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Kohleausstieg bis 2035 ohne Probleme möglich

Der beschleunigte Kohleausstieg ist rechtlich und wirtschaftlich machbar und muss einer Analyse des Wuppertal Instituts zufolge bis spätestens 2035 erfolgen. (Foto: © <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kraftwerk_Schwarze_Pumpe_1.JPG">Septe
Der beschleunigte Kohleausstieg ist rechtlich und wirtschaftlich machbar und muss einer Analyse des Wuppertal Instituts zufolge bis spätestens 2035 erfolgen. (Foto: © SeptemberWoman / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Sowohl rechtlich als auch energiewirtschaftlich ist ein Kohleausstieg in Deutschland bis 2035 möglich – die Politik muss nur wollen. Das ist das Ergebnis einer Metastudie des NABU. Der Verband fordert einen Kohlekonsens und ausgewogenen Abschaltplan.

25.04.2017 – Seit wenigen Jahren ist die Diskussion um einen beschleunigten Kohleausstieg in der Wissenschaft und bei Umwelt- und Klimaverbänden in vollem Gange. Kaum ein Experte bezweifelt, dass ein Ausstieg aus der Kohleverstromung notwendig und ein Plan dafür unumgänglich ist. Nur die verantwortlichen Politiker in der Bundesregierung und den Bundesländern scheuen die Diskussion. Nun zeigt eine neue Metastudie des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie im Auftrag des Umweltverbands NABU: Ein Kohleausstieg ist sowohl energiewirtschaftlich als auch rechtlich bis spätestens 2035 umsetzbar.

Klimapolitisch ist 2035 sogar der späteste Termin, um die Klimaziele von Paris einzuhalten, so die Experten des Wuppertal Instituts bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse am Montag in Berlin. Für die Meta-Studie haben sie die Vorschläge und Szenarien der letzten drei Jahre zum Kohleausstieg betrachtet, insgesamt vier Positionspapiere und sechs wissenschaftliche Studien. Darunter der vielbeachtete Kohlekonsens-Vorschlag von Agora Energiewende aus dem vergangenen Jahr.

Kohlekonsens favorisiert

Zur rechtlich sauberen Umsetzung eines beschleunigten Kohleausstiegs sind bereits eine Reihe von Europa- und verfassungsrechtlich belastbare Instrumente vorhanden, erklärte Studienautor Timon Wehnert. Der Experte vom Wuppertal Institut favorisiert eine Art Kohlekonsens zwischen der Bundesregierung und allen wichtigen Akteuren, darunter die Bundesländer, Unternehmen und Gewerkschaften nach dem Vorbild des Atomausstiegs. Zwar sei die beste Lösung über einen starken Europäischen Emissionshandel ETS zu erreichen, so Wehnert, das sei politisch wohl aber nicht möglich. Derzeit funktioniert der ETS kaum, der Verschmutzungspreis für eine Tonne CO2 ist zu gering und liefert keine Anreize für Unternehmen, ihre Emissionen zu senken.

Es gebe noch weitere, rechtssichere Instrumente, betonte der Experte. Das Vorschreiben von Abschaltdaten, Restlaufzeiten, Strommengen und emissionsbezogenen Regelungen für Einzelkraftwerke bzw. für Gruppen von Kraftwerken würden Planungssicherheit für Unternehmen und Regionen geben. Solch ein Kohleausstiegsplan ließe sich zudem auf lokale und regionale Bedingungen anpassen und so mit Strukturwandelplänen verzahnen. In besonders betroffenen Regionen wie der Braunkohleregion Lausitz oder im Rheinischen Revier könnten einzelne Kraftwerke also erst später abgeschaltet werden, um den Übergang sozial verträglicher zu gestalten.

Gesellschaftlich und wirtschaftlich kein Problem

Eine Herausforderung bleibt aber noch, die nicht so einfach zu lösen sein wird: Energieexperten sind sich einig, dass der Strombedarf in den kommenden Jahrzehnten deutlich ansteigen wird. Grund ist die Sektorenkopplung, also die Verzahnung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr, ohne die die Verkehrs- und Wärmewende nicht gelingen wird. Ein steigender Strombedarf bei gleichzeitigem Atom- und Kohleausstieg werde ein schweres Unterfangen, bestätigen sowohl die Studienautoren als auch der NABU. Trotzdem ist man sich sicher, dass es ein machbarer Weg ist. Helfen sollen ambitionierte Ziele zur Energieeffizienz und im Gebäudesektor, konsequentes Repowering von Windenergieanlagen und der unbeirrte, aber nicht planlose Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland.

Gesamtgesellschaftlich und aus wirtschaftlicher Sicht sei ein Kohleausstieg in den nächsten 18 Jahren kein Problem, erklärte Energieexperte Wehnert. Derzeit arbeiten noch etwa 26.000 Menschen im Kohlebergbau, die letzte Steinkohlezeche wird 2018 geschlossen. Im Vergleich zu 1990, als noch 300.000 Menschen im Kohlebergbau arbeiteten, sei dieser letzte Weg aus seiner Sicht kein Problem. Dennoch werde es für einzelne Regionen eine große Kraftanstrengung und bedarf vorausschauender Planung. cw


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Kommentare

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Eitel Heck 25.04.2017, 10:59:55

+127 Gut Antworten

Dieser Kommentar ist wenig konkret.

