Menü öffnen

Neuer Impuls für die Wärmewende

(Foto: Pixabay CC0 Creative Commons)
(Foto: Pixabay CC0 Creative Commons)

Der hessische Landkreis Groß-Gerau mit rund 256.000 Einwohnern will seine CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Neben dem Ausbau von Photovoltaik- und Windenergie-Anlagen liegt ein Schwerpunkt nun auch auf der Wärmewende.

01.11.2017 – „Klimaschutz ist eine der zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“, erklärt der Erste Kreisbeigeordnete, Walter Astheimer. „Energie sparen und wirtschaftlich einsetzen, zudem die Erneuerbaren Energien ausbauen – diese Strategie fährt der Kreis Groß-Gerau seit vielen Jahren.“ Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat den hessischen Landkreis Groß-Gerau für seine vorbildliche Wärmeplanung und das regelmäßige Energie-Monitoring nun ausgezeichnet. „Das Beispiel Groß-Gerau zeigt einmal mehr, wie wichtig Städte und Landkreise für die Wärmewende sind“, sagt Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.

Wärmewende gemeinsam gestalten

Bereits im Jahr 2009 hatte der Kreistag den Entschluss gefasst, den Wärmebedarf und den Ausbau der Erneuerbaren Energien in einem Wärmeatlas darzustellen. Im Anschluss daran erarbeitete der Landkreis einen Wärmeplan und im Jahr 2015 folgte eine Machbarkeitsstudie zur Errichtung einer Nahwärmeversorgung in kleinen und mittleren Gemeinden im Landkreis. Neben einer Bestands- und Potenzialanalyse wurde auch ein Maßnahmenkatalog erarbeitet.

Die Wärmeplanung fand unter einer frühzeitigen Akteursbeteiligung statt – mit einer Projektgruppe aus Mitgliedern des Kreistags und Mitarbeitern des Landratsamtes. Ein Klimaschutznetzwerk band auch die Nachbarkommunen mit ein, in Workshops und Gesprächsrunden konnten Unternehmen der Region sich mit einbringen.

Bestandsannahme und Potenzialanalyse

Die fossilen Energieträger Erdgas und Erdöl machten im Jahr 2010 noch den größten Teil der Wärmeversorgung aus. 66 Prozent der CO2-Emissionen werden von den privaten Haushalten verursacht. Die Ausgaben für Wärme im Landkreis belaufen sich auf 90 Millionen Euro pro Jahr für Erdgas und 67 Millionen Euro für Heizöl. Bisher liegt der Anteil der Fernwärmeversorgung im Landkreis am Endenergieverbrauch zur Wärmeversorgung erst bei 1,5 Prozent.

62 Prozent des Holzpotenzials noch nicht ausgeschöpft

Rund 27.880 Megawattstunden pro Jahr wären noch nutzbar. Hinzu käme Energie aus Kurzumtriebsplantagen, aus Stroh und aus Miscanthus. Die Summe ergäbe ein Potenzial von 89.800 Megawattstunden aus fester Biomasse. So könnten in Pelletkesseln und Hackschnitzelanlagen rund 76.000 Megawattstunden erzeugt werden. Das Biogas-Potenzial belaufe sich auf 60.300 Megawattstunden. Davon würden bereits 46 Prozent genutzt. Somit verfüge der Landkreis über ungenutztes Potenzial von 32.600 Megawattstunden.

Mit Solarthermie könnten im Landkreis weitere 109.700 Megawattstunden pro Jahr mit einer Kollektorfläche von 313.300 Quadratmetern erzeugt werden, was sieben Prozent des Endenergieverbrauchs in der Wärmeversorgung entspräche. Auch für die Nutzung von Tiefengeothermie verfüge der Landkreis durch seine Lage am Oberrheingraben über gute Voraussetzungen.

Mit Konzept zum Ziel

Das Wärmekonzept vergleicht vier verschiedene Varianten für ein mögliches Nahwärmenetz: Ein Erdgaskessel mit Heizölspitzenlastkessel, ein Holzhackschnitzelheizwerk mit Heizölspitzenlastkessel, ein Erdgaskessel mit Erdgasspitzenlastkessel und eine Tiefengeothermieanlage mit Erdölspitzenlastkessel. Am Beispiel der Gemeinde Gustavsburg im Landkreis Groß-Gerau zeige sich, dass die Varianten mit Biomasse und Geothermie gegenüber der Erdgasvariante wirtschaftlich leicht im Vorteil wären, da die verbrauchsgebundenen Kosten niedriger seien.

Greifen die Maßnahmen wie geplant?

Um die Wirksamkeit der verschiedenen Maßnahmen regelmäßig überprüfen zu können, werden im Landkreis ein regelmäßiges Energie-Monitoring durchgeführt und gleichzeitig Energiesteckbriefe aus jeder Gemeinde veröffentlicht. „Mit Hilfe der beiden Dokumentationen ist es uns möglich, die Umsetzung unserer ehrgeizigen politischen Ziele fortlaufend zu überprüfen“, so Walter Astheimer im Rahmen der Veröffentlichung des letzten Monitorings im September 2017. „Es wird nicht einfach, aber wir sind weiterhin auf einem guten Weg.“

Regenerative Wärmekonzepte haben Zukunft

Nahwärmekonzepte werden im ländlichen wie im städtischen Raum immer wichtiger, entscheidend ist dabei die intelligente Kombination verschiedener, vor Ort verfügbarer, nachhaltiger Energieressourcen. Weitere Beispiele dafür gibt es bereits etliche – etwa in der oberfränkischen Gemeinde Hallerndorf, wo ein ganzer Ortsteil durch die Kraft der Sonne und Nutzung regionalen Holzes mit Wärme versorgt wird. Das Konzept überzeugte auch den Rat für nachhaltige Entwicklung. na


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft