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AKW Stade: Rückbau verzögert sich weiter

Blick auf das Kernkraftwerk Stade von der Elbe aus. (Foto: <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Stade#/media/File:AKW_Stade.JPG" target="_blank">Sorodorin / Wikipedia.org</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
Blick auf das Kernkraftwerk Stade von der Elbe aus. (Foto: Sorodorin / Wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Der Rückbau der verbleibenden Atomkraftwerke in Deutschland wird voraussichtlich deutlich teurer werden als bisher angenommen, das zeigt der Fall des AKW Stade bei Hamburg. Bisher haben sich die Kosten für den Abriss des Kraftwerks nahezu verdoppelt.

21.03.2017 - Statt 500 Millionen Euro soll der Abbau des AKW Stade nun rund eine Milliarde kosten. Grund dafür sind erhöhte Strahlenwerte, die am Sockel des Reaktors gemessen wurden und so den Rückbau des seit 2005 stillgelegten Kernkraftwerks nun verzögern. Ursprünglich sollten die Arbeiten bis 2015 abgeschlossen sein, nun steht 2023 als spätester Termin fest. Die ursprüngliche Kalkulation des Betreibers E.ON trifft also nicht zu, Schuld ist eine unvorhersehbare Entwicklung während den Bauarbeiten. Dennoch ist man sich bei E.ON sicher, dass die für den Rückbau der verbleibenden Kraftwerke veranschlagten Mittel ausreichen werden. Insgesamt haben die Energiekonzerne E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW dafür in ihren Bilanzen rund 38 Milliarden Euro verbucht.

Die Kosten für den Abbau aller verbleibenden deutschen Kernkraftwerke werden von Fachleuten auf rund 47 Milliarden Euro geschätzt, teilweise auch deutlich mehr. Mehr als 160 Milliarden Euro für Abbau und Entsorgung der Altlasten sollen bis 2100 fällig werden, so die Energie-Expertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert. Dass die Rückstellungen der Atomkonzerne nicht ausreichen werden, dessen sind sich auch Umweltschützer und Atomkraftgegner sicher und die Erfahrungen aus der Vergangenheit geben ihnen dabei Recht.

Kalkulationen nicht sicher

EON hat sich bisher mehrfach verschätzt, neben der Kostenexplosion beim Abriss des AKW Stade musste auch das Entsorgungsbudget des Kraftwerks Würgassen bereits 2011 von 700 Millionen auf rund eine Milliarde Euro aufgestockt werden. Auch der Bund hat im Zuge des Rückbaus der AKWs in Lubmin bei Greifswald und im brandenburgischen Rheinsberg feststellen müssen, dass die Kosten für die Beseitigung atomarer Anlagen schwer zu kalkulieren sind. Der Abriss der beiden Meiler schlägt für den Steuerzahler nach neuesten Schätzungen mit rund 6,6 Milliarden Euro zu Buche – etwa drei Milliarden mehr als die Hochrechnungen ursprünglich veranschlagt hatten.

Derzeit befinden sich 32 AKWs in Deutschland entweder im aktiven Rückbau oder werden bis spätestens 2022 abgeschaltet. Bei Rückstellungen von insgesamt rund 38 Milliarden Euro dürfte ein einzelnes Kraftwerk den Betreiber in der Entsorgung im Schnitt nicht mehr als 1,2 Milliarden kosten – alles was über diese Summe hinaus geht, fällt dann auf den Steuerzahler zurück. Wie viel allerdings der Abbau eines Atomkraftwerks schließlich im Detail kosten wird, lässt sich im Vorfeld nicht genau sagen, dies bestätigten auch unabhängige Wirtschaftsprüfer dem Handelsblatt. Man könne die Bilanzen der Unternehmen lediglich auf die Plausibilität prüfen, nicht auf die real entstehenden Kosten. bm


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