Es wird kein technisch-ökonomischer Vorschlag aufgezeigt, wie bis 2035 die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.

Nach jetzigen technisch-ökonomischen Erkenntnissen ist diese Zielstellung mit dem Ausbau von Wind- und Sonnenstrom nicht lösbar.

Eine Lösung wäre:

1. Neben dem Ausbau von effizienten Gaskraftwerken( aber auch Kohlendioxidemission,Erdgasimport)

2.die beschleunigte Entwicklung und Realisierung von Wasserstoffkraftwerken mit Brennzellen und Ausbau der Wasserstoffwirtschaft,

3.die beschleunigte Entwicklung des Dual Fluid Kernreaktors,

Jeffrey Michel 30.04.2017, 01:00:12

+147 Gut Antworten

Dieser Beitrag ist höchst widersprüchlich. Wir lesen zunächst: "Kaum ein Experte bezweifelt, dass ein Ausstieg aus der Kohleverstromung notwendig und ein Plan dafür unumgänglich ist." Der dazu erforderliche Plan steht jedoch lange noch nicht. Denn "die verantwortlichen Politiker in der Bundesregierung und den Bundesländern scheuen die Diskussion." Trotzdem soll ein Kohleausstieg in den nächsten 18 Jahren gesamtgesellschaftlich und aus wirtschaftlicher Sicht "kein Problem" sein.

 

Sollte diese These als belastbar gelten, müsste sie bereits dort nachgewiesen worden sein, wo der Kohleausstieg längst im Gange ist, so beispielsweise in Sachsen-Anhalt. Dass dies nicht gelungen ist, erklärt sich durch eine mangelnde Vorbereitung auf die Energiewende durch Gewerkschaft und Politik. Die Kohleausstiegsbetroffenen suchen nun deshalb nach Antworten bei der AfD, die man keinesfalls in Haftung für den Mangel an alternativen Wirtschaftsperspektiven nehmen könnte. Es bleibt allerdings fraglich, ob sich diese Region dadurch im Standortwettbewerb wird besser behaupten können.

 

Der dortige Braunkohleausstieg begann im Jahre 2015 mit dem Verzicht auf das bereits seit einem Jahrzehnt geplante MIBRAG-Kraftwerk Profen. Nun soll es auch bis 2018 über 320 Mitarbeiter im Tagebau weniger geben. Die Kohlelieferverträge für das Kraftwerk Schkopau laufen im Jahre 2021 aus, wo die Betriebsrendite bereits in Frage steht. Es gibt damit keine verlässliche Aussicht mehr auf eine betriebswirtschaftlich vertretbare Weiterführung des Tagebaubetriebs bis zur Auskohlung im Jahre 2035.

 

Die genannten Standorte werden in folgender Karte zusammen mit dem AfD-Landtagswahlergebnis 2016 dargestellt:

 

http://heuersdorf.de/AfD-LSA2016.jpg

Heinrich Ernst 13.09.2018, 00:20:18

Es wird oft auf die Überschüsse und das "Verschenken" von Wind und Solarstrom hingewiesen, vor allem, wenn GEGEN den Kohleausstieg gewettert wird. Soll heißen der regenerative Strom würde ungenutzt verschoben und die Kohle macht die Grundlast. Der Witz ist: die Erzeugerkurve bei der Plattform EEX steht eigentlich auf dem Kopf. PV wird fast zu 100% im Niederspannungsnetz erzeugt und dort verbrauchernah natürlich auch schnellstens umgesetzt. Für größere PV-Parks an der Mittelspannung und den Wind an der MV gilt das gleiche. Auch diese Energie ist am nähesten am Verbraucher und der Industrie und wird gleich umgesetzt. Die Kohle- und alle anderen Großkraftwerke speisen die Höchstspannung. Die bildet zwar mit den anderen Großerzeugern das europäische Verbundnetz, aber blockiert inländisch die Leitungen, v.a. für Windüberschüsse, was dann zu stehenden Rotoren und entsprechender Häme sorgt. Anstatt nach dem Wetterbericht vorausschauend herunterzuregeln, wenn Wind und Sonne angesagt sind (ja, das geht, auch bei Kohle recht gut), bleibt der rechte Fuß stramm auf dem "Gaspedal" und man drückt seinen Strom der abgeschriebenen Kohlemeiler in die Landschaft. So wären an vielen Tagen locker 20-50% Reduktion des Drecks sofort möglich! Hier fehlt eben verantwortliche Politik und ein technisch gelenktes Energieministerium. Ein starker Umweltminister und ein klar denkender WiMi (oder -in) würde auch schon reichen...


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