Bild: Finn Rohrbeck

Nachgefragt 28.01.2025

„CO2 einsparen, heißt auch Geld sparen“

Kommunaler Klimaschutz gelingt nur, wenn die vorhandenen Ressourcen verknüpft und zielgenau eingesetzt werden. Für Klimaschutzmanager:innen wie Sarah Hoffmann ist das eine zentrale Aufgabe. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit.

Im März 2024 trat Sarah Hoffmann die Stelle als erste Klimaschutzmanagerin der Samtgemeinde „Altes Amt Lemförde“ an. Zuvor studierte sie Biologie und Geografie


Nachgefragt 28.01.2025

„CO2 einsparen, heißt auch Geld sparen“

Kommunaler Klimaschutz gelingt nur, wenn die vorhandenen Ressourcen verknüpft und zielgenau eingesetzt werden. Für Klimaschutzmanager:innen wie Sarah Hoffmann ist das eine zentrale Aufgabe. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit.

Bild: Finn Rohrbeck

Im März 2024 trat Sarah Hoffmann die Stelle als erste Klimaschutzmanagerin der Samtgemeinde „Altes Amt Lemförde“ an. Zuvor studierte sie Biologie und Geografie



Frau Hoffmann, was macht eine Klimaschutzmanagerin eigentlich?

Kurzgesagt ist es meine Hauptaufgabe, das Klimaschutzkonzept der Kommune zu entwickeln und schlussendlich umzusetzen. Dahinter versteckt sich allerdings eine ganze Menge verschiedenster Aufgaben. Denn bevor die Samtgemeinde irgendwelche Maßnahmen zum Klimaschutz beginnt, muss sie erst einmal wissen, wo sie überhaupt steht. Diese Analyse habe ich mit meinen Kolleg:innen mittlerweile abgeschlossen.

Derzeit beschäftigen wir uns mit der Potenzial-Analyse und Szenarienentwicklung. Dabei geht es darum, zu untersuchen, welche Chancen, Ressourcen aber auch Grenzen wir hier vor Ort haben.

Das führt mich zu einem essenziellen Punkt für meine Tätigkeit: Netzwerk-Arbeit. Denn als Klimaschutzmanagerin ist man keine Einzelkämpferin. Vielmehr sollte man mit so vielen Menschen wie möglich – und auf allen Ebenen – ins Gespräch kommen, um das Beste für Klima und Kommune rauszuholen.

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Mit wem arbeiten Sie für den lokalen Klimaschutz zusammen?

Mit allen, die wollen. Es geht ja auch alle was an. Ich wende mich an die Unternehmer:innen vor Ort, unsere Landwirte und bin als Teil der Kommunalverwaltung natürlich auch in engem Austausch mit unseren Lokalpolitikern.

Was mich besonders freut: Wir Klimaschutzmanager:innen untereinander sind gut vernetzt, unterstützen und helfen uns, wenn es Fragen gibt.

Die Bürger:innen stehen für uns natürlich besonders im Fokus, wenn es darum geht, wie wir unsere Kommune klimafreundlicher gestalten. Ich lege großen Wert darauf, sie für Klimaschutz zu begeistern und bei den kommenden Maßnahmen einzubinden und ihnen (finanzielle) Vorteile aufzuzeigen. So fördern wir als Gemeinde umweltfreundliche Anschaffungen wie Regennutzungsanlagen aber auch die Anpflanzung alter heimischer Obstbäume auf Privatgrundstücken. Darüber hinaus bieten wir ein breites Beratungsangebot.

Wie erreichen Sie die Bürger:innen vor Ort?

Dafür gehe ich dahin, wo die Bürger:innen sind: Auf dem letzten Weihnachtsmarkt, dem Lichterzauber, zum Beispiel bin ich mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen und konnte für meine Arbeit Werbung machen. Mit unserer digitalen Ideenkarte Klimaschutz haben wir seit Dezember eine tolle Möglichkeit, die Bürger:innen bei der Entwicklung unseres Klimaschutzkonzepts miteinzubinden. Die Öffentlichkeitsarbeit wird hier großgeschrieben. Ankündigungen und Infos finden die Bürger:innen in Presseartikeln und auf der Homepage

Wie funktioniert die Ideenkarte Klimaschutz?

