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Breite Front gegen Glyphosat

Immer mehr Bürger, Verbände und Politiker laufen Sturm gegen die Wiederzulassung von Glyphosat. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sind dagegen. Die Entscheidung auf EU-Ebene soll heute fallen.

19.05.2016 - Rund 145.000 Unterschriften gegen die Wiederzulassung des umstrittenen Totalherbizids hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) gestern dem Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin übergeben. Gestern begann die Sitzung des zuständigen EU-Ausschusses für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel. Bei der Unterschriftenübergabe forderte BUND-Geschäftsführer Olaf Bandt von der Bundesregierung ein klares Nein zur Wiederzulassung von Glyphosat. "Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel haben mit ihrer Ablehnung von Glyphosat ein wichtiges Zeichen gesetzt. Safety first, Gesundheit first, dabei muss die SPD jetzt bleiben. Solange die Risiken von Glyphosat nicht zweifelsfrei ausgeräumt sind, darf das Pflanzengift nicht wieder zugelassen werden", sagte Bandt.

Vorsorgeprinzip umsetzen

Bundesagrarminister Christian Schmidt müsse seiner Verantwortung für den Verbraucher- und Umweltschutz nun ebenfalls gerecht werden und das Vorsorgeprinzip anwenden. Das Schmidt unterstellte Julius-Kühn-Institut habe bereits im November 2015 eine Studie veröffentlicht, die zeige, dass ein Verzicht auf Glyphosat in Deutschland in weiten Bereichen der Landwirtschaft kostenneutral möglich sei. Existierende Alternativen zum Glyphosat-Einsatz seien wirtschaftlich machbar und könnten kurzfristig umgesetzt werden. „Es gibt keinen Grund, weiterhin unnötige Risiken einzugehen. Die Belastung von Menschen, Lebensmitteln und Wasser mit Glyphosat und das durch seinen Einsatz verursachte Artensterben dürfen nicht länger hingenommen werden. Glyphosat gehört verboten. Wir appellieren an alle EU-Staaten, eine Wiederzulassung dieses Pestizids abzulehnen", sagte Bandt.

Warnung von Krebsforschern

Ähnlich äußerten sich auch andere Umwelt- und Verbraucherorganisationen. Bereits im März sprach sich auch der Umweltausschuss der Europäischen Parlaments gegen die Wiederzulassung des Herbizids aus und forderte unabhängige Studien. 96 angesehene Krebsforscher warnten im November in einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Andriukaitis vor der Verharmlosung der Folgen des Glyphosat-Einsatzes. 

Auf 40 Prozent der Agrarflächen Deutschlands werden allein 6000 Tonnen des umstrittenen Wirkstoffs eingesetzt. Nach Glyphosat-Funden im Bier ergab eine Anfang 2016 veröffentlichte Langzeitstudie des Umweltbundesamts (UBA), dass in deutschen Städten fast jeder Zweite den Stoff im Körper trägt. Vor 15 Jahren war es nur jeder Zehnte. Alles deutet auf konventionelle Nahrungsmittel als Kontaminationsquelle hin. Zwar liegen die Werte unterhalb dessen, was die EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) für vertretbar hält, doch schon ein Molekül einer krebserregenden Substanz kann krank machen.

Ökolandbau stärker fördern

„Wird das Totalherbizid am 19. Mai vom entscheidenden Ausschuss der EU-Kommission für weitere neun Jahre ohne Auflagen genehmigt, ist das ein Signal dafür, wie Landwirtschaft nach dem Willen der Politik in Zukunft aussehen soll. Der Wunsch des Verbrauchers wird dabei übergangen“, kritisiert Sepp Brunnbauer, Geschäftsführer des ökologischen Anbauverbands Biokreis. Die Basis für eine moderne Landwirtschaft im Einklang mit Umwelt und Mensch liege in einer Verringerung des Pestizideinsatzes, einer verstärkten Ökolandbauförderung und einer Pestizidabgabe, um die Wirtschaftlichkeit der mechanischen Bodenbearbeitung zu erhöhen und gleichzeitig die volkswirtschaftlichen Schäden den Verursachern aufzulasten. „Wir Bio-Bauern zeigen, dass Pflanzenschutz und Unkrautbekämpfung auch ohne Chemikalien gut funktionieren kann“, so Brunnbauer. hcn


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