SolarPower Europe: Aktionsplan zur Rettung der PV-Wechselrichter-Industrie gefordert
Angesichts des globalen Preis- und Wettbewerbsdrucks im Photovoltaik-Sektor, der nun auch große europäische Wechselrichterhersteller wie SMA und Fronius ins Wanken bringt, fordert der Branchenverband SolarPower Europe politische Gegenmaßnahmen.
04.12.2024 – Während die Produktion von Solarmodulen und -zellen bereits weitgehend von chinesischen Unternehmen dominiert wird, war die Wechselrichterproduktion bisher das stärkste Glied der solaren Wertschöpfungskette in Europa. Noch im Jahr 2023 wurden auf dem Kontinent PV-Wechselrichter mit einer Leistung von mehr als 80 GW hergestellt, wobei der Schwerpunkt (86 Prozent) auf Stringwechselrichtern lag, die besonders für Photovoltaik-Dachanlagen auf Wohngebäuden und kleinen gewerblichen Anwendungen geeignet sind, so SolarPower Europe.
Seit einigen Monaten kämpft die europäische Wechselrichterindustrie jedoch mit Schwierigkeiten, die auf weltweite Überkapazitäten in der Produktion und einen entsprechenden Preisverfall sowie einen schwächeren Zubau von PV-Dachanlagen in einigen wichtigen europäischen Märkten zurückzuführen sind.
Stellenabbau bei SMA und Fronius – Fimer insolvent
So kündigte SMA Mitte November an, bis Ende 2025 bis zu 1.100 Stellen abzubauen, zwei Drittel davon am Firmensitz im hessischen Niestetal. Damit würde jeder Vollzeitarbeitsplatz bei Deutschlands bekanntestem Wechselrichterhersteller wegfallen. Insgesamt will das Unternehmen 200 Millionen Euro einsparen.
Im Juni dieses Jahres musste der bekannteste österreichische Wechselrichterhersteller Fronius 350 Mitarbeiter in der Solarsparte entlassen. Mitte Juli strich der Konzern weitere 450 Stellen in Österreich sowie 200 bei Tochterfirmen in Deutschland und Tschechien. Noch 2022 und 2023 investierte das Unternehmen rund 420 Millionen Euro in den Ausbau der Produktionslinien an den österreichischen Standorten Sattledt und Krumau und stellt 2.000 neue Mitarbeitende ein.
Bereits 2022 rutschte der italienische Wechselrichterhersteller Fimer, der zwei Jahre zuvor das Solarwechselrichtergeschäft von ABB übernommen hatte, in die Insolvenz. Vor wenigen Tagen kündigte das Unternehmen, das nun unter Sonderverwaltung steht, den Verkauf seiner Vermögenswerte an MA Solar Italy an, eine Tochtergesellschaft der britischen McLaren Applied Group.
SolarPower Europe ruft nach Rettungspaket
Angesichts dieser Entwicklungen und der strategischen Bedeutung von Solar-Wechselrichtern für die Energiewende und die Stabilität der Energieversorgung fordert SolarPower Europe nun die EU und die Mitgliedsstaaten auf, ein Rettungspaket zu schnüren.
„Wechselrichter sind das Gehirn des Energiesystems, das Solarstrom mit Netzen, Batterien und anderen sauberen Energietechnologien verbindet, die mit der Elektrifizierung und Digitalisierung der Energiesysteme in Europa immer wichtiger werden. Europa kann es sich einfach nicht leisten, diese kritische Industrie zu verlieren und muss jetzt handeln“, fordert der europäische Solarindustrieverband.
In einem Aktionsplan sollten alle Optionen geprüft werden, einschließlich der Durchsetzung höchster Standards für Cyber- und Energiesicherheit und der Bereitstellung direkter finanzieller Unterstützungsmechanismen, um die Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene zu steigern und gleichzeitig gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten, fordert SolarPower Europe.
Führungsrolle der EU bei kritischen Kommunikationskomponenten sichern
Darüber hinaus fordert der Verband die europäischen Entscheidungsträger in Brüssel und den Mitgliedsstaaten auf, ein „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) für intelligente und sichere Elektrifizierung in Betracht zu ziehen, um öffentliche Gelder besser zu nutzen und die Führungsrolle der EU bei kritischen Kommunikationskomponenten zukünftiger Energiesysteme wie Solar-Wechselrichtern zu sichern. hcn