Menü öffnen

HamburgVom Müllberg zum Energieberg

Ein Berg mit einem Pfad und Windkrafträdern
Die Windkraftanlage Georgswerder erzeugt Strom für NATURSTROM-Kunden in Hamburg. (Foto: © Stadtreinigung Hamburg)

Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg erhebt sich der Energieberg Georgswerder. Wie konnte sich die geschlossene und gesicherte Haus- und Sondermülldeponie zum Energieberg entwickeln? Ein Blick auf die Geschichte des Bergs.

14.06.2021 – Wenig ruhmreich beginnt die Geschichte des Energiebergs nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu diesem Zeitpunkt ist es ein Ort für all das, was entsorgt werden muss. Durch den Kleiabbau sind Gruben entstanden, in denen zunächst der Trümmerschutt des Krieges, später dann auch Restmüll und Bauschutt lagert.

Mit dem Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren wächst der Konsum und der Müllberg – leider auch mit giftigen Industrieabfällen wie Lacken und Farben. 1979 wird die Deponie zwar geschlossen, der Berg kommt dennoch nicht zur Ruhe. 1983 wird hochgiftiges Dioxin nachgewiesen. Umfassende Untersuchungen und die Suche nach Lösungen beginnen, begleitet von den Protesten der Bürger. Schließlich gelingt es, das Gelände in langen Bauprozessen zu sichern. Heute bedeckt eine begrünte Schutzabdeckung sieben Millionen Kubikmeter Müll. „Der gebändigte Drache“ – so heißt die Multimedia-Show, die im Informationszentrum die Geschichte des Energiebergs zeigt.

Windenergie vom Energieberg

Anfang der 1990er erkennt man die günstigen Voraussetzungen für Windenergie und drei kleine Windkraftanlagen werden auf dem Berg installiert. Im Jahr 2004 wird zudem an der Flanke des Berges die Windkraftanlage Georgswerder in Betrieb genommen, die heute Strom für Kunden des Ökoenergieversorgers NATURSTROM in Hamburg bereitstellt.

Durch die Internationale Bauausstellung IBA wird das Potenzial des ehemaligen Deponiehügels zum Energieberg voll ausgeschöpft. Seit Dezember 2011 steht auf dem 40 Meter hohen Gipfel eine größere, leistungsstarke Windkraftanlage, welche die drei kleinen Anlagen aus den 1990er Jahren ersetzt. Am Südhang des Bergs fängt eine Photovoltaikanlage Hamburger Sonnenenergie ein. Die Deponiegase, die durch Zersetzungsprozesse im Inneren des Berges entstehen, werden heute genutzt. Das Sickerwasser der Deponie wird – ebenso wie das Grundwasser – aufwändig kontrolliert und aufbereitet. Über den Einsatz von Wärmepumpen wird die Energie des Grundwassers etwa verwendet, um die Betriebs- und Informationsgebäude zu heizen.

Ein Besuch lohnt sich

2013 öffnet der Energieberg schließlich die Tore für Besucher. Der 900 Meter lange Panoramaweg um die Kuppe des Bergs bietet Besuchern einen weiten Blick auf die großen Windenergie- und Photovoltaikanlagen bis in die Hamburger Innenstadt und den Hafen. Das Informationszentrum am Fuße des Bergs gibt spannende Einblicke in die Geschichte des Energiebergs sowie in die moderne Abfall- und Recyclingwirtschaft. Öffentliche sowie private Führungen sind kostenlos. In der naturkundlichen Führung entdecken Besucher auch die Tier- und Pflanzenwelt, die sich seit der Sanierung den Berg zurückerobert hat – und teils sogar Arten beherbergt, die als ausgestorben galten. ch


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft