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Klimaneutrale WärmewendeSolare Fernwärme braucht faire Bedingungen

Solarthermie-Anlage in Ludwigsburg am Römerhügel
Solarthermie, vor allem im großen Maßstab, führt in Deutschland noch ein Schattendasein. Solarthermie-Anlage in Ludwigsburg am Römerhügel. Im Hintergrund der Wasserturm Ludwigsburg-Fürstenhügel. (Foto: (MTheiler) / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

In Anbetracht der Kostenexplosion von Öl- und Gaspreisen fordert die Solarwirtschaft die politische Weichenstellung für eine Fernwärme-Solarisierung. In der geplanten Bundesförderung für effiziente Wärmenetze sollte das berücksichtigt werden.

04.11.2021 – Das Heizen wird in diesem Winter teuer. Öl- und Gaspreise explodieren, und die Wärmewende hinkt der Stromwende in Deutschland mächtig hinterher. Politisch wird die strombasierte Strategie (Groß-)Wärmepumpen oder Blockheizkraftwerke verfolgt, der Anteil an Fernwärme zur Beheizung von Haushalten und Gewerbeeinheiten soll ebenso gesteigert werden.

Viele Stadtwerke sind bemüht, den Anteil an Erneuerbarer Energie im Sektor Fernwärme zu erhöhen – doch meist fließt Energie aus Kohle und vor allem Gas durch die Leitungen. Auch die überschüssige Abwärme stammt häufig aus klimaschädlichen Industrien oder Gaskraftwerken – und trägt damit zum Klimaschutz kaum bei.

Vorschlag des BSW: Auktionierte Marktprämien für solare Fern- und Nahwärme

„Deutschlands Fernwärmenetz ist ein riesiger weißer Fleck auf der Landkarte der Energiewende“, kritisiert denn auch der Bundesverband Solarwirtschaft e. V. (BSW) und hat einen Vorschlag – nämlich das brachliegende, gewaltige Klimaschutzpotenzial mit Hilfe moderner Solarkollektorfelder kosteneffizient zu heben. Der BSW fordert gleich nach der Regierungsbildung ein Pushprogramm für die solare Fernwärme – und zwar in Form auktionierter Marktprämien für solare Fernwärme.

Solarwärme ist kostengünstig und nachhaltig

Während die Photovoltaik inzwischen rund zehn Prozent des Stromverbrauchs deckt, werde hierzulande bislang nicht einmal ein Prozent der Fernwärme aus Solarkraftwerken gespeist, so der BSW. Dabei könne auch Solarwärme inzwischen im großtechnischen Maßstab bereits für unter fünf Cent je Kilowattstunde produziert werden.

Die Solarbranche beobachtet ein wachsendes Interesse bei Wärmeversorgern: Doch bislang wären in Deutschland gerade mal ein paar Dutzend Solarkraftwerke zur Fernwärme-Einspeisung im Megawatt-Maßstab in Betrieb.

Die Hauptursache sehen die Akteure politisch motiviert: Denn die Nutzer fossiler Energieträger müssten deren Gesundheits- und Klimafolgekosten nur zu einem Bruchteil selbst tragen. Die damit verbundene Wettbewerbsverzerrung zu Ungunsten von Solarpark-Betreibern werde im Wärmesektor weder durch angemessene CO2-Preise noch mittels angemessener Förderangebote ausgeglichen, kritisiert BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.

Eine bereits vor Jahren geplante Bundesförderung für effiziente Wärmenetze liege schon länger auf Eis und sei zudem mit einem zu kleinen Fördertopf ausgestattet. Die „Bundesförderung effiziente Wärmenetze“ (BEW) hat zum Ziel, den Anteil erneuerbarer und klimaneutraler Wärmequellen in den Wärmenetzen bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent auszubauen.

Angesichts der verschärften Klimaziele 2030 und mehrjähriger Realisierungszeiten stünden zeitnah Investitionsentscheidungen kommunaler Unternehmen in Milliardenhöhe an, die die Transformation der kommunalen Wärmenetze bis 2050 entscheidend prägen werden, berichtet der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU). Für ihre Transformationskonzepte hin zu mehr Erneuerbaren Energien und der Nutzung abfallender Abwärme rechneten kommunale Wärmeversorger vieler deutscher Großstädte mit jeweiligen Investitionen in Höhe von 500 Mio. Euro und mehr bis 2030, so der VKU. Bundesweit betrage der deutschlandweite Investitionsbedarf in den Aus- und Umbau der Wärmenetzsysteme nach Schätzung von Prognos/Hamburg Institut rund 33 Milliarden Euro.

Solare Wärme in die Städte bringen

„Die aktuelle Heizkostendebatte muss zu einer Modernisierung, Diversifizierung und Solarisierung der heimischen Wärmeversorgung führen“, fordert indes BSW-Chef Körnig. Es könne nicht sein, dass solare Fernwärme weiter kaltgestellt werde und aus den Wärmenetzen weitgehend ausgesperrt bleibe. Nicht nur auf den Dächern von Eigenheimen sollte Solarwärme eine größere Rolle spielen, „sondern insbesondere auch im großtechnischen Maßstab, um in Wärmenetze einzuspeisen und so emissionsfreie Solarwärme auch in Deutschlands Innenstädte zu bringen.“

Schlafenden Riesen Solare Fernwärme jetzt wecken

Der Bundesverband Solarwirtschaft fordert SPD, Grüne und FDP auf, die Wirtschaftlichkeitslücke für die Produzenten solarer Nah- und Fernwärme schnell zu schließen. Die Solarwirtschaft empfiehlt daher, in einem ersten Schritt ein auf mindestens fünf Jahre angelegtes Ausschreibungsprogramm für große Solarthermieanlagen nach dem Vorbild der seit Jahren erfolgreichen Auktionen für Photovoltaik-Solarparks zu lancieren. So könnten über 25 Jahre 20 Milliarden Kilowattstunden emissionsfreie Wärme hocheffizient produziert werden.

Sozialer Ausgleich

Flankierend sollte der CO2-Preis im Wärmesektor schneller angehoben und ein Bürgergeld zum Ausgleich sozialer Härten eingeführt werden, schlägt der BSW vor. Im Baurecht wäre eine Privilegierung der Solarthermie geboten. Denn Gemeinden täten sich in der Regel schwer, Areale für solarthermische Kraftwerke bereitzustellen. Absagen oder jahrelange Verzögerungen seien bislang die Regel.

„Solarthermie bietet einen unschätzbaren Wert für den Klima- und Verbraucherschutz, nämlich verlässliche und von keinem Rohstoff oder Brennstoff abhängige Wärmekosten – und das für Jahrzehnte. Diese Klimaschutztechnologie ist ausgereift und sofort verfügbar“, so Körnig. Jetzt fehlten nur noch die politischen Investitionsimpulse. Die neue Bundesregierung ist jetzt am Zug. na


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