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Lokale WertschöpfungSolarindustrie in Deutschland im Aufwind?

Fabrikhalle mit Maschinen zur Solarmodulproduktion.
In der ehemaligen Fabrik von Solarworld in Freiberg will Meyer Burger ab 2021 Solarmodule herstellen. (Foto: Meyer Burger)

In Deutschland werden nur noch geringe Mengen Photovoltaikmodule produziert. Der harte Preiskampf mit asiatischen Herstellern hat selbst Branchenriesen in die Knie gezwungen. Nun gibt es Signale für eine Wiederbelebung.

13.08.2020 – Die deutsche Solarindustrie hatte ihre große Zeit in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts. Dann zwang der harte Preiskampf viele Unternehmen zum Aufgeben. Einige wanderten in diesen Umbruchzeiten unter das Dach asiatischer Konzerne.

Die Maschinenbauer, die die Anlagen zur Produktion herstellen und durch effizientere Verfahren einen großen Anteil an den Kosteneinsparungen der letzten Jahre haben, freuten sich über weltweit große Nachfrage. Nun gibt die strategische Entscheidung des Schweizer Maschinenbauunternehmens Meyer Burger Anlass zur Hoffnung auf ein Comeback.

Meyer Burger hat das ehemalige Solarworld-Werk in Freiberg gekauft und will dort schon im ersten Halbjahr 2021 Module herstellen.  400 Megawatt Leistung sollen produziert werden. Bis 2026 ist sogar eine Kapazitätssteigerung auf fünf Gigawatt geplant. Auch in Bitterfeld-Wolfen hat das Unternehmen Gebäude eines ehemaligen Solarzellenherstellers angemietet und will dort Solarzellen produzieren. Fachkräfte und Kompetenzen sind in den Regionen vorhanden, auch das kommt Meyer Burger zupass.

Modulhersteller REC, ursprünglich in Norwegen gegründet, mittlerweile ebenfalls Teil eines chinesischen Konzerns mit Fertigung in Singapur, spielt mit dem Gedanken einer neuen Fertigung in Europa. Die französische Gemeinde Saargemünd an der Grenze zum Saaraland ist als Standort im Gespräch.

Lokale Produktion lohnt sich

Sind das die ersten zarten Pflänzchen eines neuen Wachstums der Solarindustrie in Deutschland und Europa? Nach Meinung von Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, besteht dafür tatsächliche eine gute Chance.

Eine Studie des Fraunhofer ISE kommt zu dem Ergebnis, dass der Personalkostenanteil in der Produktion nur noch sehr klein ist. Die Logistikkosten für den Transport der Module nach Europa seien aber gleich geblieben, prozentual sogar gestiegen. Sie machen inzwischen zehn Prozent des Preises aus. Unter diesen Vorzeichen lohne eine lokale Produktion.

Auch der europäische Branchenverband Solar Power setzt auf die Zeichen der Zeit und unterstützt das Comeback der Solarindustrie in Europa mit der im Mai 2020 gegründeten Plattform Solar Manufacturing Accelerator.

Europäischer Zubau legt zu

Die Neuinstallationen von Photovoltaikanlagen in Europa nehmen wieder zu. Besonders in Spanien wurden im letzten Jahr viele Anlagen gebaut. Mit 4,7 Gigawatt Leistung war das Land Spitzenreiter in Europa, Deutschland lag mit knapp vier Gigawatt auf Platz zwei. Fast 17 Gigawatt Leistung wurden 2019 in Europa errichtet, gegenüber dem Vorjahr eine Verdopplung.  Der Trend setzt sich fort. Im ersten Halbjahr 2020 gingen hierzulande bereits 2,3 Gigawatt ans Netz, die Vier-Gigawatt-Marke ist also auch in diesem Jahr realistisch.

Die Corona-Krise hat zudem das Bewusstsein für die Abhängigkeit von globalen Lieferketten geschärft. Stabile Lieferbeziehungen sind im Wert gestiegen. Diese Entwicklung und der wachsende europäische Markt erhöhen die Chancen für ein Wiederaufleben der Solarindustrie in Europa.

Europäischer Green Deal wird Entwicklung beeinflussen

Nicht zuletzt sieht Andreas Bett vom Fraunhofer ISE einen Einfluss des europäischen Green Deal. Wenn bei der Einfuhr von CO2-intensiv hergestellten Produkten Abgaben fällig werden, sind europäische Produkte, die mit einem stark erneuerbar geprägten Strommix hergestellt werden, im Vorteil. pf


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