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Klimawandel: Umweltbehörde will höhere Steuern auf Fleisch

Ein Stück rohes rotes Fleisch auf Holzbrett
Das Umweltbundesamt fordert im Einvernehmen mit Umweltschützern und der Wissenschaft weniger Fleischkonsum. Landwirtschaftsminister Schmidt kämpft dagegen für den Fleischkonsum. (Foto: Pixabay / Free License)

Keine ermäßigte Mehrwertsteuer auf Tierprodukte wie Fleisch und Milch, stattdessen die Förderung klimafreundlicher Nahrungsmittel und Dienstleistungen wie ÖPNV, fordert das Umweltbundesamt. Landwirtschaftsminister Schmidt setzt dagegen auf Fleisch.

06.02.2017 – Aus klimapolitischer Sicht ist es vernünftig, Umweltschützer fordern es seit Jahren und die Wissenschaft ist ohnehin zu diesem Ergebnis gelangt: Unser Fleischkonsum und ein vermehrter Verzehr von tierischen Produkten schadet Umwelt und Klima so stark, dass ohne eine Einschränkung der Klimawandel kaum bekämpft werden kann. Folgerichtig fordert nun das Umweltbundesamt (UBA), die reduzierte Mehrwertsteuer von 7 Prozent auf tierische Produkte wie Fleisch und Milch abzuschaffen und den normalen Satz von 19 Prozent anzuwenden.

„Es ist paradox: Deutschland verpflichtet sich auf internationaler Ebene zu mehr Klimaschutz. Gleichzeitig honorieren wir im eigenen Land klimaschädliches Verhalten mit Steuergeldern“, so UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Deutschlands oberste Umweltbehörde hat deshalb am Donnerstag eine neue Studie herausgebracht, in der sie umweltschädliche Subventionen in Deutschland anprangert. Den Berechnungen zufolge belaufen diese sich auf mittlerweile 57 Milliarden Euro pro Jahr, von denen über 90 Prozent das Klima belasten und so die deutsche Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens konterkarieren, konstatiert das UBA.

Obst und Gemüse statt Fleisch

Der größte Teil der umweltschädlichen Subventionen entfällt auf den Verkehrssektor, gefolgt vom Energiebereich. Diese Sektoren sind aus Klimasicht besonders problematisch, da sie auch für den Großteil der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Leider sind die Probleme altbekannt und werden von der Politik seit Jahren ignoriert. Deshalb rückt das UBA nun auch einen anderen Sektor ins Rampenlicht: Die Landwirtschaft trägt ebenfalls wesentlich zum Klimawandel bei und ist in Deutschland Hauptverursacher der Methan- und Lachgasemissionen. Die beiden Gase treiben den Treibhauseffekt deutlich stärker voran als CO2 und gelten weltweit als immer größeres Problem im Kampf gegen die globale Erwärmung.

Ein guter Grund für die Umweltbehörde, die Mehrwertsteuervergünstigung für tierische Produkte erstmals als umweltschädliche Subvention zu benennen. Die Förderung beläuft sich den Berechnungen zufolge auf 5,2 Milliarden Euro pro Jahr, dabei sind Fleisch- und Milchprodukte deutlich klimaschädlicher als Getreide, Obst oder Gemüse. So verursacht die Produktion von einem Kilo Rindfleisch zwischen 7 und 28 Kilo Treibhausgase, rechnen die Studienautoren vor. Der Obst- und Gemüseanbau erzeugt dagegen weniger ein Kilo Treibhausgase.

Landwirtschaftsminister Schmidt setzt auf Fleisch

„Tierische Nahrungsmittel sollten künftig mit den regulären 19 Prozent besteuert werden. Im Gegenzug könnte der Staat die entstehenden Steuereinnahmen in Milliardenhöhe verwenden, um den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von derzeit sieben Prozent noch weiter zu senken. So könnte man zum Beispiel Obst und Gemüse oder öffentliche Verkehrsmittel billiger machen. Beides schont das Klima und kommt den Bürgerinnen und Bürgern unmittelbar zugute“, so Krautzberger

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) lehnte den Vorschlag bereits ab, seine Vorstellungen gehen eher in eine andere Richtung. Erst an Weihnachten hatte er erklärt, er wolle Fleischbezeichnungen für vegetarische und vegane Lebensmittel in Zukunft verbieten. „Vegetarische Schnitzel“ oder „vegane Currywurst“ soll es dann nicht mehr geben. Ob das der Umwelt, dem Klima oder dem Tierwohl hilft, ist allerdings unwahrscheinlich. cw


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