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The smarter E Europe 2022Solare Aufbruchstimmung

Messestand und Besucher auf der Intersolar-Messe The smarter E Europe 2022 in München im Mai 2022
Das hohe Interesse an Lösungen rund um die Photovoltaik zeigte sich auf der diesjährigen The smarter E Europe Mitte Mai in München. (Pressebild: © Solar Promotion)

Der Boom der Photovoltaik startet weiter durch und Solarstrom erschließt sich immer breitere Anwendungsbereiche. Dies wurde auf der Fachmesse The smarter Europe Mitte Mai in München deutlich. Auch Lieferengpässe und Kostensteigerungen bremsen die hohe Nachfrage nicht aus.

20.05.2022 – Auf einem Allzeithoch ist derzeit laut Angaben des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) der PV-Geschäftsklimaindex in Deutschland. Um 32 Prozent zog die Photovoltaik-Nachfrage in Deutschland im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum an, berichtete BSW-Chef Carsten Körnig auf der Auftaktpressekonferenz der The smarter E Europe in München. Ähnlich sieht es weltweit aus. Für dieses Jahr erwartet der Branchenverband Solarpower Europe einen globalen Zubau der Photovoltaik von rund 230 Gigawatt (GW), im vergangenen Jahr waren es 181 GW.

In den zwölf Messehallen der The smarter E Europe 2022 war jedenfalls vielfach kaum ein Durchkommen mehr, so groß war der Andrang. Vom 11. bis 13. Mai präsentierten 1.346 Aussteller aus 46 Ländern ihre neuesten Produkte, Lösungen Geschäftsmodelle für Photovoltaik, Energiespeicher, E-Mobilität und Smart-Grids. Über 65.000 Fachbesucher aus 149 Ländern kamen, der Veranstalter hatte mit 50.000 gerechnet.

Offensichtlich wurde, dass ambitionierte Klimaschutzziele, massiv gestiegene Preise für fossile Energien und die aktuellen geopolitischen Entwicklungen dem Markt der „neuen Energiewelt“ nochmals weiteren Auftrieb verleihen. Buchstäbliche „Revolutionen“ gab es zwar auf den vier Energiefachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe, EM-Power Europe) unter dem Dach der The smarter E in München nicht zu sehen.

Vernetzter und leistungsfähiger – Erschließung neuer Flächen

Doch wachsen die verschiedenen Komponenten für eine erneuerbare Energieversorgung immer mehr zusammen, werden leistungsfähiger, effizienter und vielfach einfacher zu installieren und flexibler einsetzbar. Immer mehr zum Standard wird der Einsatz künstlicher Intelligenz, sei es für die Optimierung des Stromertrags vom eigenen Dach, der Netzstabilisierung durch die neueste Generation von Wechselrichtern und Batteriespeichern oder dem zeitversetzten, solaren Laden von Elektroautos.

Als Trend zeichnete sich zudem ab, dass die Photovoltaikanlagen und Energiespeicher immer größer und leistungsstärker werden: Sei es, dass Privathaushalte oder Gewerbebetriebe verstärkt selbst erzeugten Solarstrom für das Heizen (z.B. über Wärmepumpen) oder für Elektrofahrzeuge nutzen können. Oder dass auch in Deutschland Solarparks im dreistelligen Megawattbereich möglichst kostengünstig Solarstrom für Unternehmen produzieren, welche diesen über mehrjährige Lieferverträge (PPAs) abnehmen.

Dazu kommt die Erschließung neuer Flächen für die Photovoltaik über Gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV) oder Fahrzeuge, die Kombination mit der landwirtschaftlichen Produktion über Agri-PV oder schwimmende Solarparks auf Binnengewässern oder neuerdings auch im Offshore Bereich. Ein Megathema auf der Fachmesse in München war auch die solare Produktion von grünem Wasserstoff.

Größere und „grünere“ PV-Module

Wie technische Optimierungen schon beim „Grundgerüst“ von Photovoltaikanlagen, den Montagesystemen, helfen, die Solarmodule möglichst schnell – und damit kostensparend – und zugleich sicher und zuverlässig auf Dächern zu installieren, zeigten Aussteller wie Esdec aus den Niederlanden. Sie präsentierten ihre neueste Generation ihrer „Flatfix“ Montagegestelle für gewerbliche PV-Dächer, welche ohne Werkzeug an ausklappbaren, vormontierten Schienen befestigt werden können. Vorteile bietet dies laut Eva Belletti, Managing Director für Esdecs Projektgeschäft, vor allem für die Dachmontage von großen Solarmodulen mit einer Breite von bis zu 1.149 Millimeter.

Entsprechend leistungsstarke Module mit größeren Wafern im 182 x 182 Millimeter oder 210 x 210 Millimeter haben sich mittlerweile vielfach als neuer Standard durchgesetzt. So zeigte beispielsweise der chinesische Hersteller Trina Solar seine neueste Generation von siliziumbasierten Vertex PV-Modulen im 210 mm Format mit einer Leistung von bis zu 580 Watt und einem Wirkungsgrad von 21,5 Prozent für Dachanwendungen. Der Trend geht auch Richtung „grünere“ Module. So bietet REC Solar ein bleifreies PV-Module aus seine Alpha Pure Serie mit einem Modulwirkungsgrad von 22,3 Prozent an, welche mit einem der diesjährigen Intersolar-Awards ausgezeichnet wurde.

