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Strommangelgebiet Bayern

Foto: Stromtrassen über Felder und eine Siedlung
Stromtrassen durchziehen Felder und Siedlungen. Dagegen gibt es oft Widerstand in der Bevölkerung. (Foto: © Ralph Kuehnl, CC BY 2.0)

Während im Norden des Landes mehr Strom erzeugt als verbraucht wird, zeigt sich Deutschland im Süden als Strommangelgebiet. Neue Stromtrassen scheinen trotz vermehrter dezentraler Erzeugung nötig. Besonders Bayern muss Fehlentwicklungen ausgleichen.

15.03.2018 – Das flächenmäßig größte Bundesland Bayern hat nach neuesten Schätzungen am stärksten mit Strommangel zu kämpfen. Neben der Abschaltung zweier Atomkraftwerke und dem Wegfall von 20 Milliarden Kilowattstunden jährlich, wurde der Ausbau Erneuerbarer Energien deutlich ausgebremst, wie das Forum für verantwortbare Energiepolitik e.V. in einer Pressemitteilung verlauten ließ. Hintergrund ist eine gesetzliche Regelung aus dem Jahre 2013, die den Bau neuer Windkraftanlagen deutlich erschwert.

Auch Länder wie Baden Württemberg und Hessen sind Strommangelgebiete, doch diese flächenmäßig kleineren Bundesländer – mit einer höheren Bevölkerungsdichte – haben 2017 deutlich mehr Windkraftwerke zugebaut als Bayern. Die Ausbaumöglichkeiten für Photovoltaikanlagen sind ebenfalls enorm. Stattdessen jedoch stemmt Bayern einen erheblichen Teil seines Energieverbrauchs durch den Import von Erdöl, Erdgas und Steinkohle aus Russland.

Stromtrassen für die Energiewende

Um den Import fossiler Energien einzuschränken sind neben dem Ausbau dezentraler Energieversorgung wohl auch neue Stromtrassen nötig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Freiburger Ökoinstituts im Auftrag von Germanwatch und Renewables Grid Initiative. „Dezentralität ist ein wichtiges Thema für ein klimafreundliches Stromsystem. Aber in der Diskussion um Dezentralität und Stromnetzausbau werden wichtige Aspekte wie die begrenzten Flächenpotenziale und die Gesamtkosten zu oft außen vor gelassen“, sagt der Autor der Studie Dr. Felix Matthes.

Bei der Analyse mehrerer Studien zu den Folgen von Dezentralisierungskonzepten kamen die Forscher des Ökoinstituts zu dem Ergebnis, dass der bis 2030 geplante Netzausbau selbst dann nötig ist, wenn alle Speicher und Flexibilitätsoptionen zur Verfügung stehen. 4000 km neue Stromtrassen sind geplant. Für die Forscher ein wichtiger Schritt hin zur Energiewende, da Wind und Sonne über Deutschland hinweg ihr Potenzial ungleich entfalten und in der Nähe großer Verbrauchszentren oft nicht ausreichen. Aufgrund des geringeren Wirkungsgrades von Windkraft in den südlichen Bundesländern Bayern und Baden Württemberg, müssten dort weitaus mehr Anlagen gebaut werden als im windigen Norden.

Stromleitungen stoßen auf Widerstand

Doch ebenso wie Windkraftanlagen, stoßen auch Stromtrassen in der Nähe von Siedlungen und der Landwirtschaft auf Widerstand. Immer wieder klagen Kommunen und Betroffene gegen den Bau von überirdischen Stromleitungen auf ihrem Gebiet, meistens vergeblich. Christoph Bals von Germanwatch ist sich dieses Problems bewusst und ergänzt in einer Pressemitteilung: „Wo es möglich ist, sollte eine dezentrale Energiewende vorangebracht werden, die regionale Wertschöpfung und Teilhabe schafft.“

Für Antonella Battaglini von der Renewables Grid Initiative zeigt die Studie deutlichen Nachholbedarf bei den Analysen des deutschen und europäischen Stromsystems, „mit allen damit verbundenen Folgen für Flächenbedarf, Kosten, Treibhausgasemissionen und Netzausbau. Nur so werden wir mehr Klarheit in die Debatte bringen ob Dezentralität langfristig einen weiteren Netzausbaubedarf verringern könnte", sagt Battaglini. mf


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