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Photovoltaik und E-MobilitätSolarstrom direkt für Bürgerenergie-Tankstellen nutzen

Photovoltaik-Carport auf dem Ahlbecker Gemeindeplatz, wo Solarstrom soweit möglich direkt für das Laden genutzt wird. Auf dem Dach Vorstand Frank Haney. (Bild: © Inselwerke Usedom)

Die Kombination von Photovoltaik und Elektromobilität bietet auch für Energiegenossenschaften neue Chancen, so bei der direkten Nutzung von Solarstrom für Ladestationen. Vorreiter sind die Inselwerke in Usedom. Betrieben werden die „Tankstellen“ nach dem Eigenverbrauchsmodell.

14.06.2018 – Zum „Bürgerenergieprojekt des Jahres“ wurden im vergangenen August die Inselwerke in Usedom gekürt. Das Bündnis Bürgerenergie zeichnete die Genossenschaft für den Aufbau eines E-Mobil-Ladenetzes aus. Seit 2016 installierte sie mittlerweile 19 öffentlich zugängliche Ladestationen an zwölf Standorten auf Usedom und dem angrenzenden Festland.

Am Solarcarport laden

Bundesweiter Vorreiter ist die Usedomer Genossenschaft auch bei der direkten lokalen Solarstromnutzung fürs E-Tanken. Mehrere Ladepunkte an zwei Solarcarports und weiteren Ladestationen werden tagsüber direkt durch Photovoltaikanlagen gespeist. Die 18 Kilowatt starke Carportanlage auf dem Ahlbecker Gemeindeparkplatz erzeugt rund 18.000 Kilowattstunden im Jahr, dies entspricht laut Vorstand Frank Haney 100.000 Kilometer mit dem E-Auto. Ein zweiter Solarcarport am Kunsthaus Neppermin im Zentrum der Insel hat eine Leistung von neun Kilowatt und verfügt ebenfalls über zwei Ladepunkte mit je 22 Kilowatt Ladeleistung. Dazu kommen drei weitere solare Ladestationen an einer Kanustation, einem Bioladen sowie Ferienhäusern, die jeweils durch vorhandene Photovoltaik-Anlagen gespeist werden.

Mix mit Usedom Strom

Der Solarstrom, der nicht für das Laden genutzt wird, wird ins Netz eingespeist. Nachts und wenn die Sonne einmal nicht scheint, betanken die Ladestationen die E-Autos mit Ökostrom aus dem Netz. Die Genossenschaft bietet diesen als Usedom Strom in Kooperation mit dem regionalen Versorger Wemag an. Ein Teil der Einnahmen aus dem Stromverkauf fließt in den weiteren Ausbau des örtlichen Ladenetzes. „Je 30 wechselnde Privathaushalte ermöglichen die Finanzierung einer weiteren Ladesäule“, so Haney. „Ziel ist auch, noch mehr Ladesäulen direkt mit vor Ort erzeugtem Solarstrom zu speisen“, unterstreicht der Inselwerke-Vorstand. Geplant ist, weitere Photovoltaik-Carports als Pendlerstationen zu errichten, wo die E-Autos mit Solarstrom oder, wenn es schnell gehen muss, mit Öko-Netzstrom geladen werden.

Betrieb für den Eigenverbrauch

Die Genossenschaft betreibt die Photovoltaik-Anlagen für den Eigenverbrauch der Ladestationen mit Überschusseinspeisung ins Netz. Zwar ist dann bei Solarstromanlagen mit einer Leistung mit mehr als zehn Kilowatt die volle EEG-Umlage fällig. Doch werden auf diese Weise weitergehende Anforderungen und Abgaben vermieden, die bei einem Stromvertrieb nach dem sogenannten Betreibermodell gelten. Die Ladestationen an sich werden vermietet, die Inselwerke sorgen für die Wartung und Abrechnung. Getankt und bezahlt werden kann mit einer Inselwerke-Ladekarte oder mit fremden Karten per Roaming beziehungsweise online per App. Partner hierbei ist Hubject.

Bundesweites Interesse

Mittlerweile beraten die Inselwerke auch andere Energiegenossenschaften wie in Mörfelden-Walldorf beim Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie den Möglichkeiten zur Integration von direkter Solarstromnutzung. Die bundesweite Plattform hierfür bieten die Bürgerwerke mit Sitz in Heidelberg, ein Zusammenschluss von mehr als 80 Energiegenossenschaften mit mehr als 12.000 Mitgliedern. Sie betreiben über 450 Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Erzeugungsleistung von mehr als 30 Megawatt, darunter sehr viele Photovoltaikanlagen. „Wir sehen ein hohes Interesse für die Kombination von Photovoltaik und E-Autos von Seiten der Energiegenossenschaften und bekommen hierzu viele Anfragen“, so Bürgerenergie-Sprecher Christopher Holzem. Bundesweit ist man derzeit dabei ein BürgerLadenetz nach dem Usedomer Vorbild aufzubauen. Konkrete Kundenzahlen kann Holzem allerdings noch nicht nennen, da die ersten Säulen erst gerade in Betrieb gehen und das Angebot nach und nach an alle beteiligten Energiegenossenschaften herangetragen werde.

Hohes Potenzial für Energiegenossenschaften

Renditeerwartungen stünden momentan für den Betrieb von Solartankstellen durch Energiegenossenschaften nicht an erster Stelle, sagt Holzem. Denn die Zahl von E-Fahrzeugen ist immer noch überschaubar und vor allem bei größeren Anlagen erschwert die Umlagen- und Abgabenbelastung die Wirtschaftlichkeit. Doch eine Kostendeckung sei jedenfalls möglich und die Nutzung von Solarstrom für das E-Laden durch das Auslaufen der EEG-Förderung in den kommenden Jahren auch für Energiegenossenschaften sehr zukunftsträchtig, so Holzem. Ein hohes Potenzial sieht Holzem zudem im Doppelpack von Solartankstellen mit E-Carsharing-Angeboten.

Eine Plattform über neueste Trends bei der Nutzung von Solarstrom und anderen Erneuerbaren Energien für E-Mobilität, innovative Ladelösungen, Technologien für Elektrofahrzeuge und Geschäftsmodelle bietet die Power2Drive Europe. Die neue Fachmesse findet unter dem Dach der The Smarter E Europe vom 20. bis zum 22. Juni in München statt. Hans-Christoph Neidlein


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