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Hamburg plant riesigen unterirdischen Wärmespeicher

Wärmerecycling statt neue Kraftwerke ist das Motto in Hamburg. (Foto: <a href="https://pixabay.com/" target="_blank">pixabay</a>, <a href="https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de" target="_blank">CC0 1.0</a>)
Wärmerecycling statt neue Kraftwerke ist das Motto in Hamburg. (Foto: pixabay, CC0 1.0)

Wärmerecycling statt neue Kraftwerke ist das Motto in Hamburg. Um die Abwärme von Industrie, Müllverbrennung und Gaskraftwerken ganzjährig zu nutzen, soll die Energie im Sommer unterirdisch gespeichert und im Winter wieder abgegeben werden.

14.03.2017 –Diskussion und Idee unterirdischer Wärmespeicher war durch das alte und klimaschädliche Kohlekraftwerk Wedel vor den Toren Hamburgs ins Rollen gekommen. Viele Politiker und Bürger wollen den 1963 gebauten Kohlemeiler abschalten, die alte SPD-Regierung wollte stattdessen ein „Innovationskraftwerk“, faktisch ein Gaskraftwerk, an gleicher Stelle errichten. Denn das Problem: Den Strom des Kohlekraftwerks braucht die Stadt nicht, aber die Wärme. Nun beschäftigt Hamburg die Frage, ob es auch eine ökologischere Variante gibt. Das Ergebnis ist die Idee der unterirdischen Speicher, genauer gesagt der Aquiferwärmespeicher.

Als Aquiferspeicher werden Grundwasserspeicher bezeichnet, Aquifere (auch Wasserleiter genannt) sind wasserführende Schichten im Boden. Diese liegen tiefer als die oberen Lagen, aus denen die Hamburger ihr Trinkwasser gewinnen. Die unteren Schichten haben Kontakt zu Salzwasser, sind also zur Trinkwassergewinnung unbrauchbar, aber für die Speicherung von Wärme nahezu ideal. Die Wärmespeicher sind also schon da, man müsste nur noch Zugänge bohren, wie bei der Trinkwasserförderung.

Basis des Vorhabens soll das gut ausgebaute Fernwärmenetz der Stadt sein, viele neue Leitungen wären wohl nicht nötig. Nach Angaben der Trinkwasserberatungsfirma Consulaqua der Hamburger Wasserwerke benötigt man für Aquiferwärmespeicher keine neuen Technologien, alle Bestandteile sind bereits bekannt und erprobt. Die vielen vorhandenen Daten zum Hamburger Untergrund beschreiben diesen als nahezu ideal.

Von 10 auf 80 Grad

Wie könnte das Konzept also aussehen? Im Winter könnte die Abwärme von Industrieanlagen, der Müllverbrennung und Gaskraftwerken ganz normal ins Fernwärmenetz der Stadt eingespeist werden und Haushalte und Gewerbe mit Wärme versorgen. Weil das mit dem Wegfall des Kohlekraftwerks Wedel nicht reicht, würde im Sommer das salzhaltige Wasser aus der Tiefe des Hamburger Bodens gepumpt, durch die Abwärme der Anlagen von ca. 10 auf 80 Grad erhitzt und wieder in den Boden zurückgebracht. Dort kann es mehrere Monate die Temperatur halbwegs konstant halten. Im Winter würde dann genügend Wärme zur Verfügung stehen, um die Heizungen der Hamburger warm werden zu lassen.

Natürlich gibt es auch bei diesem Modell einen Wärmeverlust, ungefähr ein Drittel soll es sein. Bei nahezu wertloser, weil im Sommer ungenutzter Wärme, wäre das verschmerzbar. Dennoch müsste das Wasser bei der Entnahme für das Fernwärmenetz noch einmal auf ca. 100 Grad erhitzt werden, weshalb es Pläne gibt, die Speicher unterhalb einer neuen Müllverbrennungs- und Biomasseanlage zu bauen. Das Hamburg-Institut, das das Vorhaben bewertet, sieht die Wirtschaftlichkeit als gegeben an. Die Experten rechnen mit Kosten von maximal vier Cent pro Kilowattstunde, darin sind die Kosten für Speicherung, die Abnahme der Abwärme und ein Puffer einberechnet. Derzeit bezahlen Fernwärmekunden acht Cent.

„Spitze des ökologischen Fortschritts“

Teuer soll das Gesamtprojekt nicht sein. Ein Aquiferspeicher sei für eine Million Euro zu haben, heißt es. Geplant sind wohl vier Stück, jeweils in der Größe von rund 400 mal 50 Metern und mit der Möglichkeit bis zu 25.000 Megawattstunden Wärme zu speichern. Die genauen Kosten sind zwar noch nicht bekannt, aber es dürfte deutlich günstiger werden als das angedachte Innovationskraftwerk mit Kosten von einer knappen halben Milliarde Euro.

Spätestens Anfang April wollen die Hamburger Wasserwerke weitere Ergebnisse der Untersuchungen und Berechnungen vorlegen. Die derzeit bekannten Projektdetails lassen wenig Zweifel an Sinn und Umsetzbarkeit des Vorhabens. Die im Hamburg erscheinende Wochenzeitung ZEIT schrieb bereits: „Hamburg stellt sich an die Spitze des ökologischen Fortschritts.“ cw


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