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KernfusionFusionsreaktor ITER außer Kontrolle

Die Arbeiten auf der riesigen ITER-Baustelle sollten ursprünglich 2016 abgeschlossen sein, nun ist auch der Termin 2025 offenbar kaum haltbar. (Foto: © ITER Organization, © EJF Riche, http://www.iter.org/)
Die Arbeiten auf der riesigen ITER-Baustelle sollten ursprünglich 2016 abgeschlossen sein, nun ist auch der Termin 2025 offenbar kaum haltbar. (Foto: © ITER Organization, © EJF Riche, http://www.iter.org/)

Der Bau des weltweit größten Fusionsreaktors ITER in Südfrankreich ist außer Kontrolle. Elf Milliarden Euro sollte das Projekt kosten, ein tatsächlicher Zeit- und Kostenplan fehlt aber noch immer. Experten rechnen mit einem Starttermin nach 2025.

12.05.2016 – Eigentlich sollte der Fusionsreaktor International Thermonuclear Experimental Reactor, kurz ITER, bereits 2016 fertig gestellt sein. Darauf verständigten sich die Projektpartner, EU, USA, China, Russland, Indien, Japan und Südkorea im Jahr 2006. Elf Milliarden Euro sollte das Forschungsprojekt ursprünglich kosten, doch es dürften deutlich mehr werden. Ziel ist die Erzeugung einer Plasma-Reaktion aus Deuterium und Tritium, die sich größtenteils selbst erhält und große Mengen Energie freisetzt. Das Fernziel ist Stromerzeugung aus Fusionsenergie. Ob und wann das funktioniert, weiß bislang niemand. Zudem fallen auch bei Fusionsreaktoren wie bei Kernreaktoren radioaktives Material an, das aufwändig und teuer gelagert werden muss.

Wann der Fusionsreaktor am südfranzösischen Kernforschungszentrum Cadarache tatsächlich fertig gestellt wird, bleibt weiter ungewiss. Wie eine unabhängige Überprüfungskommission in ihrem Bericht nun feststellte, ist auch der angepeilte Termin 2025 kaum zu halten, steigende Kosten verhageln die Bilanz. Um den Starttermin einzuhalten, müssten dem ITER-Management zufolge noch einmal 4,6 Milliarden Euro fließen. Die insgesamt 35 teilnehmenden Nationen zeigen sich wenig begeistert.

Japan und Südkorea planen bereits Nachfolgereaktoren bis 2050

Wie das Wissenschaftsmagazin Science berichtet, ist es kaum möglich, die tatsächlichen Kosten zu kalkulieren, da die Mitgliedsstaaten größtenteils gar kein direktes Geld beisteuern. Vielmehr liefern sie teure Teile für den Reaktor. Die wirklichen Kosten des Projekts könnten demzufolge dreimal so hoch liegen. Experten sehen den ITER-Bau ohnehin kritisch, die Planungen zum Bau seien einfach noch nicht abgeschlossen, der Vertrag von 2006 weise grundlegende Mängel in Leitung und Management des Projekts auf. Die Kommission lobte immerhin das stark verbesserte Management seit 2014.

Auf einen möglichst schnellen Bau drängen vor allem Japan und Südkorea. Die asiatischen Industriestaaten hoffen auf rasche Erkenntnisse der Fusionsforscher und planen bereits erste Nachfolgereaktoren, die tatsächlich Strom produzieren sollen. Bis 2050 sollen diese fertig werden. cw


Kommentare

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Volker Naulin 12.05.2016, 09:36:26

+385 Gut Antworten

35 Nationen die 10 Millionen Euro per Jahr über 10 Jahre extra zahlen? Das ist Portokasse. Elbphilharmonie, Stuttgart 21, Flughafen Berlin sind da in einer anderen Klasse, und da geht es "nur" um das Giessen von Beton, nicht um Technologieentwicklung. Schonmal geschaut wie hoch die Subventionen für Ökostrom in De alleine sind? Wenn wir weltweit mehr als 0.5% der Primär-Energie ohne CO2 herstellen wollen, brauchen wir Fusion.

Energiewender 13.05.2016, 10:55:37

+381 Gut Antworten

Lieber Volker Naulin,

 

Sie sind offensichtlich ein pro-Atom-Troll, der per Google-Alert gerne Schwachsinn vebreitet. Getreu dem Motto, dass eine Lüge zur Warheit wird, wenn man sie nur oft genug ausspricht. Vielleicht sollten die Erneuerbaren sich auch mal ähnlich gut organisieren und z.T. auf bezahlte Schreiber zurückgreifen.

 

Kernfusion ist sinnfrei, siehe Wikipedia: "Prognosen über Strom liefernde Reaktoren liegen seit Jahrzehnten stets etwa 50 Jahre in der Zukunft. Diese Zeitspanne wurde von Kritikern spöttisch „Fusionskonstante“ getauft.[9] Dass die Prognosen zu optimistisch waren, hat mehrere Ursachen: Der an sich einfache Prozess der Verschmelzung zweier Atomkerne ist in ein komplexes plasmaphysikalisches Umfeld eingebunden, das erst verstanden und beherrscht werden muss. Auch in der praktischen Umsetzung ergaben sich neuartige Herausforderungen technologischer und materialtechnischer Art. Finanzierung, Bau und Betrieb der Großanlagen verzögern sich oft aus politischen Gründen, siehe insbesondere ITER." https://de.wikipedia.org/wiki/Fusionsenergie#Technische_Realisierbarkeit

Energiewender 13.05.2016, 11:42:37

+379 Gut Antworten

Volker Naulin schrieb: "Wenn wir mehr als 0,5% der Primär-Energie ohne CO2 herstellen wollen, dann brauchen wir Fusion."

 

Die Wahrheit ist:

1) Der weltweite Endenergiebedarf wurde 2013 zu 2,4% aus Wasserkraft gedeckt. Geothermie, Wind, PV und weitere trugen zu 1,2% bei. Biomasse und Abfall nochmal 10,2%. In der Summe ist das 26-mal mehr, als unser Troll behauptet. http://www.iea.org/publications/freepublications/publication/KeyWorld_Statistics_2015.pdf

 

2) Keine Form der Energieumwandlung ist CO2-frei, Atomkraft in Deutschland liegt bei bis zu 125 g/kWh mittlerweile ( http://web.archive.org/web/20090710222746/http:/www.bundestag.de/wissen/analysen/2007/CO2-Bilanzen_verschiedener_Energietraeger_im_Vergleich.pdf ). Die Kernfusion hat bisher nur Energie und Geld verbraucht, aber noch nicht viel zurückgegeben.

Energiewender 13.05.2016, 11:47:59

+350 Gut Antworten

Tippfehler in meinem Beitrag von 11:42 Uhr:

falsch: ...weltweite Endenergiebedarf wurde...

richtig: ...weltweite Primärergiebedarf wurde...


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