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UnderminedMenschenrechte im Bergbau

Schienentransport in Guinea
Beim Rohstoffabbau in Guinea werden im großen Stil Menschenrechte verletzt und die Umwelt zerstört. Deutschland versichert trotzdem einen Kredit für eine Minenerweiterung (Bild: Aboubacarkhoraa / CC BY-SA 4.0 / via Wikimedia Commons / Bild wurde oben und unten beschnitten).

Deutschland verbürgt eine Finanzkreditgarantie für die Erweiterung einer Bauxit-Mine in Guinea, um die Aluminiumversorgung der deutschen Industrie sicherzustellen. Der Abbau des Rohstoffs hat schwere Folgen für Menschen und Umwelt vor Ort.

26.04.2024 – Brunnen versiegen oder werden stark verschmutzt, die Luft ist voll schädlichem Staub. Das FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk (FIAN) dokumentiert in einer Studie die Verhältnisse in der Sangaredi-Mine in Guinea.

Rohstoffe in Guinea abbauen

Guinea verfügt über die größten bekannten Bauxitvorkommen und ist bereits heute weltweit führend beim Export. 90 Prozent aller Exporte des Landes sind Rohstoffe, neben Bauxit vor allem Gold, Diamanten und Eisenerz. Der Bergbausektor macht 18 bis 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und knapp ein Viertel aller Staatseinnahmen aus. Mehr als die Hälfte letzterer stammen aus dem Bauxitabbau.

In einem Teilgebiet der Gemeinde Sangaredi im Nordwesten Guineas wurde aufgrund der reichhaltigen Bodenschätze eine Sonderwirtschaftszone eingerichtet, die mit Steuererleichterungen und vereinfachtem Landerwerb ausländische Investitionen anlocken soll. Minen gibt es dort dicht an dicht. Da der Staat keine Raumplanung vorgibt, muss weder Land für Biodiversität oder Wasserschutz noch für die Eigenversorgung der Anwohner gelassen werden. Bauxit wird meist in offenen Waggons transportiert und der gesundheitsschädliche Staub verpestet Luft und Wasser. Gleichzeitig werden Brunnen trockengelegt oder so stark verschmutzt, dass sie nicht mehr zur Trinkwasserbeschaffung taugen.

Von Mine umzingelte Dörfer reichen Beschwerde ein

Rund 20 Dörfer in der Region werden von der Sangaredi-Mine umzingelt. Um die Mine zu erweitern, will der halbstaatliche Bergbaukonzern Compagnie des Bauxites de Guinée (CBG) mehrere Dörfer umsiedeln und hat teils bereits Fakten geschaffen. Das Dorf Hamdallaye wurde 2020 zwangsweise umgesiedelt – auf eine Abraumhalde, auf dem kein Ackerbau möglich ist.

Gemeinsam mit NGOs haben 13 der Dörfer 2019 eine Beschwerde bei der Weltbank eingereicht. An eine Mediationsvereinbarung, nach der bei Sprengungen bestimmte Abstände zu Dörfern eingehalten werden sollen, halte sich die CBG jedoch nicht. Öffentliche Kritik an den Bergbaukonzernen könne gefährlich werden, berichten NGOs vor Ort. Mit Rechtsverletzungen im Bergbau befassten sich die Gerichte nicht.

Deutschland importiert Bauxit aus Sangaredi-Mine

Etwa 90 Prozent der Bauxitimporte Deutschlands stammen aus Guinea, größtenteils aus dem Sangaredi-Gebiet. Die CBG erhielt 2016 internationale Kredite von mehr als einer dreiviertel-Milliarde für die Erweiterung der Mine. Geldgeber waren unter anderen die Weltbank und die deutsche Bank ING-DiBa. Der Einzelkredit letzterer beläuft sich auf 293 Millionen US-Dollar. Abgesichert wurde er von der Bundesregierung mit einer Ungebundenen Finanzkredit‐Garantie (UFK), um Bauxit für die deutsche Industrie zu sichern. Im Gegenzug liefert CBG 15 Prozent des abgebauten Bauxits nach Deutschland.

Studien hatten im Vorfeld die möglichen Folgen für Menschen und Umwelt vor Ort aufgezeigt. FIAN betont, dass die Mine nur durch internationale Investitionen möglich gemacht wurde – und nicht unwesentlich durch den vom deutschen Staat versicherten Kredit. Die NGO fordert, dass Deutschlands Außenwirtschaftspolitik die Menschenrechte Betroffener vor Ort achtet und mitdenkt.

Produzieren für den Export

Einnahmen aus dem Bergbausektor kommen zudem kaum bei der Bevölkerung vor Ort an. Zwei Großkonzerne, die chinesische Société Minière de Boké (SMB) und die CBG dominieren den Sektor. Sie produzieren für den Export. Rohstoffe werden kaum vor Ort verarbeitet und tragen nur geringfügig zum Arbeitsmarkt bei. 2021 lag der Anteil des Sektors am Arbeitsmarkt bei gerade mal 6,7 Prozent. Es gibt zwar inzwischen Gesetze mit dem Ziel, die Bevölkerung an den Gewinnen der Konzerne zu beteiligen – doch bisher tröpfeln sie nur sehr langsam.

Trotz Menschenrechtsverletzungen und zerstörter Umwelt hat die CBG ein Nachhaltigkeitssiegel von der Aluminium Stewardship Initiative (ASI) für 2024. Die NGOs halten sie für eine Farce. Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen befürchten, dass durch Bauxit-Minen allein bis 2040 mehr als 4.700 km2 des natürlichen Lebensraums in Guinea zerstört wird. jb


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