Flexible EnergiesystemeEnergiewende vor Ort stärken

Mann mit Solarpanel vor Haus
Sieben Thesen für ein flexibles Energiesystem (Bild: Getty Images / Unsplash+)

Balkonsolar, Wärmepumpen und andere dezentrale Erneuerbare Anlagen werden immer beliebter. Strom vor Ort zu erzeugen und zu nutzen bringt die Energiewende voran, liefert Verbrauchern saubere, günstige Energie und stärkt Kommunen.

16.08.2024 – Mit Vor-Ort-Systemen kann jeder die Energiewende mitgestalten und teilhaben. Zu ihnen werden alle Erneuerbaren Kraftwerke gezählt, die – meist in kleinerem Umfang – Energie vor Ort für den regionalen Verbrauch produzieren wie Dachsolaranlagen für Mieterstrom, Balkonsolar, Wärmepumpen und Projekte von Bürgerenergiegenossenschaften.

„Die Idee, vor Ort erzeugte erneuerbare Energie vor Ort zu verbrauchen, ist an sich nicht neu. Aber durch zunehmend günstig verfügbare Technologien wie Balkonsolaranlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpen und E-Mobilität, aber auch neue regulatorische Rahmenbedingungen wie die im Solarpaket 1 beschlossene gemeinschaftliche Gebäudeversorgung, erhält das Thema eine völlig neue Dynamik“, erklärt Matthias Kühnbach vom Fraunhofer CINES, einem Forschungscluster für Integrierte Energiesysteme. Im Thesenpapier Vor-Ort-Systeme im Fokus: 7 Thesen für eine erfolgreiche Energiewende legen Forscher des CINES dar, wie Vor-Ort-Systeme technisch wie sozial zu einer effizienten und partizipativen Energiewende beitragen können.

Sieben Thesen für ein flexibles Energiesystem

1. Ungenutzte PV-Potenziale erschließen

Auf deutschen Dächern ist viel Platz für Solaranlagen. Lange standen bürokratische oder regulatorische Hürden, oder schlicht die Wirtschaftlichkeit einer Erschließung im Wege. Mit dem Solarpaket 1 hat sich das nun geändert. Mit der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung, Mieterstrom und der Volleinspeisung gibt es drei Modelle für PV auf Dächern. Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse des CINES sieht dabei die ersten beiden vorn: Vor Ort nutzen lohnt sich mehr als in Netz einspeisen.

„Wir gehen davon aus, dass dies nun die Bereitschaft erhöht, mehr Dachflächen auf Mehrfamilienhäusern für Photovoltaik zu erschließen“, sagt Paula Oberfeier, leitende Autorin des Thesenpapiers.

2. Einnahmen vor Ort generieren

Vor-Ort-Anlagen sind Teil des lokalen Wirtschaftskreislaufs und produzieren Gewinne vor Ort über Stromkosteneinsparung hinaus. Installation, Wartung und Teilhabe erhöhen die Akzeptanz für die Energiewende in der Bevölkerung.

3. Auch Mieter:innen können teilhaben

In Deutschland mietet die Mehrheit der Bevölkerung ihr Zuhause, doch lange waren PV-Dachanlagen vor allem für Eigenheimbesitzer realisierbar. Das hat sich geändert: Die Möglichkeiten, an der Energiewende teilzuhaben, nehmen zu. In immer mehr Gegenden gibt es lokale Tarife, Mieterstrom oder Strom von Bürgerenergiegenossenschaften und ein Balkonsolarmodul ist für Normalverdienende erschwinglich geworden. Auch die sozialen Barrieren, an Bürgerenergie mitzuwirken, seien gesunken, folgert das CINES.

4. Ungenutzte Flexibilitätspotenziale erschließen

Vor Ort ist kleinteiliges Flexibilitätspotenzial vorhanden, das bei zunehmender Digitalisierung und Steuerung von Erneuerbaren Anlagen vor Ort immer mehr genutzt werden kann. Sie tragen so dazu bei, das Energiesystem zu flexibilisieren.

5. Netzdienlich betreiben

Flexibilitätsoptionen von Vor-Ort-Systemen können das lokale Stromverteilnetz stabilisieren, indem sie Last- und Einspeisespitzen abschwächen. Je nach Betriebsführung sei es auch denkbar, Vor-Ort-System ins Engpassmanagement einzubinden.

6. Resiliente Energieversorgung stärken

Bei Störungen oder Ausfällen können Vor-Ort-Systeme eine Grund- oder Minimalversorgung aufrechterhalten. Das schützt Verbraucher, macht sie unabhängiger und resilienter in Krisen.

7. Energiewendegerechte Netzentgeltsystematik gesucht

Besonders Netzentgelte müssen weiterentwickelt werden, um die Nutzung von entlastenden Flexibilitätsoptionen und netzdienliches Verhalten zu belohnen. Derzeit kann es hingegen sein, dass Netzentgelte für alle Kunden steigen, wenn immer mehr Menschen ihren eigenen Strom produzieren und nutzen. Das CINES empfiehlt, Netzentgelte dynamisch an der erwarteten Netzbelastung auszurichten.

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