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Aus Herbstlaub wird Aktivkohle

Viele Tonnen Laub bleiben jedes Jahr auf deutschen Straßen liegen. Für die Spaziergänger ist das Herbstgold zwar schön anzusehen, für die Kommunen ist es allerdings eher lästig. (Foto: <a href="https://flic.kr/p/ppHfCk" target="_blank">Simon Thalman
Viele Tonnen Laub bleiben jedes Jahr auf deutschen Straßen liegen. Für die Spaziergänger ist das Herbstgold zwar schön anzusehen, für die Kommunen ist es allerdings eher lästig. (Foto: Simon Thalmann / flickr.com , CC BY 2.0)

Eine Forschergruppe der Universität Kassel hat ein Verfahren entwickelt, um aus Biomasse wertvolle Aktivkohle herzustellen. Städte könnten so die hohen Ausgaben kompensieren die dabei entstehen, wenn das Herbstlaub aufwändig entsorgt werden muss.

19.10.16 – Rund 34 Millionen Tonnen Herbstlaub und Grünschnitt fallen jedes Jahr im Herbst auf die nordeuropäischen Straßen, in Parks und auf Gehwegen. Obwohl die farbenfrohen Blätter für herbstliche Stimmung sorgen sind sie dennoch nicht bei jedem beliebt, denn einfach liegen bleiben können sie nicht. Die Städte treiben jedes Jahr aufs Neue einen großen Aufwand um die riesigen Mengen zu entsorgen. Allein in Berlin sammeln sich jährlich mehr als 50.000 Tonnen an.

Forscher von der Universität Kassel um Dr. Michael Wachendorf nahmen dies zum Anlass sich mit der Frage zu befassen: Wie kann man diese Biomasse sinnvoll nutzen? Herausgekommen ist ein vielversprechender Ansatz, durch den große Summen an Steuergeldern eingespart werden könnten, die bislang für die Entsorgung von Gras und Blättern aufgewendet wurden. Durch die Verwendung der Biomasse als Ausgangsmaterial für verschiedene Kohlearten würde zudem noch ein Zusatznutzen entstehen.

Fossile Brennstoffe aus dem Labor

Genauer geht es dabei um die Herstellung von Biokohle, sowie der sehr feinkörnigen Aktivkohle. Diese besitzt eine besonders hohe Oberfläche und ist daher ideal geeignet um eine Vielzahl von Stoffen zu filtern, darunter Gase, Flüssigkeiten und feine Feststoffe sowie andere Chemikalien. Die neue Technologie fußt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zur sogenannten Biomassekonversion, zu der an vielen Universitäten und Forschungszentren seit einigen Jahren geforscht wird, so etwa auch am Fraunhofer Institut Sulzbach-Rosenberg oder der Universität Kassel. Dabei wird der langwierige Prozess, der zur Entstehung fossiler Kohlevorkommen geführt hat, im Labor beschleunigt nachempfunden.

Das Team um Michael Wachendorf will in dem Verbundprojekt „Re-Direct“, welches die EU mit 3,2 Millionen Euro fördert, Möglichkeiten finden um Restbiomassen in regionalspezifischen Kreislaufsystemen in hochwertige Kohleprodukte umzuwandeln, so der Leiter der Forschungsgruppe.

Kohle im Klärwerk

Michael Wachendorf sieht in der Technologie großes Einsparpotenzial für die städtischen Entsorgungsdienste. Das Thünen-Institut für Waldökosysteme hat ermittelt, dass das in den deutschen Kommunen jährlich anfallende Laubaufkommen zu rund vier Millionen Tonnen Kohlenstoff extrahiert werden könnte. Zudem könnten die bei der Laubentsorgung anfallenden Kosten laut der Universität Kassel bei der Aufbereitung reduziert werden.

Als konkrete Einsatzmöglichkeit für die Ideen von Wachendorfs Team bieten sich beispielsweise Kläranlagen an. Durch die besonders guten Filtereigenschaften der Aktivkohle wäre es möglich, sogar komplexe, chemische Rückstände wie medizinische Bestandteile aus dem Wasser zu filtern und so die Wasserqualität zu erhöhen. bm


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