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Deutschland wird erst 2150 komplett erneuerbar

Den Berechnungen der Studie „Sektorkopplung durch die Energiewende“ zufolge, wird mit dem aktuellen Ausbautempo die vollständige Energiewende in Deutschland erst 2150 erreicht sein. (Grafik: Volker Quaschning, HTW Berlin)
Den Berechnungen der Studie „Sektorkopplung durch die Energiewende“ zufolge, wird mit dem aktuellen Ausbautempo die vollständige Energiewende in Deutschland erst 2150 erreicht sein. (Grafik: Volker Quaschning, HTW Berlin)

Erst im Jahr 2150 wird Deutschland komplett mit Erneuerbaren Energien angetrieben, wenn wir das bisherige Ausbautempo beibehalten. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Berliner HTW. Die Pariser Klimaziele sind damit in weiter Ferne.

25.08.2016 – In der Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin hat Prof. Volker Quaschning nachgerechnet, wann Deutschland seine Energie komplett aus Erneuerbaren Energien bezieht. Nimmt man den bisherigen Ausbaufortschritt in den Jahren 2000 bis 2015 zugrunde, wird dies den Analysen zufolge erst 2150 der Fall sein. Dem gegenüber stehen das Pariser Klimaabkommen und die Berechnungen sämtlicher Klimaforscher für die Einhaltung des 2-Grad-Ziels – von einem 1,5-Grad-Ziel ganz zu schweigen. Bis spätestens zur Mitte dieses Jahrhunderts muss die komplette Energieversorgung CO2-frei sein, um die Globale Erwärmung einzudämmen, Quaschning selbst spricht sogar vom Jahr 2040.

Die Studie mit dem Titel „Sektorkopplung durch die Energiewende“ befasst sich außerdem mit der Umstellung nicht nur des Strom-, sondern auch des Wärme- und Verkehrssektors auf 100 Prozent regenerative Energien und die Entwicklung des Stromverbrauchs. Dieser wird laut Studie von derzeit 600 Terawattstunden (TWh) pro Jahr auf 1.300 TWH mehr als verdoppeln. Denn der motorisierte Straßenverkehr muss fast vollständig elektrifiziert werden und im Wärmebereich werden mit Strom angetriebene Wärmepumpen den überwiegenden Teil der Raumwärme zur Verfügung stellen. In den Berechnungen sind sogar bereits ambitionierte Effizienzmaßnahmen einkalkuliert.

Wind- und Solarenergie drei bis sechs Mal schneller ausbauen

Ohne diese Effizienzmaßnahmen wird der Strombedarf auf bis zu 3.000 TWh jährlich steigen, gibt Quaschning zu bedenken. „Diese Strommenge in absehbarer Zeit klimaneutral zu decken ist unrealistisch“, heißt es in der Studie. Und selbst für die 1.300 TWh sind gewaltige Anstrengungen notwendig. Das Ausbautempo für Solar- und Windkraftanlagen muss demnach stark steigen, denn die Potenziale für Biomasse, Geothermie und Solarthermie hält Quaschning in Deutschland für begrenzt.

Der von der Studie empfohlene jährliche Ausbauwert für Onshore-Windkraft liegt bei 6,3 Gigawatt (GW), für Offshore-Windkraft bei 3 GW und für die Photovoltaik sogar bei 15 GW. Dagegen hat die Bundesregierung im neuen EEG dagegen Ausbaukorridore für die Onshore-Windkraft von 2,8 GW und Photovoltaik von 2,5 GW festgelegt. Im vergangenen Jahr lag der PV-Zubau sogar nur bei mageren 1,5 GW – die Zahlen offenbaren eine gewaltige Diskrepanz.

Entsprechend deutlich fällt das Fazit der Studie aus: „Mit den heutigen Zielvorgaben aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz besteht keinerlei Möglichkeit, die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen.“ Der Kohleausstieg müsse spätestens 2030 abgeschlossen sein, spätestens dann dürften auch keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden. „Wir müssen die Wind- und Solarenergie drei bis sechs Mal schneller ausbauen als von der Bundesregierung geplant“, so Prof. Quaschning. cw


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