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Energiekommune des MonatsAusgezeichnete Wärmewende in Oberfranken

Die Energiezentrale in der oberfränkischen Gemeinde Hallerndorf, ein Holzbau mit großer Fensterfront, lässt Einblicke in die erfolgreiche Wärmewende Hallerndorfs zu.
Die Energiezentrale mit großer Fensterfront lässt Einblicke in die erfolgreiche Wärmewende Hallerndorfs zu. (Foto: © NATURSTROM AG)

Zur Energiewende gehört auch eine Wärmewende – da hinkt Deutschland noch schwer hinterher, denn lediglich 13 Prozent des Wärme- und Kälteverbrauchs werden durch Erneuerbare Energien gedeckt. Das geht auch anders – die Gemeinde Hallerndorf zeigt wie.

02.11.2018 – Nach einem Rekord-Sommer mit Hitzewellen und einem sehr warmen Oktober hat die Heizperiode nun doch schon wieder begonnen – und ein langer Winter steht erst noch bevor. Wie lässt sich möglichst CO2-neutral und ökologisch Wärme erzeugen und diese auch langfristig speichern? Wie lassen sich die lokalen Potenziale für eine Energie- und Wärmewende ausschöpfen?

Dieser Frage sind die Bürger der oberfränkischen Gemeinde Hallerndorf nachgegangen und haben sich mit verschiedenen Akteuren zusammengetan – entstanden ist ein modernes Nahwärmenetz mit Erneuerbaren Energien, welches die bayerische Wärmewende einen guten Schritt voranbringt. Geheizt wird in der Energie-Kommune Die Wärmewende in Deutschland hat Luft nach obenHallerndorf mit Erneuerbarer Wärme, die direkt vor Ort erzeugt wird. Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat die oberfränkische Gemeinde Hallerndorf daher nun als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet. „Die Wärmewende in Deutschland hat Luft nach oben“, kommentiert der kommissarische AEE-Geschäftsführer Nils Boenigk die Wahl, „Hallerndorf zeigt uns, dass es anders geht.“

Größte solarthermische Anlage Bayerns

Das erweiterte Nahwärmenetz versorgt demnächst rund 130 Gebäude mit Wärme. Eine Kombination aus Holzhackschnitzel, Pellets und Solarthermie erzeugt die benötigte Wärmemenge von 3 Mio. Kilowattstunden (kWh) pro Jahr für die Ortschaft Hallerndorf. In der Energiezentrale arbeiten vier modular geschaltete Biomasse-Kessel mit einer Leistung von je 145 Kilowatt (kW) und ein Kessel mit 300 kW. Die solarthermische Anlage auf rund 1.300 Quadratmetern Fläche ist die größte in ganz Bayern.

Je nach Wärmebedarf kann die Energiezentrale die Wärmeerzeugung zurückfahren oder Biomasse-Kessel befeuern und somit Versorgungssicherheit für die Hallerndorfer garantieren. Die Holzhackschnitzel werden aus der Region bezogen. Wichtiger Impuls für die WärmewendeDie Idee für das ausgebaute Nahwärmenetz entstand auf Initiative des Vereins Generation Erde, der sich für die lokale Energiewende engagiert. Das vom Ökoenergieversorger Naturstrom konzipierte und umgesetzte Nahwärmeprojekt sah der Rat für nachhaltige Entwicklung als wichtigen „Impuls für die Wärmewende“ und zeichnete es im Februar dieses Jahres als nachhaltiges Vorzeigeprojekt aus.

Teilhabe für alle Bürger

„Für ein Neubaugebiet wollten wir Erneuerbare Wärme und haben uns dann gefragt –  warum eigentlich nicht für alle?“, erläutert Bürgermeister Torsten Gunselmann. Aus diesem Grund wurden neben den 29 neuen Einfamilienhäusern auch private Bestandsgebäude genauso wie sämtliche gemeindliche Liegenschaften mit in das regenerative Wärmekonzept einbezogen., welches in Zusammenarbeit mit Unternehmen auf verschiedenen Informationsveranstaltungen vorgestellt wurde.

Nahwärme ist dabei nichts Neues für die Gemeinde: Bereits im Jahr 2012 hat die Bürgerschaft eine Energie-Genossenschaft gegründet, um die Abwärme von lokalen Biogasanlagen für Wärme zu nutzen. Das Bioenergiedorf Willersdorf, ein Ortsteil in Hallerndorf, beheizt inzwischen über 82 Anschlussnehmende – darunter ein großes Hotel. Insgesamt werden so rund 250.000 Liter Heizöl pro Jahr vermieden. Die Gemeindeverwaltung besitzt ebenfalls Genossenschaftsanteile und bezieht Nahwärme für den Kindergarten und ein Grundschulhaus.

Transparenz und damit Akzeptanz erhöhen

Optimal war auch die zeitgleiche Verlegung einer Leerrohrinfrastruktur in die Leitungsgräben des Nahwärmenetzes, um zukünftig eine schnelle Internetverbindung durch Glasfaserkabel zu ermöglichen. Hier hat sich gezeigt, dass die Verbindung von zweierlei moderner Technologien und Transparenz in Planung, Bau und Umsetzung solcher Maßnahmen essentiell für die Akzeptanz von Erneuerbaren Energien ist. Weitergehen soll es jetzt mit dem Ausbau von Elektromobilität – eine E-Ladesäule mit Ökostrom ist bereits errichtet worden, weitere sollen folgen.


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