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Zahlen mal andersMonatliche Klimaschutzziele für Sachsen bis 2030

Wimmelbild mit Sehenswürdigkeiten von Sachsen und Erneuerbaren Energien
Eine Studie zeigt, was für die Transformation bis 2030 in Sachsen zu tun ist und bricht die Ziele auf monatliche Werte herunter. (Grafik: Bündnis 90/Die Grünen)

Jeden Monat vier neue Windkraftanlagen, 950 energetische Sanierungen von Wohngebäuden und der Austausch von fast 2.000 fossilen Heizanlagen. Eine Studie hat für das Bundesland Sachsen ermittelt, was auf dem Weg zur Klimaneutralität zu tun ist.

12.01.2024 – Welche Wegmarken das Bundesland Sachsen bis zum Jahr 2030 für seinen Pfad in die Klimaneutralität erreichen muss, präsentiert eine neue Studie. Beauftragt wurde sie der Faktion Bündnis 90/Die Grünen im sächsischen Landtag, erstellt hat sie die Forschungsstelle für Energiewirtschaft München (FfE). Spannend und sehr anschaulich: Die Zielmarken für die verschiedenen Handlungsfelder wurden heruntergebrochen auf Monatswerte. Doch zunächst ein Blick auf den Status Quo und die Gesamtziele, die für 2030 im Aufgabenheft stehen.

Aktuelle Zahlen zu Windkraft und Photovoltaik in Sachsen

Zur Einordnung ein paar Zahlen zum Status Quo: Ende September 2023 waren in Sachsen insgesamt 864 Windkraftanlagen mit 1,3 Gigawatt Leistung in Betrieb. Damit belegt der Freistaat den drittletzten Platz in der Statistik der Bundesländer bei der installierten Leistung pro Quadratkilometer. Das Ziel von 3,4 Gigawatt im Jahr 2030 scheint nicht ganz unmöglich, bedeutet aber auch eine Verdreifachung der installierten Leistung in den nächsten sechs Jahren. Immerhin wurden bis Ende September 2023 Anlagen mit insgesamt 141 Megawatt neu genehmigt, im selben Zeitraum gingen neue Anlagen mit 15 MW in Betrieb.

Auch für die Photovoltaik steht – wie eigentlich für ganz Deutschland – etwas mehr als eine Verdreifachung der installierten Leistung an. Ende 2023 erzeugten in Sachsen PV-Anlagen mit rund 3,3 Gigawatt Gesamtleistung sauberen Strom.

Wasserstoff, Großspeicher, E-Autos

Aktuell erzeugen noch keine Elektrolyseure Wasserstoff in Sachsen. Die Speicherkapazität von Großbatteriespeichern betrug Anfang 2023 stattliche 148 Megawattstunden. Ein Prozent – rund 24.000 Fahrzeuge – der PKW in Sachsen fuhren Ende 2022 mit einem Elektroantrieb.

Die Ausbauziele für Sachsen bis zum Jahr 2030

Die Ziele bis 2030 sind anspruchsvoll. 11 Gigawatt Photovoltaikleistung sollen installiert sein, zudem Windkraftanlagen mit einer Leistung von etwa 3,4 Gigawatt. 185.000 Heizanlagen sollten bis 2030 auf regenerative Wärme umgestellt, 91.000 Wohngebäude energetisch saniert sein.

Die Leistung von Wasserstoffelektrolyseuren soll etwa 320 Megawatt betragen, die Kapazität von Großbatteriespeichern etwa 290 Megawattstunden. Aber auch etwa 1.000 Industriebetriebe müssten dann bereits ihre Prozesse klimaneutral fahren. Zudem sollten 670.000 nicht-fossile PKW auf den Straßen sein – nicht als Zweitwagen, sondern als Ersatzfahrzeug für fossile Autos.

Zahlen mal anders: Was muss jeden Monat passieren?

Um die Zahlen anschaulicher zu machen, hat das FfE sie umgerechnet. Anders als in sonst üblichen Darstellungen wird in der Studie gesagt, was all das an monatlichen Installationen und Sanierungen bedeutet.

Demnach müssten jeden Monat bis 2030 in Sachsen PV-Freiflächenanlagen installiert werden, die in etwa der Fläche von 62 Fußballfeldern entsprechen. Zusätzlich müssten monatlich 8.000 solare Dachanlagen hinzukommen.

Desgleichen würden pro Monat vier neue Windkraftanlagen mit 5 Megawatt Leistung in Betrieb gehen, 1.950 fossile Heizanlagen aus den Häusern verschwinden. Die energetische Sanierung steht bei 950 Wohngebäuden pro Monat an, je ein Großbatteriespeicher mit einer Kapazität von 2 MWh und Elektrolyseure mit insgesamt rund 3 Megawatt Leistung werden jeden Monat aufgestellt. Zusätzlich werden Monat für Monat 6.800 PKW mit fossilen Antrieben durch alternative Antriebe ersetzt.

Ist das zu schaffen?

Wer die Zahlen hört, mag zweifeln, ob die Vorhaben realistisch erreichbar sind, gerade was die Elektrolysekapazität und die energetischen Sanierungen betrifft. Daniel Gerber, energiepolitischer Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen, zeigte sich bei der Vorstellung der Studie optimistisch und verwies vor allem auf die Photovoltaik, die auch in Sachsen 2023 Rekordwerte bei Neuinstallationen verzeichnete. Auch das Windziel sei zwar ambitioniert, aber machbar, ebenso die Aufgaben in den anderen Handlungsfeldern, nur brauche es gemeinsame Anstrengungen aller Akteure. Serafin von Roon, Geschäftsführer der FfE berichtete von aktivierenden Effekten, die eine gleich gelagerte Studie für das Land Bayern hatte.

Auch zur regionalen Wertschöpfung und zum Investitionsvolumen für die Transformation wurden in der Studie Voraussagen gemacht.  So könnte die kumulierte Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien bis 2030 rund 11 Milliarden Euro betragen. Anders ausgedrückt: es sind Investitionen in ebendieser Höhe notwendig. Besonders der Aufbau von Elektrolyseuren, die Wasserstoff erzeugen, dürfte in der Anlaufphase noch sehr teuer sein. Ebenfalls sind Zahlen und Strategien zu Treibhausgas-Minderungen aus der Landwirtschaft in der Studie enthalten. Wer sich die Zahlen genauer anschauen will, die Studie ist übersichtlich in Grafiken und konzentrierten Texten aufbereitet.

Methodik der Studie

Das FfE hat ein Klimaschutzszenario zugrunde gelegt, das ein mögliches kostenoptimiertes Energiesystem für das Jahr 2045 beschreibt. Die darin enthaltenen Annahmen: die europäischen Treibhausgas-Emissionen werden bis 2045 um 95 Prozent gegenüber 1990 gesenkt. Die Wirtschaft in Sachsen entwickelt sich weiter erstarkend und die Energiewende ist erfolgreich. Das Szenario enthält keine Suffizienzstrategien. pf


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