewable Portfolio Standard (RPS) wurde jüngst verschärft.

Die vielfältigen Veränderungen in der US-Energiewirtschaft sind getrieben von einer Kombination aus Technik- und Marktkräften sowie regionaler Regulierung, so die Einschätzung von Julia Hamm, Präsidentin der Solar Electric Power Association (SEPA). „Wir sehen Präsident Obamas Clean Power Plan als einen weiteren Baustein in einem größeren Zusammenhang, in welchem Energieversorger eine führende Rolle bei laufenden Innovationen, Zusammenarbeit sowie der Dezentralisierung spielen“, sagt Hamm. Community Solar sieht sie hierbei einen wichtigen aktuellen Trend. „Dies öffnet die Tür zu vielen neuen Kunden und fördert sowohl kleinere als größere Anlagen“, so Hamm. „Wir sehen eine große Offenheit von Energieversorgern sich in diesem Bereich zu engagieren“, betont sie. So startete Pacific Gas and Electric Company (PG&E) erst jüngst ein neues Community Solar Programm wie Steve Malnight, Senior Vice President Regulatory Affairs berichtet. Vorreiter wie die Steele-Waseca Electric Coop's Sunna in Minnesota verknüpfen dies mit Anreizen zum Lastmanagement und Power to Heat. Kunden, die sich am Community Solar Programm und dem „Storage Water Heater Demand Response Program“ beteiligen, bekommen ihre ersten Solarmodule an einer Gemeinschaftsanlage mit einer Leistung von 410 Watt für 170 anstatt für 1.225 US-Dollar. Der Energieversorger refinanziert diesen Rabatt indem er die Speichertanks während der Nacht, wenn der Strom günstiger ist, elektrisch aufheizt. Hans-Christoph Neidlein


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