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Energiekommune GreifswaldKlimaschutz ist kein Projekt, sondern ein Prinzip

Blick im Greifswalder Hafen auf ein altes Segelschiff vor Anker und Häuser im Hintergrund
Die Hansestadt Greifswald ist AEE-Energiekommune im Juni 2025 (Foto: AEE)

Die Hansestadt Greifswald treibt die Wärmewende konsequent voran – mit Deutschlands größter Solarthermieanlage, intelligenter Sektorenkopplung zur Wärmeversorgung und klimafreundlicher Mobilität. Klimaschutz ist hier kommunale Gemeinschaftsleistung.

18.06.2025 – Ein zentrales Projekt der Universitäts- und Hansestadt ist der Energiepark „Helmshäger Berg“. Hier steht Deutschlands größte Solarthermieanlage mit 3.792 Kollektoren und einem Jahresertrag von 8.000 Megawattstunden – genug für bis zu 1.000 Haushalte. „Wir sind die Sonnenbank Deutschlands“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Greifswald GmbH, Thomas Prauße. Ergänzt wird die Anlage durch ein intelligentes Kraft-Wärme-Kopplungssystem (iKWK) mit Blockheizkraftwerk, Elektroheizkessel, Druckwärmespeicher sowie atmosphärischem Wärmespeicher (5.500 m³) und Großwärmepumpe. Derzeit wird bereits etwa ein Drittel der Fernwärme erneuerbar erzeugt, jährlich spart das System rund 46.500 Tonnen CO₂. Die Agentur für Erneuerbare Energien e. V. (AEE) zeichnet daher im Juni die Universitäts- und Hansestadt Greifswald als Energie-Kommune des Monats aus.

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Kommunale Wärmeplanung im Fokus

Das große Fernwärmenetz ist hinsichtlich der Wärmeplanung der Kommune ein wichtiger Baustein. Hierüber können, wenn der Anteil Erneuerbarer Energien bei der Erzeugung der Wärme weiter steigt, sehr viele Haushalte erreicht werden. 70 Prozent sind bereits angeschlossen. Die Fernwärme spielt auch hierbei eine Rolle, gerade mit Blick darauf, wie stark die Erneuerbaren weiter ausgebaut werden müssten, um die restlichen Anteile der Wärmeversorgung zu dekarbonisieren. Aber auch die Frage nach einem Anschluss noch nicht erfasster Gebiete in der Stadt, wie etwa der Obstbaumsiedlung, wird analysiert.

Weitere Anschlüsse werden im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung geprüft – immer unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit („heat line density“) und Alternativen wie Wärmepumpen in weniger dicht bebauten Gebieten. Auch abgeregelten Windstrom würde die Kommune gern nutzen – aktuell scheitert dies an steuerlichen Abgabeberechnungen

44 Prozent der Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt

Auch in der Mobilität ist die Stadt ein Vorbild. 44 Prozent der Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt – bei den Studierenden sogar über 90 Prozent. Der Busverkehr nutzt Biomethan, der Stadtwerke-Fuhrpark ist zur Hälfte elektrisch. Über 40 Ladepunkte, darunter acht Schnellladesäulen, fördern die Elektromobilität.

Im kommunalen Hochbau setzt Greifswald seit 2012 konsequent auf nachhaltiges und wirtschaftliches Bauen – wie bei der Käthe-Kollwitz-Schule oder der Gesamtschule Erwin Fischer. Die Lebenszykluskosten stehen dabei im Fokus, ebenso wie die Verwendung recycelbarer Baustoffe und der Einsatz von Erneuerbaren Energien.

„Die Stadt vereint Vergangenheit und Zukunft, Wissenschaft und Praxis, Natur und Technik. Gemeinsam mit engagierten Bürger:innen, starken Stadtwerken und internationaler Vernetzung wird hier die Energiewende gelebt“, sagt AEE-Geschäftsführer Robert Brandt. „Greifswald beweist: Klimaschutz ist kein Projekt, sondern ein Prinzip.“

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Europaweites Klimaschutz-Bündnis

Greifswald ist zudem Gründungsmitglied des „Konventes der Bürgermeister“ – ein europaweites Bündnis der im Klimaschutz engagierten Städte, berichtet die AEE weiter. Bereits im Mai 2007 verabschiedete die Bürgerschaft einstimmig ein 10-Punkte-Programm. Energieeffizienz von Gebäuden, Nutzung regenerativer Energien, Verkehrs- und Radverkehrsplanung, aber auch die Stärkung des Umweltbewusstseins in der Bevölkerung waren darin enthalten.

2008 wurde das Klimaschutzbündnis Greifswald gegründet – eine Kooperation lokaler Akteure wie etwa den Stadtwerken, der Uni und der Stadt. Damals lagen die CO2-Emissionen bei etwa 305.625 Tonnen. „Hand in Hand mit den Greifswalder Stadtwerken und den großen Greifswalder Wohnungsunternehmen schreiten wir bei der Wärmewende zielstrebig voran“, sagt Oberbürgermeister Dr. Fassbinder. „Unser Ziel, umfassende Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 zu erreichen, bleibt dennoch eine große Herausforderung. Nicht nur für uns; die Voraussetzungen dafür müssen auch auf Bundesebene geschaffen werden.“

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