Einen weiteren Intersolar-Award erhielt M10 Solar Equipment aus Freiburg für seine Surface Schindel-Matrixanlage für Solarzellen, welche leichte und verschattungstolerantere Solarmodule ermöglicht, die auch an Fassaden oder auf Fahrzeugen Verwendung finden können. Die in sechs Streifen geschnittenen Solarzellen werden mit einer geringen Überlappung mit einem leitfähigen Klebstoff präzise miteinander verbunden. So wird auch der Material- und somit der Ressourcenverbrauch minimiert.

Modular und erweiterbar im Trend – Second Life Batterien

Stand der Technik sind erweiterbare oder modular aufgebaute Wechselrichter und Batterien, die je nach Anwendung flexibel ausgelegt werden können. Der Klassiker bei den Heimspeichern ist die Battery-Box von BYD mit Steckmodulen. Sie wird nun auch für gewerbliche und industrielle Anwendungen mit einer Leistung von 30 bis 90 kWh angeboten und lässt sich durch Parallelschaltung von bis zu 64 Systemen auf 5,76 MWh steigern. Auch andere Hersteller, so Huawei und Sungrow, präsentierten erweiterbare, modulare Batteriesysteme für Großspeicheranwendungen – so zur Netzstabilisierung – sowie Wechselrichter und Batteriewechselrichter in verschiedensten Leistungs- und Größenklassen.

Namhafte Wechselrichter-Hersteller bieten mittlerweile durchweg Wallboxen für das Laden von E-Fahrzeugen zu Hause an, die in Energiemanagementsysteme eingebunden werden können. So ist der mit dem The Smarter E Award prämiierte Fronius Wattpilot eine AC-Ladelösung für das Laden aus eigener Stromerzeugung zu flexiblen Strompreisen. Die Wallbox verfügt über eine automatische 1/3-Phasenumschaltung zur optimierten Ladung eines Elektrofahrzeugs über das gesamte Leistungsband von 1,38 bis 22 Kilowatt.

Im Kommen ist auch die Verwendung von sogenannten Second Life oder Second Use Batterien für Speicheranwendungen. Eine Innovation von Fenecon (Deutschland) wurde ebenfalls mit dem The smarter E Award ausgezeichnet. Das stationäre Speichersystem besteht sowohl aus noch unverbauten Autobatterien (Zero Use) als auch aus Batterien, die bereits in Renault Zoe im Einsatz waren (Second Use). Es dient somit auch als Ersatzbatterielager des Herstellers. In einer Containereinheit werden 72 Zoe-Batterien mit je 40 Kilowattstunden zu einem Speicher mit einer Kapazität von 2,88 Megawattstunden zusammengeschlossen.

Auch schwimmende Offshore-PV im Fokus

Stark im Trend liegt auch die Erschließung zusätzlicher Flächen für die Photovoltaik auf dem Wasser über schwimmende Solarparks (Floating PV). Neben Anlagen auf Binnengewässern, die beispielsweise BayWa r.e. schon vielfach realisierte, waren in München auch PV-Parks im Offshore-Meeresbereich im Fokus.

Norwegen widmete dem Thema eine eigene Session. Unternehmen wie Moss Maritime, die über jahrzehntelanges Know-How aus dem Offshore-Bereich bei der Öl- und Gasförderung verfügen, präsentierten Pläne für die Errichtung erster Pilotanlagen auf schwimmenden Pontons im offenen Meer. Herausforderungen sind hierbei u.a. die Auslegung auf hohe Wellen, die Korrosionsbeständigkeit sowie die Standardisierung der Systeme, wie Alexander Minge Thogersen, Vice President Engineering bei Moss Maritime berichtete. Angedacht wird auch die Verknüpfung mit Offshore-Wind sowie der Produktion von grünem Wasserstoff.

Die Möglichkeiten und Potenziale einer grünen Stahlherstellung aus Eisenerz mit solar erzeugtem Wasserstoff hat denn auch eine Studie „Steel from Solar Energy“ im Fokus, welche von Hydrogen Europe in München präsentiert wurde. Herausforderung sind hierbei u.a. noch die Auslastung der Elektrolyseure sowie die Kosten.

Höhere Preise und Lieferzeiten – doch Nachfrage ungebremst

Gestiegene Kosten und Preise sowie Lieferengpässe infolge der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine bestimmten viele Gespräche und Diskussionen auf der Fachmesse. Vielfach berichteten PV-Unternehmen von Preis- und Kostensteigerungen im Umfang von 15 bis 20 Prozent, welche jedoch ebenso wie längere Lieferzeiten meist von den Kunden „geschluckt“ würden und die hohe Nachfrage nicht ausbremsen.

Eindeutig geht der Trend jedoch hin zur Diversifizierung der Lieferketten. Vorgestellt wurde in München u.a. das Potenzial der skandinavischen Länder für die Versorgung der europäischen Solarmodulhersteller mit Siliziumwafern. Doch bis zu einer Renaissance der europäischen Solarindustrie im Giga- oder gar Terawatt Bereich und einer Reduzierung der starken Abhängigkeit von China braucht es noch eine Wegstrecke, wie auf der The smarter E Europe deutlich wurde. Hans-Christoph Neidlein


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