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Baubranche kritisiert die deutsche Zertifizierungs-Wut

Baumstämme von Weißtannen aus Gersbach stützen auf der Expo 2000 das größte freitragende Holzdach der Welt.
Baumstämme von Weißtannen aus Gersbach stützen auf der Expo 2000 das größte freitragende Holzdach der Welt. (Foto: © Erwin Müller / Wikimedia.commons / gemeinfrei/ https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=427909)

Um ökologische und Nachhaltigkeitskriterien überprüfbar zu machen sind Zertifizierungen in der Regel hilfreich. Manchmal endet das aber auch im Zertifizierungswahn und macht kaum mehr Sinn – schließt stattdessen aber viele Akteure vom Markt aus.

04.03.2016 – Gebäude werden nach ihrer Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zertifiziert, Heizungsanlagen, Bauteile und Baustoffe ebenso. Das schafft einerseits eine Sicherheit für Planer und Bauherren, ist aber häufig auch kostenaufwendig und manchmal wird es unwirtschaftlich. „Es ist zwar richtig und wichtig, Nachhaltigkeitskriterien auch in der Bauwirtschaft zu berücksichtigen. Das machen unsere Betriebe schon lange“, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB). „Immerhin findet die Kreislaufwirtschaft am Bau in großem Maße statt. Was aber jetzt mit der sog. Chain of Custody, kurz CoC, geplant ist, übersteigt jegliches Maß“, kritisiert Pakleppa.

Es geht dabei um die Verpflichtung für Zimmereibetriebe und Holzbauunternehmer, nur noch zertifiziertes Holz im Bau zu verwenden und dieses auch nachzuweisen, wenn sie Aufträge des Bundes übernehmen wollen. Dagegen sei im Interesse des nachhaltigen Bauens zunächst noch nichts einzuwenden, so der ZDB, wenn es dabei bliebe. Doch dem Bundesumwelt- und Bau-Ministerium ist das nun nicht mehr genug: Auch die bauausführenden Unternehmen selbst, die das Holz verbauen, müssen sich jetzt zertifizieren lassen. Wer schon mal gebaut hat weiß was das bedeutet, denn der Baustoff Holz wird in vielen Gewerken mit eingesetzt: so betrifft die neue Verordnung also nicht nur Zimmereibetriebe, sondern auch Betriebe im Schlüsselfertigbau, Trockenbau und viele andere mehr, die u. a. mit dem Baustoff Holz arbeiten müssen, deren Hauptgewerbe aber ein ganz anderes ist.

Die Baubranche ist aufgeregt, denn schon zum 1. Juli 2016 soll der Erlass des Umweltministeriums in Kraft treten und einige Bundesländer haben die Übernahme bereits angekündigt. Dabei gebe es bislang noch gar keine Zertifizierungsmöglichkeit“, kritisiert Pakleppa scharf, die müsse erst aufgebaut werden. Der Zeitplan hinkt also. Es gehe dabei um rund 50.000 Betriebe, die von dieser Neuregelung betroffen seien, so Pakleppa weiter.

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe fordert daher Bundesumwelt- und Bauministerin Hendricks auf, den Erlass zu stoppen. Denn aus Sicht der Akteure wäre es völlig ausreichend nachzuweisen, dass ausschließlich Holz aus nachhaltiger Produktion verwendet wird. „Tut sie das nicht, zwingt sie die Branche dazu, weiter Bürokratie im Sinne eines Zertifizierungssystems aufzubauen, was zwangsläufig die Baukosten erhöhen wird“, warnt Pakleppa. Angesichts der zu bewältigenden Bauaufgaben –und das betreffe insbesondere dann auch den Wohnungsbau – sei das jedoch kontraproduktiv. Es geht hier um die Verhältnismäßigkeit. na


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