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Bund will Offshore stärker fördern

Offshore-Windpark. (Bild: © Gabriele genannt Gabi Schoenemann  / pixelio.de)
Offshore-Windpark. (Bild: © Gabriele genannt Gabi Schoenemann / pixelio.de)

Einem Medienbericht zufolge will die Bundesregierung den geplanten Ausbau der Offshore-Windkraft bis zum Jahr 2020 deutlich erhöhen. Grund ist offenbar die unerwartet gute Energieausbeute der bestehenden Offshore-Windparks Alpha Ventus und Baltic 1.

21.07.2015 – Die Bundesregierung plant bis 2020 einen deutlich stärkeren Ausbau der Windkraft in Nord- und Ostsee als im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Das schreibt die WirtschaftsWoche unter Berufung auf Informationen aus Regierungskreisen. Demnach sollen die Stromkapazitäten auf dem Meer auf 7,7 Gigawatt steigen – statt wie bislang geplant und festgeschrieben auf 6,5 Gigawatt.

Grund ist offenbar die Energieausbeute der bereits bestehenden Offshore-Windparks Alpha Ventus in der Nordsee und Baltic 1 in der Ostsee: Beide Meeresparks liefern deutlich mehr Strom als vorher angenommen und sind somit sehr viel ertragsreicher als gedacht. Viele große Windparks auf dem Meer zu bauen wird die Stromnetze deutlich stärker belasten als zahlreiche dezentrale Onshore-Windräder über ganz Deutschland verteilt – darin sind sich die Experten einig. Auch der Ausbau der Stromtrassen muss dementsprechend sehr viel umfassender ausfallen als dies bei dezentralen Onshore-Parks der Fall ist. Ein weiterer Nachteil: Eine Bürgerbeteiligung an den teuren Projekten ist bislang nicht möglich.

Allerdings: Im Vergleich zu Atomkraftwerken schneidet die Offshore-Windkraft gut ab - nicht nur in Sachen Klimaschutz, sondern auch wirtschaftlich betrachtet. Die Kostensteigerungen beim Bau von Offshore-Parks fallen erheblich geringer aus als bei den Atommeilern, die in Deutschland errichtet wurden. Das zeigt eine Studie der Hertie School of Governance. Sie untersucht ganz generell die Kostenentwicklung von 170 Großprojekten, und die Zahlen sind nicht gerade positiv. Jene Projekte, die zum Untersuchungszeitraum bereits abgeschlossen waren, zeigten im Schnitt eine Kostensteigerung von 73 Prozent. Bei den acht deutschen Windparks im Meer fiel sie allerdings mit 20 Prozent vergleichsweise moderat aus. Innerhalb des Energiesektors erlauben die von den Wissenschaftlern ausgewerteten Daten einen direkten Vergleich zum Atomkraftwerksbau in den 1960er bis 1980er Jahren: Die sechs untersuchten Akw wurden mit durchschnittlich 187 Prozent fast dreimal so teuer wie veranschlagt. Lerneffekte im Zeitverlauf konnten nicht festgestellt werden.

Anders bei den Meereswindparks: Obwohl die Verantwortlichen mit einer Reihe von Pionierrisiken zu kämpfen hatten, belegt eine Fallstudie zu acht dieser Projekte deutliche Lerneffekte bei der Planung von Bau und Installation, so die Autoren der Studie. Allerdings wurde der geplante Ausbau durch Probleme bei der regulierten Netzanbindung mit Zeitverzögerungen von durchschnittlich 13 Monaten pro Park gebremst, was für die Verbraucher eine Kostensteigerung um mehr als eine Milliarde Euro bis Ende 2014 bedeutete. Schwachpunkt sei vor allem die mangelnde Koordination zwischen Übertragungsnetzbetreibern und Windparkentwicklern, zu der auch der unsichere politischen Rahmen beitrug. Niklas Anzinger, Autor der Teilstudie zum Offshore-Ausbau, erklärte: „Eine bessere Abstimmung, auch mit den Nordsee-Anrainerstaaten, könnte zusätzliche Lerneffekte bringen, so dass die Offshore-Windenergie den gewünschten Beitrag zur Energiewende leisten kann.“ Mit einem Anteil von 0,3 Prozent an der gesamten Stromerzeugungskapazität war dieses Ziel im Herbst 2014 noch weit entfernt. Bis Ende 2015 wird mit einer Steigerung auf 1,5 bis 2 Prozent gerechnet. rr


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Rudolf Koenig 22.07.2015, 07:20:07

+220 Gut Antworten

Liebe Bundesregierung,

leider mal wieder zu kurz gesprungen.

 

Bitte Energieeffizienz, Speichertechnologien und kleine dezentrale Erzeugungseinheiten als Arbeitsschwerpunkt nehmen. Das spart Geld, reduziert den Netzausbau und bringt vielleicht wieder Bürger hinter den Gedanken der Energiewende.

 

Das heißt natürlich auch, sich von Lobbyisten der großen Konzerne loszusagen. In der Regierung und in den Verbänden.

 

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Koenig


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