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Energie smart speichern auf BorkumIdeales Testlabor für die Energiewende

Kleiner Nordsee-Hafen mit Fischerbooten und einem Windrad
Viel Wind, viel Sonne: Die Nordseeinsel Borkum wendet sich schon seit einigen Jahren den Erneuerbaren Energien zu, Bürger und Stadtwerke engagieren sich für die Energiewende. (Foto: pxhere / CC0)

Die Nordseeinsel Borkum testet innovative Energiespeicher unter realen Bedingungen und wird für seinen Einsatz für die Energiewende nun ausgezeichnet. Für die vollständige Versorgung mit Erneuerbaren Energien sind Speicher ein wichtiger Baustein.

03.09.2018 – Auf der beliebten Ferieninsel Borkum – der westlichsten der Ostfriesischen Inseln – weht meist ein frischer Wind und Sonne gibt es auch reichlich: Die Sonneneinstrahlung ist mit durchschnittlich 2.000 Sonnenstunden im Jahr sogar eine der höchsten Deutschlands. Zudem bildet das Nordseeheilbad Borkum als eine komplett vom Meer umgebene Insel ein abgeschlossenes System mit vereinfachten Messbedingungen. Das macht Borkum zum geeigneten Standort für die Erprobung von Energiespeichern und Energiemanagementsystemen, also genau jenen Technologien, die in Zukunft für die Energiewende notwendig werden, wenn die wetterabhängige Wind- und Solarstromerzeugung zunehmen wird.

Auf Borkum leben rund 5.200 Menschen. Die Gemeinde steht Erneuerbaren Energien aufgeschlossen gegenüber: Bereits in den Jahren 2001 und 2002 wurden zwei Windkraftanlagen errichtet, deren Erzeugungskapazität jeweils 1.800 Kilowatt (kW) beträgt, im Jahr 2010 kam ein Solarpark hinzu. Denn von den alten fossilen Energien haben Denn Von den alten fossilen Energien haben Borkums Bürger die Nase voll Borkums Bürger die Nase voll: Der Energiekonzern RWE begann im Jahr 2006 in nur 30 Kilometer Entfernung das niederländische Kohlekraftwerk Eemshaven zu planen. Aus Sicht des Luftkurortes Borkum war die Standortentscheidung des Betreibers RWE eine Zumutung – die Gemeinde protestierte. David gegen Goliath: Die Bürgerinitiative und die Beschwerden der Gemeinde hatten gegen den Energieriesen keine Chance, der Kohlemeiler ging 2015 ans Netz. „Ein Kohlekraftwerk, das im 21. Jahrhundert neben dem Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe Niedersächsisches Wattenmeer in Betrieb geht ist Energiepolitik, die in die völlig falsche Richtung geht“, findet nicht nur Bürgermeister Georg Lübbe sondern auch die ganze Gemeinde. Borkums Bewohner sind daher offen für Neuerungen, die mit der Energiewende einhergehen. Hier beklagt sich keiner über Windräder oder Solarfelder – und dass die Insel Testfeld für Energiespeicher und Energiemanagementsysteme ist, finden die meisten spannend.

Ziel: 100 Prozent Erneuerbare Energien

Bürger und Stadtwerke arbeiten hier gemeinsam an der Umsetzung der Energiewende in die tägliche Praxis. Die Agentur für Erneuerbare Energien hat die niedersächsische Gemeinde für dieses Engagement nun als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet. Der Test unter Realbedingungen läuft seit 2015 im Rahmen des von der Europäischen Kommission geförderten Projektes NETfficient. Dabei sind die Borkumer Stadtwerke einer von dreizehn Partnern aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus sieben europäischen Ländern. Sie haben das Ziel, auf Bis 2030 will die Gemeinde klimaneutral seinBorkum bis Ende 2018 eine intelligente Energiespeicherung zu entwickeln, die eine 100-prozentige Versorgung mit regenerativen Energien ermöglicht. Dafür haben sie auf der Insel Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 279 Kilowatt und Prototypen dezentraler Energiespeicher mit einer Gesamtkapazität von 580 Kilowattstunden sowie Energiemanagementsoftware und Smart Meter installiert. Auch an das Mittelspannungsnetz wurde ein moderner Energiespeicher mit einer Leistung von 1.000 Kilowatt und einer Kapazität von 500 Kilowattstunden angeschlossen. Bis 2030 will die Gemeinde klimaneutral sein.

Nachhaltige Energie zu jeder Zeit verfügbar

Durch das Verbinden von Erzeugungsanlagen und Speichern über das Energiemanagementsystem entsteht ein sogenanntes Virtuelles Kraftwerk: So gelingt es, die wetterabhängige Solarstromerzeugung mit dem Verbrauch zeitlich in Einklang zu bringen. Die Kombination von Energie-Managementsystemen und installierter Speicherkapazität kann Spitzlasten ausgleichen und regenerativ erzeugte Energie dann zur Verfügung stellen, wenn sie benötigt wird. Dadurch wird die Netzleistung und -stabilität deutlich verbessert und nachhaltige Energie zu jeder Zeit verfügbar.

Energiewende sichtbar machen

Was Energiespeicher leisten kann jeder Bürger von Borkum und alle Inselbesucher auch direkt sehen: Auch die Straßenbeleuchtung auf Borkum ist Teil des Projektes: Hier kommen Photovoltaik-Module, intelligente Zähler und Batterien zum Einsatz, um den tagsüber erzeugten Solarstrom für die nächtliche Beleuchtung zu nutzen. Und auch das Nordsee Aquarium ist ins Projekt einbezogen: Den Strom der neu installierten Solarpaneele nutzt eine Wärmepumpe, um die Temperatur in den Becken zu regulieren.

Bis Ende 2018 läuft das Projekt noch. Dann werten die Projektpartner die Ergebnisse aus. Wichtig ist ihnen herauszufinden, wie wirtschaftlich das Virtuelle Kraftwerk betrieben werden kann und ob ein solches System auch auf andere Regionen in größerem oder kleineren Maßstab angewendet werden kann. „Kann zum Projektende die Wirtschaftlichkeit des Energiemanagementsystems bewiesen werden, dann ist es kein weiter Weg mehr um für Borkum die Energiewende wahr werden zu lassen“, so Olaf Look von den Borkumer Stadtwerken. Daran zweifelt auf Borkum wohl keiner mehr – denn die Energiewende ist hier ohnehin schon längst im Gange. na


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