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E-Busse: Kommunale Unternehmen als Vorreiter

Über 20 kommunale Verkehrsbetriebe wie in Osnabrück testen schon batteriebetriebene E-Busse. (Foto: Stadtwerke Osnabrück)
Über 20 kommunale Verkehrsbetriebe wie in Osnabrück testen schon batteriebetriebene E-Busse. (Foto: Stadtwerke Osnabrück)

Eine Hürde bei der Elektromobilität sind die hohen Investitionskosten. Politisch wird derzeit um Kaufanreize gerungen. Bundesumweltministerin Hendricks kündigte nun an, ein Förderprogramm für E-Busse aufzulegen. Das kommunale Interesse ist groß, über 20 städtische Unternehmen testen schon E-Busse.

10.02.2016 – Großer Bahnhof bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB): Ende Januar gab Bundesumweltministerin Barbara Hendricks den offiziellen Startschuss für den Testbetrieb von acht batteriebetriebenen Elektro-Gelenkbussen des niederländischen Herstellers VDL. Sie bedienen die sieben Kilometer lange innerstädtische Linie 133 und werden ausschließlich mit Ökostrom „betankt“, der von der Konzernschwester Rhein Energie bezogen wird. Rund 9.000 Fahrgäste fahren täglich auf der Linie. „Durch den Einsatz der E-Busse kann der CO2-Ausstoß jährlich um gut 520 Tonnen verringert sowie die Feinstaubbelastung und Lärmbelästigung in der Innenstadt reduziert werden“, freut sich Jürgen Fenske, Vorstandsvorsitzender der KVB.

Innerhalb von wenigen Minuten können die 18 Meter langen E-Busse mittels auffahrbarem Stromabnehmer an den beiden Endhaltestellen mit einer Leistung von bis zu 240 Kilowatt (kW) nachgeladen werden. Über Nacht werden ihre 100 Kilowattstunden (kWh) starken Li-Ionen-Batterien dann im KVB-Betriebshof mit einer Ladeleistung von 50 kW vollständig aufgeladen. Die Reichweite der E-Busse wird auf rund 50 Kilometer veranschlagt, was sich allerdings noch im Linienbetrieb bestätigen muss. Die Mehrkosten für die Beschaffung der Busse, die Ladeinfrastruktur und den Betrieb in Höhe von 3,17 Millionen Euro teilen sich das Land und die KVB.

Auch in gut 20 anderen deutschen Städten sind E-Busse unterwegs. So hat in Hamburg der Senat die Hochbahn, die zu 100 Prozent im städtischen Besitz ist, dazu verpflichtet ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse zu beschaffen. Im vergangenen September wurde ein neues Elektrobus-Terminal fertiggestellt. Es ist Start- und Zielpunkt der neuen 9,3 Kilometer langen Innovationslinie 109, die vom Hauptbahnhof nach Alsterdorf führt. Getestet werden insgesamt über 58 Busse mit neuen Antrieben, dieselelektrische Hybridbusse, reine Batteriebusse, Batteriebusse mit Brennstoffzellen als Range-Extendern sowie Brennstoffzellen-Hybridbusse.

In Osnabrück setzen die Stadtwerke neben einer teilweisen Umstellung ihrer eigenen Fahrzeugflotte auf Elektroautos auch auf Batterie betriebene Klein- und Midi-Busse. Diese werden seit vergangenem August auf einer 3,7 Kilometer langen innerstädtischen Linie getestet. Auf das kabel- und kontaktlose Laden von E-Bussen setzen kommunale Verkehrsbetriebe in Mannheim, Braunschweig und Berlin. In der Hauptstadt bedienen seit September vier Solaris-Elektrobusse die 6,1 Kilometer lange Linie 204 vom Berliner Südkreuz zum Zoologischen Garten. Allerdings mussten dort schon Mitte Oktober wieder die Dieselbusse einspringen, weil es bei zwei E-Bussen zu einem Kurzschluss des Hochvoltsystems gekommen war. Mittlerweile wurden zusätzliche Schutz- und Entlastungsschaltungen eingebaut und die Software angepasst und alle vier E-Busse sind wieder im Einsatz. Mit rund 4,1 Millionen Euro wird deren Testbetrieb bis September 2016 vom Bundesverkehrsministerium gefördert. Eine anschließende Kofinanzierung bis 2023 wurde vom Berliner Senat bereits zugesagt. „Ich glaube nicht, dass wir im Jahr 2030 im öffentlichen Nahverkehr noch mit Verbrennungsmotoren unterwegs sind“, unterstrich jüngst der Berliner Umwelt-Staatssekretär Christian Gaebler. Um mindestens 60 Prozent sollen die CO2-Emissionen in der Hauptstadt bis 2030 gesenkt werden.

„Die ehrgeizigen Klimaziele sind nur mit einer Verkehrswende zugunsten des öffentlichen Verkehrs zu erreichen“, unterstreicht Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Ein wichtiger Bestandteil sei dabei der Ausbau der Elektromobilität im ÖPNV auf Basis regenerativer Energien. Um einen flächendeckenderen Einsatz von E-Bussen anzureizen, sei jedoch eine bundesweite Förderung der Markteinführung nötig. Denn mit Anschaffungskosten von rund 700.000 Euro sei ein Elektrobus derzeit ungefähr doppelt so teuer wie ein Dieselbus. Dazu kämen weitere Zusatzkosten für Ersatzbatterien, die Umrüstung von Betriebshöfen und Werkstätten sowie für zusätzliches Personal. Betrachte man die gesamte Nutzungsdauer sei ein Elektrobus circa 49 bis 60 Euro/100 km teuer als ein Dieselbus.

Der VDV schlägt deshalb eine kombinierte öffentliche Förderung bis 2020 in Höhe von 30 Millionen Euro jährlich vor. Der Bund solle 40 Prozent der Mehrinvestitionen des alternativen Antriebs übernehmen, die Länder 80 Prozent der Kosten der nötigen Ladeinfrastruktur sowie der Umrüstung von Betriebshöfen und Werkstätten. 30 Mitgliedsunternehmen des VDV hätten bereits signalisiert, unter entsprechenden Voraussetzungen insgesamt 550 Elektrobusse zu beschaffen, dies entspreche einer Schadstoffentlastung von etwa 55.000 privaten Elektroautos. Auf diese Weise könne in den kommenden vier Jahren eine weitere, nennenswerte lokale Schadstoffreduktion vor allem in den Ballungsräumen und Städten erreicht werden.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks kündigte nun an, ein entsprechendes Förderprogramm aufzulegen, „voraussichtlich noch im Jahr 2016“. Die Förderkonditionen würden „derzeit erarbeitet“. Man darf gespannt sein, ob sich die Umweltministerin mit dieser Initiative im Kabinett durchsetzen wird. Hans-Christoph Neidlein

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Kommentare

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123energie 19.02.2016, 13:45:51

+334 Gut Antworten

Sehr schöner und informativer Artikel über das Thema E-Mobiliät und E-Busse. Sie erwähnen, dass auch Mannheim verstärkt auf E-Busse setzt. Genau hierüber berichten wir in einem Interview mit Herrn Martin in der Beek, der mitverantwortlich ist, dass klimafreundliche E-Busse durch Mannheim fahren. Schauen Sie doch mal vorbei http://blog.123energie.de/naechster-halt-induktion/


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