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Energie aus Wasserwirbeln

Wasserwirbel
(Foto: Tony Hisgett from Birmingham, UK, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0  via Wikimedia Commons)

In der Schweiz wird eine neue Technologie eingesetzt, die sich für kleinere Flüsse eignet: Wasserwirbelkraftwerke. Fische können die Anlagen unbeschadet durchqueren. In Kombination mit Renaturierungsmaßnahmen können sie Flüsse ökologisch aufwerten.

21.04.2015 – In der Schweiz wird eine neue Technologie für die dezentrale Ökostromerzeugung eingesetzt, die sich insbesondere für kleine Flüsse eignet und zudem sehr umwelt- und tierfreundlich sein soll: Wasserwirbelkraftwerke. Die „Genossenschaft Wasserwirbel Konzepte Schweiz“ (GWWK) entwickelt, plant und baut solche Anlagen, inklusive Flussrenaturierung, die einen festen Bestandteil des Konzeptes darstellt. Dr. Bertrand Piccard ist weltweit bekannt geworden durch seine Erfindung „Solar Impulse“, ein Solarflugzeug, mit dem er aktuell die Welt umrundet. Nun wirbt der Umwelt-Pionier für die neue Wasserkrafttechnologie und ist offiziell Namenspate einer Anlage im schweizerischen Schöftland bei Aarau.

Ein Wasserwirbel-System bringt Flusswasser in einem Becken durch eine zentrale Abflussöffnung zum Wirbeln, ähnlich wie bei einem Abfluss in der Badewanne. In diesem Wirbel dreht mit der gleichen Geschwindigkeit ein Rotor, mit dem Strom erzeugt wird. Über einen Generator wird die gewonnen Energie ins Netz eingespeist. Die Technologie funktioniert  bereits bei sehr geringen Fallhöhen ab etwa 70 Zentimetern und einer durchschnittlichen Wassermenge ab 1.000 Litern pro Sekunde. Diese geringen Fallhöhen und Wassermengen in Kombination mit guter Fischdurchgängigkeit durch den Rotorbereich machen das Wasserwirbelkonzept besonders geeignet für kleinere Flüsse, glaubt die GWWK.

Fische, Krebse oder Schnecken durchqueren das Wasserwirbel-System unbeschadet. Dass das Kraftwerk für zahlreiche Fischarten ökologisch durchgängig ist, wurde inzwischen auch von einer unabhängigen Untersuchung durch die Universität für Bodenkultur Wien bestätigt. Arten wie Forelle, Koppe, Aitel und Huchen wurden in Tests nach Flussaufwärts-Durchquerung in gesundem Zustand in  einer oberhalb der Anlage angebrachten Reuse gefangen. Um die Fischdurchgängigkeit noch besser und abschließend beurteilen zu können, laufen allerdings aktuell weitere Untersuchungen in verschiedenen EU-Ländern. Drei verschiedene Durchgänge durch die Wasserwirbel-Anlage sollen laut GWWK bei allen Projekten integriert werden – so auch an der Demonstrationsanlage „Dr. Bertrand Piccard“. Sowohl der integrierte Fischpass als auch das Umgehungsgewässer soll den Tieren die Möglichkeit geben, sich selbst unbeschadet auf- und absteigend im Gewässer zu bewegen.

Das Betonbecken der Anlage wird schnell mit Quellmoos bewachsen, Lebensraum beispielsweise für Wasserflöhe. Mit Sträuchern bepflanzt, fällt es zudem nicht auf und fügt sich unauffällig in die Umgebung. Ein Großteil der Anlage kann meist unsichtbar im Boden eingelassen werden. Natürliche, unverbaute Flüsse sollten nach Auffassung von Umweltschützern weiterhin unberührt bleiben. Als Standorte bieten sich jedoch stillgelegte Wasserkraftwerke an und Flussabschnitte, die bereits verbaut oder kanalisiert und mit Staustufen versehen sind. Solche Standorte können durch ein Wasserwirbelwerk sogar ökologisch aufgewertet werden, da sein Bau sehr gut mit Renaturierungsmaßnahmen kombiniert werden kann.

Für die Schweiz und seine Natur könnten sich die kleinen Ökokraftwerke auch finanziell lohnen. Das Gewässerschutzgesetz, welches Anfang 2011 in Kraft trat, schreibt vor, dass Fließgewässer in der Schweiz naturnäher werden müssen: Die Kantone sind zu Flussrevitalisierungen und -renaturierungen verpflichtet. Der Bund gibt den Kantonen 80 Jahre Zeit, 4.000 Kilometer Flussstrecke naturnah zu sanieren. Die Planungsphase der Kantone muss bis 2015 abgeschlossen sein. Um einen Laufmeter Fluss zu renaturieren, rechnet der Bund mit Kosten pro Meter Fluss in Höhe von durchschnittlich 1.500 Schweizer Franken. Dafür werden jährlich über 100 Millionen Schweizer Franken an Subventionen alleine durch den Bund bereitgestellt. So werden in den nächsten 80 Jahren nur von ihm über acht Milliarden Franken für Flussrevitalisierungen und -renaturierungen ausgegeben. Die Kosten, die für Kantone und Gemeinden anfallen, sind da noch nicht eingerechnet. GWWK schlägt deswegen vor, sinnvolle Standorte mit einem Wasserwirbel-System zu versehen. Die Kosten der Renaturierung seien dadurch innerhalb von fünf bis zehn Jahren mit der Ökostromproduktion amortisiert. rr

 


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