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Kohlekonzern Steag schließt seine großen Kraftwerke

Die nun abgeschalteten Kraftwerksblöcke West 1 und 2 wurden Anfang der 1970er Jahre in Betrieb genommen, Voerde A und B stammen aus den frühen 1980er Jahren. Insgesamt wurde am Standort Voerde 47 Jahre Strom durch das Verbrennen von Steinkohle erzeugt.
Die nun abgeschalteten Kraftwerksblöcke West 1 und 2 wurden Anfang der 1970er Jahre in Betrieb genommen, Voerde A und B stammen aus den frühen 1980er Jahren. Insgesamt wurde am Standort Voerde 47 Jahre Strom durch das Verbrennen von Steinkohle erzeugt. (Foto: © Daniel Ullrich, CC BY-SA 3.0)

Der Kohlekonzern Steag schließt in Voerde am Rhein eines seiner größten Kraftwerke, ein weiterer Kohleblock soll folgen. Deutschlands fünftgrößter Stromproduzent hat die Energiewende verschlafen und wird zu radikalen Schritten gezwungen.

06.04.2017 – Das Kohlekraftwerk Voerde am Niederrhein war keineswegs unbedeutend. Nach 47 Jahren wurde am vergangenen Freitag einer der größten Steinkohle-Kraftwerksstandorte Deutschlands offiziell stillgelegt. Die Kraftwerksblöcke Voerde A/B mit einer Leistung von 1.522 Megawatt (MW) und West 1/2 mit 712 MW produzieren nun keinen klima- und gesundheitsschädlichen Strom mehr, die gut 35.000 Bewohner können wieder durchatmen. Gleichzeitig gehen aber auch hunderte Arbeitsplätze verloren, der Kohlekonzern Steag muss in den nächsten Jahren mindestens 800 Stellen abbauen.

Dem Unternehmen sei es lange Zeit gelungen, „den Kraftwerkspark durch frühzeitige Optimierungen der Kosten- und Erlösstruktur gut im Markt zu halten“, erklärte Steag am Dienstag bei der Präsentation des Jahresberichts. Der Verfall der Stromgroßhandelspreise habe den Konzern aber nun zu einem harten Schritt gezwungen: Noch 2017 sollen 40 Prozent der 8.000 MW Kraftwerksleistung in Deutschland stillgelegt werden. Neben Voerde soll Block 3 des Kraftwerks Herne geschlossen werden. Auch die beiden Kraftwerke Weiher und Bexbach im Saarland waren bereits zur Abschaltung angemeldet. Der zuständige Netzbetreiber Amprion stufte diese allerdings als systemrelevant ein und hatte Steag zum Weiterbetrieb bis November 2019 aufgefordert.

Allein durch die Abschaltung der vier Blöcke in Voerde werden Umwelt und Anwohner nicht mehr jährlich mit Emissionen von über sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2), 4.500 Tonnen Stickoxide (NOx/NO2) sowie 3.800 Tonnen Schwefeloxide (SOx/SO2) und fast 80 Kilogramm Quecksilber und Verbindungen (als Hg) belastet.

Reichen zwei Windparks für die Energiewende?

Betroffen sind nur Steinkohlekraftwerke und das sagt eine Menge über die verfehlte Politik Steags aus. Viel zu spät hat der Konzern auf die Energiewende reagiert, lediglich zwei Windparks sind im Besitz des Essener Versorgers. Echtes Engagement für die Zukunft sieht anders aus. Immerhin hat Steag im vergangenen Jahr sechs Batteriespeicher mit 90 MW Primärregelleistung in Betrieb genommen, um Schwankungen im Netz auszugleichen. Insgesamt laufen die Geschäfte schlecht, nur die Kohlekraftwerke und Dienstleistungen im Ausland werfen Gewinn ab.

Das „Transformationsprogramm STEAG 2022“ soll den Konzern nun retten. Für 2016 gab der Versorger einen Verlust von 221 Millionen Euro bekannt, auch die nächsten Jahre sollen kaum besser werden. Für das Sanierungsprogramm und den Rückbau der Kohlekraftwerke sind viele Millionen vorgesehen, erst ab 2021 soll die Bilanz wieder deutlich besser aussehen. Die Aktionäre – sieben Stadtwerke aus dem Ruhrgebebiet – erhalten dennoch eine Dividende von insgesamt 55 Millionen Euro. cw


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Kommentare

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Eitel Heck 16.04.2017, 21:35:32

+208 Gut Antworten

Prominente Wirtschaftswissenschafttler weisen in Veröffentlichungen und Vorträgen(einsehbar im Internet) darauf hin, dass die langfristige kontinuierliche Stromversorgung mit Windkraft- und Solaranlagen nur durch die Pufferung mit steuerbaren konventionellen Kraftwerken möglich ist.

Die negativen Auswirkungen der Wetterabhängigkeit der Stromproduktion von Windkraft- und Solaranlagen sind bereits erkennbar an folgenden Tatsachen:

- Im Januar dieses Jahres bei Windstille, Nebel und Kälte standen an einigen Tagen 12.000 Windkraftanlagen still und 1,2 Millionen Solaranlagen produzierten keinen Strom.Dadurch sank der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix dramatisch von 30% auf unter 10%.. .

-Die Niederlande, Polen und Tschechien bauen bereits Stromsperren, um sich vor der Überlastung durch flukturierenden deutschen Windstrom zu schützen

 

Dem Ausbau der Windkraftanlagen mit einer flukturierenden Stromproduktion sind damit Grenzen gesetzt.

Zur Energiewende liegt ein sehr kritischer Bericht des Bundesrechnungshofes vor.Kritisiert werden insbesondere ineffiziente Förderprogramme.

Aus meiner Sicht ist in Auswertung des kritischen Berichtes des Bundesrechnungshofes die deutsche Energiepolitik so zu reformieren, dass die Ökonomie neben den Klimazielen in den Vordergrund rückt.

In das Energieprogramm sollten einbezogen werden:

-die Entwicklung und Realisierung des Dual Fluid Kernreaktors

mit folgenden Vorteilen:

.keine Anreicherung,

.keine Aufbereitung,

.kein nukleares Endlager,

.sehr sichere Technologie,

.Nutzung von atomaren Abfällen zur Energiegewinnung,

.Kopplung der Stromproduktion mit Prozesschemie, darunter Herstellung von Kraftstoffen,

-die Entwicklung und Realisierung von Wasserstoffkraftwerken mit umweltfreundlichen Brennzellen als eine erneuerbare Alternative zum Ausstieg aus Kohlekraftwerken,

-die Aufnahme der Serienproduktion von Kraftfahrzeugen mit umweltfreundlichen Wasserstoff-Brennzellen,


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