Projekt INTEGER zur Bundestagswahl: Beteiligungspraxis in der Energiewende forcieren

Die Energiepolitik rückt in den Wahlprogrammen zur Bundestagswahl in den Hintergrund. Dabei ist eine erfolgreiche Energiewende essenziell für die Klima- und Wirtschaftsziele. Ein Projekt zeigt Strategien für wirksame Bürger-Beteiligungsprojekte.
27.01.2025 – Mit „Zuversicht“ wirbt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf den Wahlplakaten zur Bundestagswahl in vier Wochen. Doch genau diese ist vielen Bürgern, und vor allem auch jungen Menschen, offensichtlich abhandengekommen. Und führt oft zu Resignation und Frustgefühlen. Gesellschaftliche Beteiligungsmöglichkeiten aufzuzeigen und für alle Bürger zugänglich und wieder schmackhaft zu machen, ist einer der Schlüssel für mehr Demokratie und Zuversicht.
Die Energiewende als gesamtgesellschaftlicher Prozess wirkt sich auf die Lebensrealitäten aller Bevölkerungsgruppen aus. Intransparente und isolierte Partizipation kann dabei das Gefühl von Benachteiligung schüren und bestimmte Gruppen, etwa junge Menschen, teilweise ausschließen. Um mit der Teilhabe die Akzeptanz für die Energiewende und damit auch das Gelingen einzelner Maßnahmen zu fördern, sollte Partizipation ebenen- und sektorübergreifend geplant und umgesetzt werden.
Wie spezifische Bevölkerungsgruppen verstärkt an dieser Transformation beteiligt werden und welche Effekte sich daraus ergeben können, untersuchte das INTEGER-Projektkonsortium.Im Rahmen des zweijährigen Projekts INTEGER (Ebenen-INTEGrative Partizipation für die EneRgiewende) analysierten das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), das Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES) und die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) von Oktober 2022 bis Dezember 2024 bestehende Beteiligungsprozesse und entwickelten einen integrativen Ansatz, an dem sich Beteiligende orientieren können.
„Eine erfolgreiche integrative Bürger:innenbeteiligung lebt vom gemeinsamen Engagement von Bürger:innen, Verwaltung und Politik“, sagt Anne Kantel, Senior Researcher am Fraunhofer ISI und INTEGER-Projektkoordinatorin. „Transparenz und Ehrlichkeit, wie die Beiträge junger Menschen aus Beteiligungsformaten dann in die Politik der Energiewende einfließen, stärken das Vertrauen in politische Prozesse. Es braucht daher nicht nur innovative Formate der Bürger:innenbeteiligung insbesondere für junge Menschen, sondern auch klare Bekenntnisse zu den Wirkungsversprechen der angebotenen Beteiligung.“
Werkzeugkasten für eine faire Beteiligungspraxis
Wie solche Formate gestaltet werden können, zeigt der Beteiligungsdiamant als eines der Ergebnisse des Forschungsvorhabens, wie Jan Hildebrand, Arbeitsfeldleiter Umweltpsychologie am IZES, erläutert: „Der INTEGER-Beteiligungsdiamant ist ein konzeptionelles Werkzeug für die Gestaltung einer vernetzten Beteiligungspraxis. Er zeigt Perspektiven auf, um Integrationspotenziale erkennen und darin liegende Chancen für eine umfassende Beteiligung nutzen zu können: Zunächst von den Strukturen her, anhand der Inhalte oder über die Prozesse. Im Idealfall werden durch integrative Maßnahmen bei der Planung und Umsetzung alle Facetten, Akteur:innen und Ebenen von Beteiligung passend miteinander verbunden.“
Niederschwellige Beteiligungsmöglichkeiten könnten neben Engagement auch zu mehr Gerechtigkeit führen. Was das für die Energiewende bedeutet, weiß AEE-Geschäftsführer Robert Brandt aus Erfahrung: „Beteiligung schafft Bewusstsein und Akzeptanz. Als gesamtgesellschaftliche Herausforderung lebt auch die Energiewende von diversen Perspektiven. Damit möglichst die gesamte Bevölkerung Veränderungen mitträgt und davon profitieren kann, ist es notwendig, gerade auch junge Menschen und wenig repräsentierte Gruppen in Planungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden.“ na
Der INTEGER-Ansatz ist als PDF zum Download verfügbar: www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/publikationen/beteiligungspraxis-in-der-energiewende-neu-denken