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Debatte um Vogelschlag in Offshore-Windparks

Offshore-Windpark. (Bild: © Andrea Damm/pixelio.de)
Offshore-Windpark. (Bild: © Andrea Damm/pixelio.de)

Eine neue Tatort-Folge hat Debatten ausgelöst. Die Frage ist, wie gefährlich Meereswindparks für Vogelschwärme sind. Experten beruhigen. Der Film ist fiktiv und zeigt dennoch: dass man sich Gedanken machen muss – und „perfekter“ Umweltschutz schwer ist.

17.06.2015 – Die Tatort-Folge „Wer Wind sät, erntet Sturm“, die am vergangenen Sonntag ausgestrahlt wurde, hat die Debatte erneut ins Rollen gebracht: Wie gefährlich sind Meereswindparks für Vögel – insbesondere Zugvögel, die in großen Schwärmen zweimal  jährlich die See überfliegen?

Grundsätzlich geht es um das Thema, wie man die Umwelt schützen kann und welche Schäden man dabei in Kauf nehmen sollte – oder eben nicht. Dass Stromerzeugung immer invasiv ist, also Eingriffe in die Natur bedeutet, ist auch bei Befürwortern der Energiewende und bei Umweltschützern unumstritten. Fakt ist auch, dass es als Alternative zu den regenerativen Energien bislang nur die Kohlekraft und die Atomenergie gibt. Auch die Erderwärmung gefährdet Vögel, Menschen, Ökosysteme, den gesamten Planeten. Doch zurück zum Thema Offshore.

Die Tatortfolge thematisiert unter adneren die Frage, ob Umweltschutzorganisationen Gelder von der Industrie annehmen, damit diese sich so „grün kaufen“ kann. Einzelfälle, in denen dies tatsächlich der Fall war, sind bekannt. Die Arbeit von Umweltschutzorganisationen generell anzuzweifeln, wäre jedoch falsch. Greenpeace beispielsweise nimmt grundsätzlich keine Gelder aus der Politik oder der Industrie an. Dr. Sven Teske von Greenpeace äußerte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, er halte die Tatort-Darstellungen zum Vogelschlag in Meereswindparks für übertrieben: „Die Storyline mit der angeblichen Vogelflugroute ist gelinde gesagt sehr mutig. Greenpeace hat sich damals aktiv für den Ausbau der Offshore-Energie in der Nordsee eingesetzt. Solche Massen an toten Vögeln wie im Film gezeigt, wird man auf keiner Windanlage im offenen Meer finden“, erklärt er der FAZ.

Auch nach Einschätzung von Ronny Meyer, Geschäftsführer der windenergie agentur WAB e. V., hält sich die Gefährdung, die Meereswindparks für Vogelschwärme darstellen, in Grenzen: „Es gibt zahlreiche Studien zum Einfluss und Kollisionswahrscheinlichkeit von Offshore-Windenergieanlagen auf den Vogelzug. Ein Fazit aus diesen Studien ist: Vögel verhalten sich gegenüber den Offshore-Windparks wie gegenüber normalen Gebäuden. Das bedeutet: Sie weichen den Anlagen aus.“ Eine erhöhte Gefahr sieht er nur, wenn bei nächtlichem Vogelflug plötzlich starker Nebel aufkommt. Dann könnten die Tiere, die normalerweise sehr hoch fliegen, möglicherweise von den Lichtquellen der Anlagen, angelockt werden. Bisherige Untersuchungen hätten allerdings hierzu keine konkreten Hinweise gegeben. Sollten laufende Studien Handlungsbedarf aufzeigen, könne darauf reagiert werden, indem die Beleuchtung der Anlagen im Hinblick auf den Vogelzug angepasst werde.

Unter Ornithologen sind Meereswindparks umstritten. Viele von ihnen gehen jedoch davon aus, dass durch die Erderwärmung ungleich mehr Vögel zugrunde gehen als durch die Offshore-Windkraft. Wilfried Huismann, Co-Drehbuchautor der besagten Tatortfolge, will zum Nachdenken anregen. Eines zeigt der Film tatsächlich: Dass man sich Gedanken machen muss – und „perfekter“ Umweltschutz ohne jedwede Spannungsfelder und Schäden sehr schwer umzusetzen ist. rr


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