Bürgerenergie-Projekt Efficient Citizens: Sanierungserfahrene Hausbesitzer als Schlüssel zur Wärmewende

Das Projekt Efficient Citizens fördert den Erfahrungsaustausch zwischen sanierungserfahrenen und -interessierten Hausbesitzern, um Unsicherheiten abzubauen und die Motivation zur Umsetzung von energetischen Sanierungsmaßnahmen voranzutreiben.
24.07.2024 – Um die im Klimaschutzgesetz definierten CO2-Senkungen bis 2030 einzuhalten, sind erhebliche Treibhausgas-Senkungen im Gebäudebestand erforderlich. Die derzeitige Sanierungsquote von 0,72 Prozent muss laut Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) dafür deutlich gesteigert werden.
Viele, insbesondere ältere Hausbesitzer, haben jedoch Unsicherheiten und Vorbehalte, insbesondere bezüglich des Kosten-Nutzen-Verhältnisses und möglicher Risiken energetischer Sanierungen. Häufig werden Informationen erst im Schadensfall eingeholt, was zu suboptimalen Entscheidungen wie dem erneuten Einbau von Gasheizungen führt.
Projekt Efficient Citizens: Fachlicher Austausch auf Augenhöhe
Das Projekt Efficient Citizens, gefördert durch das BMWK, untersucht, welche Informationen den Eigenheimbesitzenden fehlen und wie diese besser verbreitet werden können, um sie gezielt bei den energetischen Sanierungen zu unterstützen. In diesem bürgerwissenschaftlichen Projekt arbeiten Forschende von inter 3 gemeinsam mit Bürgerwissenschaftler:innen und dem Projektpartner co2online.
Ziel des Projekts war es, gemeinsam mit Hauseigentümern Wege zu entwickeln, wie Schritte zur energetischen Sanierung gemeinschaftlich organisiert werden können. Dabei wurde untersucht, ob und unter welchen Bedingungen ein Peer-to-Peer-Erfahrungsaustausch zwischen sanierungserfahrenen und sanierungsinteressierten Hauseigentümern Unsicherheiten abbauen und Vorarbeiten für Sanierungsschritte leisten kann.
Sanierungsbotschafter im Einsatz
Sanierungsbotschafter:innen, die selbst bereits Sanierungen an ihren eigenen Häusern durchgeführt haben, besetzten in dem Projekt eine doppelte Rolle. Als Bürgerforscher:innen arbeiteten sie an der Datenerhebung und -auswertung zu den Kenntnissen und Anliegen der Sanierungsinteressierten und halfen bei der Weiterentwicklung des Erfahrungsaustauschs. Zusätzlich teilten sie ihre eigenen Erfahrungen und leisteten Aufklärungsarbeit.
Ablauf und Ergebnisse des Erfahrungsaustauschs
Insgesamt wurden etwa 100 Sanierungsinteressierte und Sanierungsbotschafter:innen zur Teilnahme gewonnen. Die Zuordnung der Teilnehmenden erforderte einen intensiven Matching-Prozess, um den geplanten Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe zu gewährleisten. Vor-Ort-Besuche wurden regional und inhaltlich nach Erfahrungen und Interessen gematcht. Die Besuche dauerten jeweils 90-120 Minuten, wobei Sanierungsinteressierte Energiekostenabrechnungen der letzten drei Jahre vorab bereithalten sollten.
Mehr als Dreiviertel der Sanierungsinteressierten gaben an, von den Erfahrungen der Sanierungsbotschafter:innen profitieren zu wollen. Zwei Drittel benötigten konkrete Tipps für die Sanierung und die Hälfte suchte Zugang zu aktuellen Informationen. Nur acht Prozent erhofften sich schnellere Termine für eine Energieberatung und fünf Prozent nutzten das Projekt, um sich intensiver mit dem Thema zu befassen.
Positive Resonanz und Empfehlungen
Die Ergebnisse zeigen, dass fast alle Beteiligten sehr positive Erfahrungen gemacht haben. Gründe dafür waren unter anderem die Freundlichkeit, gegenseitige Sympathie und der wertschätzende Austausch auf Augenhöhe. Besonders positiv wurden die Nützlichkeit der Praxiserfahrungen und die Vermittlung neuer Informationen bewertet.
Fast Dreiviertel der Sanierungsinteressierten und knapp 70 Prozent der Sanierungsbotschafter gaben an, dass der Erfahrungsaustausch die Motivation zur zeitnahen Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen erhöht habe. Als Ergebnis der überwiegend positiven Bewertungen würden nahezu alle Sanierungsinteressierten den Erfahrungsaustausch weiterempfehlen. Maria Kondra
Mehr zu dem Projekt erfahren Sie auf der Homepage: https://www.efficient-citizens.de
Maria Kondra M.Sc. ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im inter 3 - Institut für Ressourcenmanagement und hat das Projekt begleitet.