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Bundesrat fordert Verordnung für Grünstromvermarktung

Der Bundesrat hat die Regierenden aufgefordert, eine europarechtskonforme Lösung für die Vermarktung von Grünstrom vorzulegen. Eine entsprechende Entschließung wurde vergangene Woche verabschiedet. Verbraucher sollen wissen, wo ihr Strom herkommt.

19.10.2015 – Hintergrund ist die ersatzlose Streichung des Grünstromprivilegs im Rahmen der EEG-Novelle 2014. Seitdem gibt es keine wirtschaftlich auskömmliche Möglichkeit mehr, Endkunden direkt mit sauberem Strom aus EEG-Anlagen zu beliefern. Die Folge: Ökostromkunden können aufgrund der jetzigen Vermarktungsregeln nicht mehr klar nachvollziehen, woher ihr Ökostrom kommt. Wegen der Vorschriften im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird der Strom aus Wind- und Solaranlagen fast ausschließlich über die Börse gehandelt. Dort verliert er aber seinen grünen Herkunftsnachweis, er wird mit Atom- und Kohlestrom zu sogenanntem Graustrom. Das aktuelle Erneuerbare-Energien-Gesetz enthält eine Verordnungsermächtigung, um nachträglich neue Regelungen zur Vermarktung von Ökostrom aufzunehmen. Die entsprechende Verordnung wurde jedoch bislang nicht umgesetzt. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung nun in seinem Entschluss auf, aktiv zu werden und zeitnah eine entsprechende Verordnung zur Grünstromvermarktung vorzulegen.

Ein geeignetes Modell (Grünstrommarktmodel  GMM) war vor Monaten von den Ökostromspezialisten NATURSTROM AG, Greenpeace Energy, Elektrizitätswerke Schönau, MVV Energy und Clean Energy Sourcing ausgearbeitet und vorgeschlagen worden. Für die Akzeptanz der Energiewende wäre die Möglichkeit der direkten Belieferung von Ökostromkunden mit Strom aus konkreten Wind- und Solaranlagen ein wichtiger Schritt. Das bestätigt eine repräsentative Umfrage von Emnid im Auftrag von Greenpeace Energy. Demnach gab eine Mehrheit von 68 Prozent der befragten Verbraucher an, dass sich ihr Vertrauen in die Energiewende stärken würde, wenn sie wüssten, aus welchen Ökostromanlagen sie ihren Strom direkt beziehen. Die Mehrheit wünscht sich außerdem mit ihrem Strombezug Erneuerbare-Energien-Anlagen in der Region zu fördern, was mit dem GMM möglich ist.

„Wir haben Ökostrom-Anlagen zu Hauf im Land, aber dieser Strom kommt nicht direkt beim Kunden an“, so Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy. Das GMM sei EU-rechtskonform und auch ohne Probleme mit dem EEG vereinbar. Es muss nicht einmal durch den Bundestag oder Bundesrat beschlossen werden, eine Verordnung des zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums reicht aus. Zusätzliche Kosten für die Verbraucher entstehen nicht.

Auch die Bürgerenergie würde von der Einführung des Modells profitieren. Denn neben mehr Transparenz für die Verbraucher ermöglicht es dezentrale Versorgungskonzepte. „Damit erleichtert es vor allem kleineren Akteuren der Bürgerenergie, sich weiterhin mit eigenen Projekten für Stromerzeugung, Übertragung und Versorgung an der Energiewende zu beteiligen“, kommentiert Dr. Thomas Banning, Vorstand der Naturstrom AG. Wer Bürgerenergie wolle, müsse dezentral ausgerichtete, regionale Konzepte ermöglichen und nicht alles den großen Konzernen überlassen, so Banning weiter.

Zudem trägt das GMM zur Integration Erneuerbarer Energien in den Strommarkt durch drei entscheidende Vorgaben bei. Mindestens 44 Prozent des Stroms muss aus EEG-fähigen Anlagen kommen und mindestens 31 Prozent aus den fluktuierenden Erneuerbaren Energien Wind- und Solarkraft. Außerdem muss der Stromversorger dafür sorgen, dass die aus Ökostromanlagen eingekauften Strommengen mit dem tatsächlichen Verbrauch der Kunden übereinstimmen. Andernfalls ist eine Integrationsabgabe, man könnte auch Strafzahlung sagen, in Höhe von zwei Cent pro Kilowattstunde an das EEG-Konto fällig.

Die Wirtschaft unterstützt das alternative Vermarktungsmodell für Ökostrom. Viele Unternehmen bezögen bereits Ökostrom oder machten sich Gedanken darüber, wie ihr Beitrag für den Klimaschutz und die Energiewende aussehen könnte, so Sebastian Bolay vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). „Wir empfehlen der Bundesregierung dringend, eine alternative Grünstromvermarktung einzuführen“, erklärte Bolay weiter. Unternehmen sollten ein Gegenmodell zum Graustrom-Bezug über die Börse haben. rr


Kommentare

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Sonnenstromer 19.10.2015, 18:10:03

ein kleiner Schritt für Gabriel und ein großer Schritt für den Menschen.

Gabriel ist der Energiewendebremser!


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