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Energieautark und doch vernetzt in Cottbus

Möglichst energieautark sollen diese Mehrfamilienhäuser in Cottbus nach Fertigstellung sein. (Bildquelle: Timo Leukefeld und eG Wohnen 1902)
Möglichst energieautark sollen diese Mehrfamilienhäuser in Cottbus nach Fertigstellung sein. (Bildquelle: Timo Leukefeld und eG Wohnen 1902)

In Cottbus baut die Wohnungsgenossenschaft eG Wohnen zwei energieoptimierte Mehrfamilienhäuser, die sich mit Wärme und Strom vor allem aus Sonnenenergie versorgen werden. Die Mieter sollen dabei eine über zehn Jahre garantierte Pauschalmiete inklusive Energie-Flatrate für Strom und Wärme erhalten.

06.07.2017 – Das energetische Grundkonzept der Gebäude geht auf das Sonnenhaus-Konzept zurück: Das Prinzip ist es dabei, mindestens 50 Prozent des Wärmebedarfs mit Solarenergie zu decken. Seit Anfang der 1990er Jahre wurden weit über 2.000 dieser weitgehend solar beheizten Häuser – Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie gewerblich genutzte Gebäude – gebaut, in Deutschland, Österreich, Südtirol und in der Schweiz. Damit ein solches Konzept funktioniert, muss der Energiebedarf minimiert und große Flächen mit Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen installiert werden. Hinzu kommen noch Speicher für Wärme und Strom, sowie Flächenheizungen im Wohnraum.

Der Experte für Solartechnik Timo Leukefeld hat den bewährten Ansatz des Sonnenhaus-Instituts zum Konzept der „vernetzten energieautarken Gebäude“ weiterentwickelt. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das Konzept funktioniert“, sagt Leukefeld. Er habe mehrjährige wissenschaftliche Vermessungen vorliegen, die bestätigten, dass die von ihm geplanten Daten nahezu identisch eingetreten seien.

Mit Solarenergie zu mehr Autarkie

Mit großen Solarwärme- und Solarstromanlagen auf den nach Süden gerichteten Dachflächen und an den Fassaden werden hohe Autarkiegrade in der Wärme- und Stromversorgung erreicht. Strom und Wärme, die gerade nicht benötigt wird, kann in Langzeitenergiespeichern für den späteren Verbrauch zwischengespeichert werden. In Cottbus sollen 60 bis 70 Prozent des Energiebedarfs für Elektrizität und Heizung mit Solarenergie erzeugt werden.

Die Kosten für die Restenergiemenge seien gut planbar, deshalb könne der Vermieter eine Pauschalmiete anbieten. „Das ist das Prinzip der Nahe-Null-Grenzkosten“, erklärt Leukefeld, der das Energiekonzept für die eG Wohnen erstellt hat. Die beiden Mehrfamilienhäuser in Cottbus sind mit jeweils sieben Wohnungen geplant. „Der Gedanke passt gut in unsere Genossenschaft“, sagt Uwe Emmerling, Vorsitzender der eG Wohnen. „Wir wollen Mehrwert für unsere Bewohner schaffen und eine hohe Lebensqualität erzeugen, die nicht auf einer extremen Technisierung und Regeln für das Verbrauchsverhalten im Haus beruht.“ Die eG Wohnen sei Innovationen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen und habe beispielsweise auch schon Passivhäuser und Holzhäuser gebaut.

Energie sparen ohne Mühe

„Die Leute können sich bewegen wie sie wollen und brauchen sich nicht an die Technik anzupassen“, benennt Leukefeld einen wesentlichen Vorteil des solaren Baukonzeptes. Der Geschirrspüler wird an das warme Wasser, das größtenteils von Solarenergie erwärmt wird, angeschlossen. „Das spart bis zu 80 Prozent Stromkosten und der Geschirrspüler kann bedenkenlos und häufig benutzt werden, ohne dass die Energiebilanz verhagelt wird“, erläutert Leukefeld. Emmerling beschäftigt sich derzeit noch mit der Pauschalmiete, die um die 10,50 Euro betragen soll. „Es ist unser Ziel, über eine Pauschalmiete zu arbeiten und die Rahmenbedingungen entsprechend zu gestalten“, sagt er. Vorher seien aber noch einige rechtliche Vorgaben zu erfüllen, die sich zum Beispiel aus dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz, dem Energiewirtschaftsgesetz und dem Mietrecht ergeben.

Das Energiekonzept

Die Gebäude im KfW-Effizienzhaus-Standard 55 mit jeweils 600 Quadratmeter beheizter Wohnfläche werden mit hochwärmedämmendem einschaligem Ziegelmauerwerk errichtet. Deswegen ist keine außen aufgebrachte Dämmung mehr erforderlich. Auch durch eine passiv solare Bauweise mit Ausrichtung nach Süden wird der Wärmebedarf weiter reduziert.

Die Dächer sind mit 50 Grad steiler als üblich, damit im Winter bei tief stehender Sonne viel Wärme und Strom erzeugt werden kann. Auf den nach Süden gerichteten Dächern und einem Teil der Fassaden werden jeweils 100 Quadratmeter Solarwärmekollektoren und Solarstrommodule mit jeweils 29,58 Kilowatt Leistung montiert.

Die Heizenergie, die gerade nicht benötigt wird, fließt für den späteren Verbrauch in einen Langzeitwärmespeicher mit 24,6 Kubikmeter Wasser. Im Sommer kommt überschüssige Wärme über ein Nahwärmenetz zwei Nachbargebäuden zugute. Dadurch werden auch hier die Heizkosten reduziert und der Ertrag der Solarthermieanlage wird verdoppelt. Der geringe verbleibende Heizenergiebedarf wird mit einem Gasbrennwertkessel mit 40 Kilowatt Leistung erzeugt.

Das warme Wasser wird über Frischwasserstationen bereitet. Die Photovoltaikanlage wiederum liefert Strom für die Haushaltsgeräte, die Anlagentechnik und Elektroautos. Für die Speicherung des Solarstroms werden Lithium-Ionen-Akkus mit jeweils 54 Kilowattstunden Speicherkapazität eingebaut.

Vernetzung mit Energieversorger

Auch einen Energieversorger will man noch mit ins Boot holen. Das ist ein weiteres Prinzip der vernetzten energieautarken Gebäude, wie Leukefeld sie konzipiert. Energieversorger sollen die großen Speicher nutzen können, um überschüssigen Wind- und Solarstrom in Form von Wärme oder Strom zu speichern und bei Bedarf wieder zu entnehmen. „Auf die Weise profitieren nicht nur die Bewohner und die Vermieter von dem Energiekonzept, sondern auch die Allgemeinheit. Wenn lokale Speicherkapazitäten genutzt werden, sinkt der Bedarf für den Ausbau des öffentlichen Stromnetzes.“

Infos:

Fa. Timo Leukefeld – Energie verbindet
eG Wohnen 1902


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