Im Grund ist es ganz einfach: Die Ideenkarte zeigt die Umrisse des Gemeindegebietes. Interessierte Bürger:innen können online – oder analog bei uns im Rathaus – ihre Ideen, Vorschläge und Wünsche zum Thema Klimaschutz zusammentragen. Dafür platzieren sie einfach ein Fähnchen an einem passenden Ort auf der Karte und notieren die Idee.

Wir haben bereits eine ganze Reihe von Ideen unserer Bürger:innen gesammelt: Angefangen von Förderungen für Balkonkraftwerke, über Informationsveranstaltungen zu energetischen Sanierungen, bis hin zum Ausbau der lokalen Ladesäulen-Infrastruktur.

Dieser Beteiligungsprozess ist uns besonders wichtig. Denn so erfahren wir, was den Bürger:innen bei den anstehenden Maßnahmen wirklich wichtig ist und können es bestmöglich in das Klimaschutzkonzept einarbeiten.

Mit so einer Ideenkarte sind wir übrigens keineswegs alleine. Viele andere Klimaschutzmanager:innen nutzen das Tool und können – wie ich – berichten, wie viele Bürger:innen die Chance ergreifen und den lokalen Klimaschutz aktiv mitgestalten.

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Wo steht Ihre Kommune bisher?

Ich bin zwar die erste Klimaschutzmanagerin der Samtgemeinde, aber wir stehen hier keinesfalls am Anfang: Schon bei dem Neubau des Rathauses 2017 wurde auf Energieeffizienz Wert gelegt und eine Wärmepumpe installiert.

Außerdem gibt’s hier in der Region reichlich private Photovoltaikanlagen und bereits einige Windenergieanlagen, die durch die im vergangenen Jahr beschlossene Windkraftkonzentrationsplanung ausgebaut werden sollen.

Wie in vielen Kommunen ist die Finanzierung neuer Vorhaben eine Herausforderung – das gilt natürlich auch für Klima- und Umweltschutz-Maßnahmen. Aber hier kommen wir zu einem entscheidenden Punkt: CO2 einsparen, heißt auch Geld sparen! Auch schon mittelfristig. Klimaschutz und -anpassung sind schlicht ökonomischer als kein Klimaschutz. Und eine gewisse Form der Wirtschaftsförderung ist Klimaschutz auch.

Welche Rolle spielen Erneuerbare Energien bei den bisherigen Konzepten?

Natürlich eine große. Solar- und Windenergie stehen im Zentrum der kommenden Pläne. Hier haben wir sogar schon eine erste Maßnahme begonnen und uns ein klares Ziel gesetzt: Jedes Jahr soll fortan ein kommunales Gebäude eine PV-Anlage bekommen. Dieses Jahr ist eine Kita in unserer Samtgemeinde dran.

Darüber hinaus geht bald ein bestehender Windpark ins Repowering. Das ist gleich doppelt erfreulich: Zum einen heißt das mehr lokaler Windstrom und zum anderen mehr Gewerbesteuereinnahmen für die Kommune. Mit der beschlossenen Windkraftkonzentrationsplanung bieten wir zudem die Möglichkeit für zusätzliche Windenergieanlagen.

Ähnliches versprechen wir uns auch von einer Potenzialfläche für Freiflächen-Photovoltaikanlagen.

Welche Tipps würden Sie anderen Kommunen aber auch Bürger:innen im Bezug auf anstehende Klimaschutzmaßnahmen geben?

Das Wichtigste ist, anzufangen. Und das tut man am besten im gemeinsamen Gespräch: Wo sind Probleme, was sind mögliche Lösungen und wer kann helfen, sie umzusetzen?

Bei unseren ersten Vorhaben hat uns die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen sehr geholfen. Sie bietet Beratungen und Förderungen für Kommunen an. Auch in anderen Bundesländern gibt es solche Anlaufstellen.

Und allen Bürger:innen kann ich nur ans Herz legen, sich einfach mal in Ihrer Gemeinde umzuhören, ob es eine Ideenkarte oder andere Beteiligungsmöglichkeiten vor Ort gibt.

Das Interview führte Finn Rohrbeck

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