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Bayern will 70 Prozent Erneuerbare Energien

Bayern hat ein neues Energiekonzept. (Bild: © Andreas Hermsdorf  / pixelio.de)
Bayern hat ein neues Energiekonzept. (Bild: © Andreas Hermsdorf / pixelio.de)

Neues Energiekonzept für den Freistaat Bayern: Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der bayerischen Stromerzeugung auf 70 Prozent ansteigen. Damit würde sich der Anteil an Ökostrom innerhalb von zehn Jahren verdoppeln.

20.10.2015 – Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat das bayerische Energiekonzept überarbeitet und dabei neue Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der bayerischen Stromerzeugung auf 70 Prozent steigen. Aktuell liegt der Ökostrom-Anteil bei etwa 36 Prozent. Aigner will das überarbeitete Energiekonzept der Staatsregierung in den kommenden Tagen präsentieren.

Das neue Konzept ist bereits überfällig – sollte es doch ursprünglich im Frühjahr 2014 kommen. Aufgrund des lange anhaltenden Streits zwischen der bayerischen Landesregierung und der Bundesregierung in Berlin war es jedoch immer wieder nach hinten geschoben worden. Bayern besitzt bereits ein Energiekonzept aus dem Jahr 2011. Der neue Entwurf orientiert sich an diesem.

So legt er ebenfalls die Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Bayern in einem Zeitkorridor von zehn Jahren fest. Maßstab der Angaben soll jedoch künftig die Stromerzeugung sein und nicht wie bisher der Verbrauch. Allerdings: Was sich gut anhört, nehmen Umweltschützer genauer ins Visier. Sie sehen in den neuen Vorgaben Aigners keinen Fortschritt für die Energiewende, da mit Abschalten der Akw der Anteil der Erneuerbaren am bayerischen Strommix automatisch steigt. Raimund Kamm, Vorstand des FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V, erklärte: „Bislang gab Bayern die verschiedenen Stromquellen in Prozent vom Stromverbrauch an. Zukünftig will die Staatsregierung die Bilanz nicht nur frisieren, sondern auf den Kopf stellen und die Stromquellen in Prozent von der Stromerzeugung angeben. Da bisher fast die Hälfte der Stromerzeugung in Bayern aus Atomkraft stammt und dieser Anteil wegfallen muss, verdoppelt sich anschließend bei dieser Bilanzmanipulation der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung.“ Tatsächlich hat eine Anfrage des Grünen-Politikers Ludwig Hartmann an das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie gezeigt, dass München keinen Ausbau der Erneuerbaren Energien vorsieht, sondern vielmehr davon ausgeht, die Hälfte des Stroms künftig aus Importen zu beziehen.

Aigner mahnte an, Berlin müsse mehr Augenmerk auf die System- und Marktintegration der Erneuerbaren Energien legen. Zudem fordert sie einen „intelligenten“ Ausbau, den sie auch daran fest machte, ob unnötiger Stromtransport – und damit zusätzliche Leitungen – entsteht und ob die Stromherstellung so gestaltet wird, dass der Bedarf jederzeit sicher gedeckt werden kann. Die bayerische Wirtschaftsministerin hatte vor einigen Wochen für Empörung in den Nachbarländern gesorgt, weil sie die geplante Stromtrasse SuedLink so gebaut sehen wollte, dass sie nicht durch den Freistaat sondern stattdessen größtenteils durch Hessen und Baden-Württemberg verläuft. Das berichtete die „Rundschau“ des Bayerischen Fernsehens unter Berufung auf eine Stellungnahme des bayerischen Wirtschaftsministeriums zu einem Entwurf der Bundesnetzagentur. Aigner argumentierte demnach, Unterfranken solle nicht zur „nationalen Stromdrehscheibe“ werden.

Bayern wird seine letzten Atomkraftwerke im Rahmen des Atomausstiegs bis spätestens 2022 abschalten müssen. Auch deswegen ist es notwendig, sich über die künftige Stromversorgung in Süddeutschland Gedanken zu machen. Erneuerbare Energien könnten etwa verstärkt dezentral vor Ort ausgebaut werden. So wären Produktion und Verbrauch nahe beieinander, der Strom wäre „Made in Bayern“. Alternativ könnte das Land große Mengen Windstrom aus Windparks auf der Nordsee beziehen. Für diese weniger dezentrale Versorgungsvariante allerdings wären große Stromtrassen notwendig, um die Energie über weite Strecken transportieren zu können. rr


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Kommentare

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Energiewender 20.10.2015, 08:59:47

+243 Gut Antworten

Das klingt ja erstmal klug. Mit der Horst20-Regel wird Bayern dieses Ziel wohl aber nie erreichen. Handelt es sich vielleicht um ein Lippenbekenntnis? Oder definiert die CSU einfach Uran zu einem erneuerbaren Rohstoff um? -Wird ja im Weltall kontinuierlich neugebildet.

Tobias Hoeffer 20.10.2015, 10:39:13

+192 Gut Antworten

Das hört sich absolut gut an. Wenn es zudem gelänge, die Bürger mitzunehmen, dann wäre das ein gutes Zeichen auch an den Rest der Welt. Insbesondere die Speichermöglichkeiten sollten aber nicht aus den Augen verloren werden. Eine reine Erhöhung der installierten Leistung und dem rechnerischen Anteil der erneuerbaren am Gesamtverbrauch wird am Ende nicht viel bringen. Auch in windschwachen Nächten muss Strom zur Verfügung stehen. Der Focus sollte demnach auf der Schaffung von Speichermöglichkeiten liegen.

Peterle 21.10.2015, 22:36:23

+190 Gut Antworten

Das klingt zunächst wirklicht gut, aber man sollte genau nachlesen, woher die 70% kommen. Frau Aigner ändert einfach die Berechnung! 2014 wurden in Bayern bereits 36% des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien erzeugt, über 40% aus Atomkraftwerken. Da die Atomkraftwerke bis 2025 alle abgeschaltet sein sollen - ist es keine große Kunst, dann 70% EE an der bayerischen Stromerzeugung zu schaffen. Wenn man die Atomkraft rausrechnet, hat man das nämlich schon 2014 fast geschafft! Da war das Ziel von 50% am Stromverbrauch aus dem Energiekonzept von 2011 für 2021 deutlich ambitionierter...


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